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Welche Verantwortung tragen Unternehmen?

Spannender Diskussionsabend zum Lieferkettengesetz im "kult" Vreden

Eva Maria Reinwald und Michael Siemen bei dem Diskussionsabend im „kult“ Vreden

Wie weit geht die Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten deutscher Unternehmen bei Produktion im Ausland? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Diskussionsabends, welcher im Rahmen der „Fairen Woche 2020“ im „kult“ Vreden stattfand. Zahlreiche Interessenten waren der Einladung des evangelischen Ausschusses für Mission, Ökumene und Weltverantwortung, dem Eine-Welt-Kreis der St.-Georg-Gemeinde und dem Eine-Welt-Kreis-Vreden gefolgt. „Das zeigt, dass das sogenannte Lieferkettengesetz viele Menschen berührt und dass Veränderungen zu mehr sozialen und ökologischen Standards gewünscht sind,“ begrüßte Monika van Beek die Besucher*innen.

In ihrem Vortrag verdeutlichte Referentin Eva Maria Reinwald vom Institut Südwind Bonn anhand mehrerer Beispiele, dass nur mit einem gesetzlichen Rahmen die Voraussetzungen für wirksamen Umweltschutz und die Achtung von Menschenrechten durch deutsche Unternehmen im Ausland umgesetzt werden kann. 

Durch einen Dammbruch bei einer brasilianischen Eisenerzmine starben 272 Menschen – obwohl der TÜV Süd Brasilien kurz zuvor die Sicherheit des Damms zertifiziert hat. Vor einer Platin-Mine in Südafrika wurden 34 streikende Arbeiter erschossen – trotzdem macht BASF mit dem Betreiber der Mine weiterhin gute Geschäfte. Überall auf der Welt leiden Mensch und Natur unter den gewissenlosen Geschäften deutscher Unternehmen. 76 Prozent der deutschen Bevölkerung unterstützen die Forderung nach einem gesetzlichen Rahmen für die Verantwortung der deutschen Unternehmen. 

Die Ziele der Gesetzesinitiative, nämlich die Einhaltung der Menschenrechte, unterstützt auch Textilunternehmer Michael Siemen aus Bocholt, der als Diskussionspartner an der Veranstaltung teilnahm und die Position der Textilindustrie verdeutlichte. Dabei zeigte er auf, welche Anforderungen an Textilunternehmen gestellt werden, die wie sein Betrieb nach dem hohen internationalen Standard GOTS zertifiziert sind und soziale sowie ökologische Standards einhalten. 

Strittig war in der von Pfarrerin Heike Bergmann moderierten Diskussion besonders der Punkt, bis zu welchen Schritten ein deutscher Unternehmer für die Einhaltung der Menschenrechte in der Produktionskette verantwortlich ist und ob bei Menschenrechtsverletzungen ausländische Arbeiter das deutsche Unternehmen in Deutschland verklagen können.

Kirchliche Vertreter, die zu den über 100 Organisationen der Initiative „Lieferkettengesetz jetzt“ gehören, machten deutlich, dass freiwillige Verpflichtungen von Unternehmen in den letzten 40 Jahren zu keiner Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder dem Verbot von Kinderarbeit geführt haben. 

Detaillierte Informationen und eine Online-Petitionen an den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gibt es im Internet unter www.lieferkettengesetz.de.