Seelennahrung - Impulse für jeden Monat
Jeden Monat wird ein kleines Gericht für die Seele auf dieser Seite eingestellt - eine Seelenspeise, Herzensgedanken für den Glauben - verkosten Sie es und lassen sich überraschen.
Verantwortlich für die Seelenspeisen ist der Ausschuss Gottesdienst und Spiritualit.
Der Impuls für Oktober stammt von Pfarrerin Susanne Falcke, Superintendentin des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken.
Im November bekommen wir Menschen ein besonderes Gefühl für die Endlichkeit unseres kleinen Lebens. Die Blätter fallen von den Bäumen, die Tage werden kürzer, und vielen macht der Lichtmangel zu schaffen: Eine trübe Firniss legt sich auf die Seele, auf die Gefühle und unsere Gedanken.
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
Lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
(Rainer Maria Rilke)
Das Weinen des Todes „mitten in uns“ wird, so glaube ich, im November besonders hörbar, auch da wir im November an unsere Verstorbenen denken, an die, die uns vorangegangen sind, die unser Leben geprägt haben und die uns fehlen.
Es ist gut, das Weinen des Todes mitten im Leben zuzulassen, denn es ist für uns eine wichtige Übung, der Fragilität und Endlichkeit unseres Lebens gewahr zu werden, und als Konsequenz daraus das Leben umso mehr zu schätzen, zu feiern und zu achten.
Der Tod ist groß, das ist wahr, und die vielen Tode in den Kriegsgebieten dieser Welt führen uns das tagtäglich vor Augen.
Aber für uns als Christinnen und Christen ist diese große dunkle Wahrheit nur die eine Seite der Medaille, auf deren anderer Seite die Hoffnung auf neues Leben steht, das Gott uns verspricht.
Diese Hoffnung wird für mich wunderbar in Psalm 16 Vers 10 auf den Punkt gebracht:
„Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen.“ Trotzig verwahrt sich der Psalmdichter gegen die Allmacht des Todes und setzt ihm das Futur der Hoffnung entgegen: Gott wird unsere Seele nicht dem Tod überlassen.
„Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen“: gerade wenn das Licht der Sonne im Herbst abnimmt, nagen die dunklen Gedanken umso mehr an uns: Wenn die Seele sich nicht mehr aufschwingen kann, wenn die Gefühle versteinern und die Gedanken sich verhärten, ist das wie ein kleiner Tod mitten im Leben: Aber auch dagegen steht die Hoffnung auf Hilfe von oben: Gott überlässt unsere Seele nicht den Todesmächten, die uns die Lebensenergie aus der Seele saugen wollen, er führt uns ins Licht, ins Leben hinein, auch jetzt im November.