Der Impuls für Juni 2024 stamtt von Dr. Esther Sühling, geistliche Begleitung, Prädikantin Billerbeck

Wenn ich verliebt bin, strahle ich etwas anderes nach außen, als wenn ich zornig bin. Das ist allgemein bekannt. Ich wirke von innen nach außen.

Aber mein Äußeres wirkt auch auf mein Innerstes. Schon wie ich mich bewege, strahlt auf mein Innerstes zurück, wie der 1960 veröffentlichte Cartoon über Charlie Brown zeigt (hier zu sehen).
Also: Lächelst Du und gehst aufrecht, fühlst Du dich besser, gehst du mit gesenktem Haupt und langsam,  wird es innerlich dunkler und depressiver.

Mittlerweile wird dies auch manchmal therapeutisch genutzt: Menschen, die ihre Stirnfalten mit dem Botulinum Toxin "wegspritzen" lassen, empfinden weniger Wut und Ärger und können diese auch schlechter beim Anderen erkennen. Man wird emotional quasi "ruhiger". (Ob das immer so erstrebenswert ist?)

Also - kann ich mein Äußerstes bewusst gestalten, um bestimmte Dinge auszusagen.

Denn: wie ich mich äußerlich gebe, so komme ich an, auch bei mir im Inneren - egal ob mit Körperhygiene, Parfüm, Kleidung, mit der Frisur, mit der Schminke.

Also ist genau das auch ein Teil der Selbstfürsorge - etwas, was zum Leben gehört.

Letztens, in einem Wochenendkurs (Kreativtage zum Auftanken) war das Schminken ein Programmpunkt - Wie kann ich mehr ernstgenommen werden, wie merken die Menschen, dass ich etwas zu sagen habe? Wie kann ich Stärke oder Weichheit ausstrahlen? u.a.
Wir haben erfahren und erlebt, wie die Teilnehmerinn so dezent geschminkt wurden, dass man es kaum sah. Z.B. nur mit Augenbrauengel, Verstärkung der Wimpern und Lippenpflege (keinesfalls Labello!). Und wie sie komplett anders wirkten. Wow, konnte ich nur immer wieder sagen.

Für mich war das überraschend: Bewusst mein Äußerstes zu gestalten, um eine Außenwirkung - und eine Innenwirkung zu erziehlen. Ich hatte Schminken früher immer verdammt - das war meines Erachtens nach oberflächlich oder gar unchristlich, obwohl sich die Bibel nicht gegen das Schminken stellt - und das Salben ja u.a. auch zur Körperpflege dazugehört.

Menschen lassen sich schminken - damit sie attraktiver wirken und "besser" ankommen. Um dominanter, markanter, weicher, selbstbewusster, klarer oder diplomatischer zu wirken. Im professionellen Bereich Männer wie Frauen - und sehen durchaus nicht geschminkt aus. Oder glaubt Ihr, im Fernsehen ist irgendeiner ungeschminkt?

Mit Schminken ist es wie mit vielen Dingen: es gibt zwei Seiten:

Schminken kann die eigene Persönlichkeit  mehr erstrahlen lassen, du kannst das ausstrahlen, was Du willst. Denn es ist ja auch so, dass ein Mensch sich innerhalb von einer Zehntelsekunde entscheidet, ob jemand anderes sympathisch ist oder nicht.

Und Schminken kann wie ein Gesichtschleier werden - dass niemand sieht, wie du im Inneren bist. Dass Du Dich selbst kaum ansehen kannst, wenn Du nicht geschminkt bist. Sie kann sogar Ausdruck der eigenen Angst , innerlich wie äußerlich, werden: Keiner darf sehen, wie ich wirklich bin. Sie kann zur Maske werden.

Schminken, Frisur, Kleidung, Hygiene, Parfüm - das sind Dinge, die leicht zu handeln sind und eine große Außenwirkung haben. Und ich darf ja dazu sagen - verstecken muss ich mich nicht. Zu mir und meinem Körper gut zu sein, das ausstrahlen was ich leben will - das gehört auch zu einer geliebten Gotteskindschaft.

Fazit:
Die äußere Schönheit kann und soll der inneren Schönheit dienen, ich darf ja zu mir sagen - und das darf ich auch äußerlich zeigen.