Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Kinderarbeit den Kampf ansagen

Dr. Jean-Gottfried Mutombo und Katja Breyer stellten Problematik in einem Online-Workshop dar

Dr. Jean-Gottfried Mutombo und Katja Breyer (Foto: Elvira Meisel-Kemper).

Das ausbeuterische System der Kinderarbeit steht in diesem Jahr auf der Agenda der Vereinten Nationen. Pfarrerin Heike Bergmann, Frauenreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, hat dazu die Referenten Dr. Jean-Gottfried Mutombo und Katja Breyer vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen (MÖWe) eingeladen.

Bergmann begrüßte zunächst die 14 Teilnehmer der Online-Konferenz aus dem gesamten Kirchenkreis. Mutombo sensibilisierte mit einem geistlichen Impuls für das Thema: „Es ist nicht verboten, den Eltern bei der Hausarbeit zu helfen. Wenn wir in der Nachfolge Jesu leben wollen, bedeutet das, Kinder vor Ausbeutung und Mißbrauch zu schützen.“

Katja Breyer definierte zunächst den Begriff der Kinderarbeit: „Das ist die Arbeit von Kindern, die die Ausbildung eines Kindes be- und verhindert, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder Moral beeinträchtigen.“ 160 Millionen Kinder seien weltweit durch Kinderarbeit belastet. Durch die Corona-Pandemie haben sich die leichten Fortschritte in der Eindämmung der Kinderarbeit in Rückschritte verwandelt. 72,1 % der Kinderarbeit erfolge in den Familien. „Die Ursache für die Kinderarbeit ist die Armut als Ergänzung für den Verdienst der Erwachsenen oder als Ersatz“, so Breyer.

Am Beispiel der Kakao-Produktion zeigte Breyer auf, wie hoch der Gewinn der Schokoladenproduzenten sei und wie gering der Verdienst der 1,5 Millionen Kinder in Westafrika ist. „Der Gewinn geht an die Supermärkte und an die Schokoladenproduzenten, das wenigste Geld geht an die Kakaobauern. Es muss ein faires Einkommen für die Kakaobauern gesichert werden, um ihre Existenz zu erhalten. Dann können die Kinder auch zur Schule geschickt werden“, lautete die Forderung von Breyer.

Dr. Jean-Gottfried Mutombo stellte am Beispiel der Coltan- und Kobalt-Gewinnung im Kongo dar, wie sehr der Wunsch der Industriestaaten nach diesen Rohstoffen die Kinderarbeit befördere. „Da wo Coltan und Kobalt im Kongo abgebaut werden, wurde ich geboren. Damals arbeiteten nur Erwachsene in den Minen. Heute arbeiten über 40.000 Kinder in den Minen“, so Mutombo. Seit 25 Jahren herrsche überdies Krieg im Kongo. Vor allem der Handy-Boom, die zunehmende Technisierung mit Computern und E-Fahrzeugen habe zu einem wachsenden Bedarf dieser Rohstoffe geführt. „Die Welt führt zur E-Mobilität über den Kongo“, ergänzte er. 60 % des Kobaltbedarfs auf dem Weltmarkt liefere der Kongo. 20 % der Kobalt-Gewinnung leisteten Kinder. „Wo früher Felder waren, wird jetzt Kobalt abgebaut. Die Menschen verhungern buchstäblich.“ Kindersoldaten bewachten den Abbau der Rohstoffe. Die Gewinne aus dem Abbau würden in Waffen umgesetzt.

Existenzsichernde Preise und die Änderung des Lieferkettengesetzes wären wichtige Grundlagen, um Kinderarbeit zu bekämpfen. Darin waren sich die Referenten mit den Teilnehmern einig.

Elvira Meisel-Kemper