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Handeln kommt aus der Hoffnung

Tsitsi Dangarembga - Friedenspreisträgerin 2021 zu Gast in Ahaus

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Ahaus

Tsitsi Dangarembga - alle Bilder: Elvira Meisel-Kemper

Übersetzerin Hanne Brüning, Autorin & Preisträgerin Tsitsi Dangarembga, Moderatoren Dr. Nikolaus Schneider und Kerstin Hemker

Njamy Sitson (Gesang) und Rhani Krija (Percussion)

Carola von Seckendorff liest aus "Aufbrechen" und "Überleben"

Als erste schwarze Frau hat Tsitsi Dangarembga den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten. Bei der Preisverleihung in Frankfurt ehrte Auma Obama sie als eine der wichtigsten Stimmen Afrikas. Vier Tage später war die frisch gekürte Preisträgerin zu Gast in Ahaus.

Als Tsitsi Dangarembga 1959 geboren wurde, hieß ihre Heimat noch Südrhodesien und war britische Kronkolonie. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie in England. Ihren ersten Roman „Nervous Conditions“ (dt.: Aufbrechen) schrieb sie mit 25 Jahren. Er gilt heute als erster afrikanischer Frauenroman und die BBC wählte ihn 2018 zu einem der 100 Bücher, die die Welt geprägt haben. Wie ihre eigene Biografie steht die Romanheldin Tambu sinnbildlich für die schwierige, leidvolle Emanzipation schwarzer Frauen im südlichen Afrika.

In den 90er Jahren studierte Tsitsi Dangarembga Film in Berlin. Seit 2000 lebt sie mit ihrer Familie wieder in Simbabwe. Bald nach ihrer Rückkehr in die Heimat gründete sie den Verband für weibliche Filmemacherinnen in Simbabwe. Seitdem ermutigt sie junge Frauen, Alltagsgeschichten von Frauen zu erzählen und für ihr Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung zu kämpfen. Die Liste ihrer eigenen Filme ist länger als die ihrer Bücher. Im Mittelpunkt ihres Besuchs in Ahaus standen jedoch ihre beiden bislang ins Deutsche übersetzten Romane „Aufbrechen“ und „Überleben“, in Auszügen packend vorgetragen von Carola von Seckendorff.

Musikalisch gerahmt wurden der Abend von zwei begnadeten Weltmusikern. Rhani Krija und Njamy Sitson nahmen das Publikum mit auf eine faszinierende musikalische Weltreise. Das Gespräch mit Tsitsi Dangarembga führten Nikolaus Schneider und Kerstin Hemker. Ihren Fragen merkten man an, dass sich beide intensiv mit Werdegang und Werk der Autorin beschäftigt hatten. Die Antworten ihres Talkgastes waren im Ton unaufgeregt und leise, aber in der Sache oft schmerzlich hellsichtig und klar.

Tsitsi Dangarembga ist Mitglied unserer Partnerkirche in Simbabwe. Mit einer Delegation der Martin-Luther-Kirche war sie 2019 zu Gast beim Kirchentag in Dortmund und es gab bereits Kontakte zu ihr. Das Zustandekommen und Gelingen des Abends war darüber hinaus dem guten Zusammenspiel vieler Beteiligter zu verdanken. Ein besonderer Dank geht namentlich an Kerstin Hemker von der Deutsch-Simbabwischen-Gesellschaft, Nikolaus Schneider von der vhs, Karen Jungkamp und Sebastian Frankemölle von der Stadt Ahaus. „Die Veranstaltung hat eindrucksvoll gezeigt hat, was das Kulturquadrat leisten kann. In der Kooperation waren wir mehr als die Summe der Einzelteile“, resümierte Karen Jungkamp.

„Wenn ihr wollt, dass euer Leiden aufhört, müsst ihr handeln. Handeln kommt aus der Hoffnung", ist die tiefe Überzeugung der Friedenspreisträgerin. Aktuell läuft in Simbabwe ein Gerichtsverfahren gegen sie, weil sie vor einem Jahr gemeinsam mit anderen zu einer Demonstration gegen Korruption im Land aufgerufen hat. Die Verhandlung wurde mehrfach verschoben und soll nun im Dezember stattfinden. Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten bei ihr.

Olaf Goos

Stimmen zum Abend

Der Abend mit Tsitsi Dangarembga war für mich eine Sternstunde. Es ist beeindruckend, wie sie in der schwierigen, bedrückenden Situation in Simbabwe ausharrt und dort als Schriftstellerin und Filmemacherin die Stimme erhebt. Sie hinterfragt damit auch unsere europäische Sichtweise auf die Welt. Dr. Nikolaus Schneider, vhs aktuelles forum

Ihre Wachheit, Klugheit und Klarheit haben mich sehr beeindruckt. Sie hat einen Perspektivwechsel ermöglicht, über unsere europäische Sicht auf die Welt hinaus. Ihre Fähigkeit als Übersetzerin zwischen den Kulturen ist das, was ihre Bücher so unglaublich wertvoll macht. Karen Jungkamp, Kulturamt Ahaus

Der Abend mit Tsitsi Dangarembga hat mich noch viele Tage danach begleitet. Ich war beeindruckt von der Autorin, die so eine ruhige, kluge Gelassenheit ausstrahlte. Aber auch die Musiker, die dem perfekt organisierten Abend den atmosphärisch richtigen Rahmen gaben, werde ich so schnell nicht vergessen. Eine der Veranstaltungen, wo man nachher denkt: wie schön, dass ich das erleben dürfte. Barbara Pfeifer, Buchhändlerin