Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

„Wertevermittlung ist uns wichtig“

Superintendentin Susanne Falcke besuchte Hermann-Emanuel-Berufskolleg

V.l. Edgar Wehmeier, Denise Diehl, Susanne Falcke. Foto: Kirchenkreis / Knorr

„Wir sind bunt!“ lautet das Motto des Hermann-Emanuel-Berufskollegs des Kreises Steinfurt. Davon überzeugen konnte sich Superintendentin Susanne Falcke bei einem Besuch der Bildungseinrichtung, bei dem die derzeitige Praxis und die Zukunft des Religionsunterrichtes im Mittelpunkt standen.

„Wir sind mit Blick auf die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche besonders privilegiert“, betonte Schulleiterin Denise Diehl, „wir freuen uns sehr, dass das möglich ist.“ Am Hermann-Emanuel-Berufskolleg unterrichten mit Edgar Wehmeier und Christa Liedtke zwei Pfarrer:innen aus dem Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken Religionslehre und sind darüber hinaus in der Schulseelsorge aktiv. Immer wieder gäbe es Schicksalsschläge und Trauerfälle in der Schüler:innenschaft oder im Kollegium, so Diehl, außerdem bildeten Themen wie Flucht und Corona Anlässe, bei denen eine seelsorgliche Begleitung nötig sei. „Es wäre ein großer Verlust, wenn wir an der Schule keine Pfarrer:innen mehr hätten“, machte Diehl deutlich.
„Das sind zwei tolle und engagierte Kolleg:innen, die hier ihren Dienst tun“, betonte Falcke. Wehmeier sei für den Kirchenkreis als Bezirksbeauftragter für die Erteilung Evangelischer Religionslehre an Berufskollegs zuständig, Christa Liedtke habe durch ihre enge Vernetzung mit dem Trägerverbund der Kindertagesstätten im Kirchenkreis viel Praxisbezüge, die sie in ihre Arbeit in der Erzieher:innenausbildung einbringe.

Rund 2.000 Schülerinnen und Schüler besuchen das Hermann-Emanuel-Berufskolleg an den Standorten Burgsteinfurt und Emsdetten. Es handelt sich um ein sogenanntes Bündel-Berufskolleg: unterschiedliche Fachrichtungen befinden sich unter einem Dach (Wirtschaft und Verwaltung, Gesundheit, Erziehung und Soziales sowie Mathematik und Informatik). In den Bildungsgängen des Berufskollegs können Schüler:innen vom Hauptschulabschluss bis zum Vollabitur alle Schulabschlüsse erlangen. Entsprechend heterogen ist die Schüler:innenschaft: Das Altersspektrum reicht von ca. 16 bis 24 Jahren, die familiären und kulturellen Hintergründe sind divers, das Einzugsgebiet reicht von Ochtrup bis Saerbeck. Was auffällt: 83 % der Schülerinnen und Schüler bekennen sich zu einer Religion, davon sind 17 % Evangelisch, was in der Münsterländer Diaspora eine beachtliche Zahl ist.
Das Fach Religion werde an allen Berufskollegs erteilt, so Edgar Wehmeier, denn das Grundgesetz regele, dass alle Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Schulen Religionsunterricht erhalten. „Muslimische Schülerinnen und Schüler nehmen gerne und mit großer Offenheit am evangelischen und katholischen Religionsunterricht teil“, berichtete Wehmeier. Er erläuterte, dass von der Verfassung her konfessioneller Religionsunterricht erteilt werden müsse. Weil es aber nicht genügend Lehrkräfte gebe und die Schüler:innen den Unterricht im Klassenverband bevorzugten, werde konfessionsverbindender Unterricht erteilt, zu dem auch Schüler:innen anderer Religionen eingeladen seien. „Wir machen sehr gute Erfahrungen damit, es gibt nur wenige Abmeldungen“, so Wehmeier. Nur im Abiturbereich sei ein konfessionell getrennter Unterricht vorgegeben. Ein Ersatzangebot wie Ethik oder Praktische Philosophie sei in der Regel personell nicht leistbar, auch darum lege man viel Wert auf den Religionsunterricht an der Schule: „Die Wertevermittlung ist uns wichtig“, betonte Diehl.

Im Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken unterrichten zurzeit zehn Pfarrerinnen und Pfarrer an öffentlichen Schulen und das überwiegend an berufsbildenden Einrichtungen. „Das ist ein Schwerpunkt, der sich mit der Zeit herausgebildet hat“, erläuterte Susanne Falcke. „Wir gehen auf einen starken Pfarrer:innenmangel zu und das wird sicherlich auch die Pfarrstellen am Berufskollegs treffen“, wagte sie einen besorgten Blick in die Zukunft. Doch wäre es hier besonders wichtig, weiterhin als Ansprechpartner vor Ort zu sein. „Als Kirche dürfen wir uns nicht in unsere „Bubble“ zurückziehen“, betonte Falcke. Die junge Generation braucht auch in Zukunft den unverzweckten Austausch über das, was im Leben trägt. Und wir als Kirche brauchen ihre Resonanz, um am Ball zu bleiben, so Falcke.