Am 1. März wurde Tamás Szőcs in einem Festgottesdienst als Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und als Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Gronau verabschiedet.
Viele Weggefährten, Freunde und Kollegen waren gekommen, um Abschied von Szőcs zu nehmen, der bald als Kreiskantor nach Graz wechselt.
Der Gottesdienst wurde von Superintendentin Susanne Falcke und Diakon Lukas Klee geleitet. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von einem Projektchor aus dem Kirchenkreis, dem Frauenchor "Chorus Cantabile" sowie den Posaunenchören der Kirchengemeinde Gronau. Die Violinist:innen Susanne Broekhuijsen und Karl Sousa bereicherten die Veranstaltung. Die musikalische Gesamtleitung lag bei den Kantorinnen Simone Schnaars, Hannah Parry und Szőcs selbst.
20 Jahre Kirchenmusik in Gronau
Superintendentin Falcke betonte in ihrer Ansprache: "Ich bin mir sicher, dass heute die eine oder andere Träne fließen oder verdrückt werden wird. In den vielen Jahren Ihres Dienstes hier in Gronau und in unserem Kirchenkreis haben Sie viel bewirkt, Menschen mit Ihrer Mischung aus Talent, Kreativität, Entschlossenheit und Herzblut bewegt, getröstet und inspiriert. Sie werden vielen sehr fehlen."
Szőcs kam 2002 durch seine Frau Martha nach Gronau, die dort als Kirchenmusikerin tätig war. 2005 bewarb er sich auf eine freigewordene halbe hauptamtliche Stelle, nach dem A-Examen an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford 2009 übernahm er das Kreiskantorat des Kirchenkreises. Parallel dazu schloss er seine hymnologische Promotion an der Universität Mainz ab.
In knapp 20 Jahren gestaltete, begleitete und verantwortete er rund 200 Konzerte in Gronau, im Kirchenkreis und darüber hinaus. Zudem organisierte er zahlreiche Konzerte für andere Musiker. Besonders das Orgelprojekt in der Stadtkirche prägte sein Wirken seit 2008. Die Restaurierung und Umsetzung der Wilhelm-Sauer-Orgel aus Dortmund-Dorstfeld wurde durch sein kreatives und gekonntes Fundraising zu einem Lebensprojekt. Dabei war ihm nicht nur der Bau der Orgel wichtig, sondern vor allem die Gemeinschaft der Menschen, die sich für das Projekt zusammenfanden.
Sein Einsatz wurde mit mehreren Auszeichnungen gewürdigt, darunter "Orgel des Jahres 2019", der "Denkmalpreis des Kreises Borken" und der "Kulturpreis der Stadt Gronau 2022". Wichtiger als Ehrungen war ihm jedoch immer der persönliche Kontakt zu den Menschen: den über 1.000 Spender:innen für das Orgelprojekt, Konzertbesucher:innen, Chormitgliedern und vielen weiteren Wegbegleitern. „Sie hinterlassen eine riesige Lücke!" Falcke hatte diese Worte kaum ausgesprochen, da erhoben sich die Menschen von den Kirchbänken und klatschten minutenlang.
Emotionale Abschiedsworte und Dank
Beim anschließenden Empfang in der Stadtkirche würdigte Christian Bohn, Organist in Gemen, Szőcs als weit mehr als nur einen musikalischen Leiter: „Du warst Motivator, Organisator, Antreiber und nicht zuletzt Witzeerzähler. Du hast Bindungen geschaffen und mit Leidenschaft und Hingabe deinen Dienst erfüllt. Danke für alles. Du wirst hier echt vermisst werden."
Landeskirchenmusikdirektor Harald Sieger bezeichnete Szőcs als "Möglichmacher". Er hob sein riesiges Engagement weit über die Grenzen des Kirchenkreises hinaus hervor und seinen Einsatz für die Nachwuchsausbildung: „Danke für dein Wirken in Gronau, Westfalen, weltweit."
Auch Gronaus Bürgermeister Rainer Doetkotte dankte Szőcs für sein Wirken: „Das, was Sie für die Stadt getan haben, wird bleiben." Er erinnerte sich mit einem Augenzwinkern: „Als die Sauer-Orgel eingebaut wurde, haben Sie mich angerufen und gefragt, ob ich helfen wolle. Sie sagten, das Fernsehen komme übrigens auch."
Pfarrer Uwe Riese überreichte Szőcs ein Bild der Sauer-Orgel mit den Worten: „Wir werden oft, wenn diese Orgel erklingt, an dich denken. Du gehst in die Geschichtsbücher der Gemeinde ein."
Die Soulful Swinging Sisters und der Projektchor brachten zum Abschied noch zwei Ständchen, während Jugendreferent Thomas Flachsland einige mit KI erstellte Szenarien präsentierte, wie es nun ohne Szőcs mit der Sauer-Orgel weitergehen könnte. Die KI hatte auch Ideen für die passende Musik – karibische Klänge auf der Orgelempore oder ein Hard Rock-Konzert im Kirchraum. Zum Abschied formulierte sie: „Der Kantor geht, die Pfeifen bleiben."