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„Musikalische Impfdosis der Hoffnung“

Trio mit Kreiskantor Dr. Tamás Szőcs begeisterte mit Online-Jazz-Konzert zum 1. Mai

Das war eigentlich klar. Wenn Kantor Dr. Tamás Szőcs an der Wilhelm-Sauer-Orgel der Ev. Stadtkirche in Gronau die schwarzen Socken mit dem hellen Violinschlüssel angezogen hat, kommt bestimmt immer etwas Besonderes. So war es auch am 1. Mai. 

„Ich hoffe, wir können Ihnen eine kleine musikalische Impfdosis der Hoffnung verabreichen dafür, dass wir alle bald wieder ein ziemlich normales Leben zurückerhalten“, sprach er vielen Online-Zuhörer*innen an den verschiedenen elektronischen Endgeräten seine besten Wünsche aus. Diesmal war das Online-Konzert aus der Stadtkirche mit „Dreams & Streams“ überschrieben. Für diese therapeutisch gut gemeinte Maßnahme hatte sich Tamás Szőcs den versierten Tenor-Saxofonisten Peter van den Broek und den Schlagzeuger Helge Dichanz an die Seite geholt; nicht zu vergessen die kleine Holzfigur „Little Joe“, die mit Mund-Nasen-Maske ganz coronakonform einen kleinen Kontrabass umarmte. 

Die 1904 gebaute Wilhelm-Sauer-Orgel, die nun seit einiger Zeit ihren Platz aus Dortmund kommend in Gronau gefunden hat, ist mit Blick auf das beschwingt und soulig swingende vorgesehene 1.-Mai-Abendprogramm ja ein Kind des frühen 20. Jahrhunderts, in dem der Jazz einen fulminanten Siegeszug antrat. „Diese schöne Orgel soll sich heute erstmalig in Gronau in diesem Musikgenre mit ihren romantischen Klangfarben als Solo-Instrument und als Element in einem Jazz-Trio präsentieren“, kündigt der Kantor an. 

Und der legte dann umgehend mit einem „glänzenden“ Intro zu Duke Ellingtons „Satin Doll“ los. Ganz gekonnt und spielfreudig sprangen ihm Peter van den Broek und Helge Dichanz danach zur Seite und zauberten echtes Jazz-Feeling auf die Orgelbühne. Dass alles auch genauso in Bild und Ton bei den online-verbundenen Hörer*innen ankam, dafür sorgte das Team von „audiokonzept support & sales“ aus Ahaus. Die „Bühne“ war in dezentes buntes Licht getaucht und neben der Musikerverfolgung konnten sich die Zuseher*innen an den Endgeräten auch an interessanten Bildüberblendungen erfreuen. 

Im Mittelpunkt stand aber das notenstarke Trio „Szőcs-van den Broek-Dichanz“, das beschwingt durch Songs von Cole Porter („Night an day“), Morris Albert („Feelings“), Stevie Wonder („You are the sunshine of my love“) und Henry Mancini („Moon River“) schlenderte. Hoch interessant und unterschiedliche Musikgenres miteinander verbindend war etwa in der Mitte der Darbietungen die Solo-Orgelkomposition „Mozart Changes“ von Zsolt Gárdonyi, einem Landsmann des Gronauer Kantors, der „mozärtliche“ Themen immer wieder in jazzige Episoden kippen und gleiten ließ, um dann mit einem fulminanten  jazz-konformen Schluss  zu überraschen.

Peter van den Broek und Tamas Szőcs ließen in den übrigen Kompositionen gegenseitig Raum für gekonnte Improvisationen und Helge Dichanz‘ Können sprühte nicht nur bei dem Stevie-Wonder-Song echte Funken.

Über die sogenannte Chat-Funktion des YouTube-Videos, https://www.youtube.com/watch?v=ruIcJ8pXGDEdas man auch jetzt noch im Internet finden kann (Klick auf den Link), spendeten die Live-Zuhörer*innen Lob und virtuellen Beifall (viele Klatsch-Emojis). Und so wie sie mit Duke Ellington begonnen hatten, so verabschiedeten sich die engagierten Musiker mit dessen „Don’t get around much anymore“.

► Statt Eintrittsgeld freut sich der Orgelbauverein Gronau auch im Nachhinein noch über Spenden für Musikprojekte mit und rund um die Sauer-Orgel (Spendenkonto: Orgelbauverein der Ev. Stadtkirche Gronau,  Sparkasse Westmünsterland, IBAN: DE84 4015 4530 0182 0075 00; Volksbank Gronau-Ahaus eG, IBAN:  DE62 4016 4024 0000 4466 00

Martin Fahlbusch