Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Kirchliche Frauen fordern Abschiebestopp

Resolution gegen die Abschiebung von Roma und anderen Minderheiten verabschiedet

v.l.n.r.: Heike Bergmann (Frauenreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, Evangelische Frauenhilfe Bezirksverband Steinfurt-Ahaus), Gertrud Roth (kfd Dekanat Vreden), Hildegard Schlechter (Evangelische Frauenhilfe Bezirksverband Bocholt Coesfeld), Anne Haverkock (kfd Dekanat Ahaus), Petra Rottlaender (kfd Teamsprecherin Dekanat Borken), Marie-Luise Beidenhauser-Wansorra (Evangelische Frauenhilfe Bezirksverband Steinfurt-Ahaus), Barbara Richter-Hoffschlag (kfd Teamsprecherin Kreisdekanat Borken), Mechthild Harpering (kfd Teamsprecherin Dekanat Ahaus)

Kreis Borken – „Abschiebungen von Familien, die seit Jahren und Jahrzehnten mit ihrer Familien hier leben, darf es nicht geben“. Diese Forderung stellen die beiden kirchlichen Frauenverbände, die Katholische Frauengemeinschaft im Kreis Borken (kfd) und die Bezirksverbände der Frauenhilfe im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. Die Sprecherinnen der vier Kreisdekanate und der beiden evangelischen Bezirksverbände trafen sich am 30. März auf der Jugendburg Gemen, um gemeinsam eine Resolution an die Innenminister des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen zu unterzeichnen. 

Anlass ist die Aussetzung des Abschiebestopps für Roma, Ashkali und andere Minderheiten in den Kosovo zum 31. März 2011: Seit April 2010 besteht ein Rückübernahmeabkommen mit dem Kosovo. Der „Winter-Abschiebestopp“ läuft nun aus und die betroffenen Familien müssen wieder um ihren Verbleib bangen. Es geht um insgesamt 12.000 Menschen, wovon etwa die Hälfte Kinder sind.

Zum Hintergrund der Resolution

Gerade die Jugendlichen und Kinder erwartet im Kosovo, dem „Armenhaus Europas“, die absolute Perspektivlosigkeit. Studien der OECD, zahlreiche Augenzeugenberichte, vor allem aber eine Unicef-Studie aus dem vergangenen Jahr schildern die aussichtslose Situation für Roma, Ashkali und Kosovo-Ägypter: Die meisten Familien dieser Volksgruppen leben seit 15 bis 20 Jahren in Deutschland. Die Kinder sind hier geboren, gut integriert und steuern auf einen Schulabschluss oder Ausbildung zu. Sie sprechen kein Albanisch und haben das Land ihrer Eltern nie kennen gelernt. Ihre Heimat ist Deutschland. Die Behörden und Kommunen im Kosovo sind mit der Integration der „Rückgeführten“ völlig überfordert. Es gibt keine Arbeit, die meisten der Kinder und Jugendlichen können dort nicht zu Schule gehen, die medizinische Versorgung ist desolat ist und die Unterkünfte mehr als notdürftig. Verzweiflung und Resignation in den Familien sind groß. In Deutschland hätten sie Lebenschancen gehabt und die Möglichkeit, integrierte Bürgerinnen und Bürger zu werden.

Zum Inhalt der Resolution

Die kirchlichen Frauenverbände, die den größten Teil der kirchlichen Basis im Westmünsterland repräsentieren, wollen sich deshalb mit dem Entschluss der Bundesregierung vom letzten Jahr nicht abfinden. Sie sehen in dem Rückübernahmeabkommen eine massive Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention. Mit ihr hat sich auch Deutschland verpflichtet, dass das Kindeswohl obersten Stellenwert hat und die Rechte der Kinder und Jugendlichen bei allen politischen, gesetzgeberischen und behördlichen Entscheidungen Vorrang haben. Deshalb werden Bund und Land NRW eindringlich aufgefordert, einen Abschiebestopp für Minderheiten aus dem Kosovo und ein Bleiberecht aus humanitären Gründen für diese Menschen zu beschließen. 

Zur Entstehung der Resolution

Zu einer gemeinsamen Resolution im Kreis Borken veranlasst sahen sich die evangelischen und katholischen Frauenverbände durch eine Absprache im vergangenen Jahr: Der Bezirksverband der Evangelischen Frauenhilfe Steinfurt-Ahaus verabredete mit den Frauen des kfd, vor allem im Dekanat Ahaus, sich bei wichtigen Aktionen gegenseitig zu unterstützen. Bei einer Veranstaltung gegen die Abschiebung 2010 in Gronau waren dann Frauenreferentin Heike Bergmann und die Teamsprecherin des Dekanats Ahaus (eines von vieren im Kreis Borken) Mechthild Harpering gleichermaßen betroffen durch das Thema. „Wir haben uns vorgenommen, darüber in Kontakt zu bleiben“, berichtet Heike Bergmann. Die Frauenreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken ist froh über die gute ökumenische Zusammenarbeit: „Die Dekanatssprecherinnen und die Kreisdekanatssprecherin Barbara Richter-Hoffschlag sind sehr engagiert. So ist die gemeinsame Aktion zustande gekommen.“ Weiter Zusammenarbeiten werden die beiden Frauenverbände beispielsweise auch bei der Mahnwache am 26. April zum Gedenken an die Tschernobyl-Katastrophe vor 25 Jahren.