Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Kirche sollte ein Ort sein, an dem sich jeder wohl fühlt

Svenja Vennemann wurde vor Kurzem als jüngstes Mitglied in das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Burgsteinfurt eingeführt

Svenja Vennemann. Foto: privat

Sie sind mit 21 Jahren das jüngste Mitglied im Presbyterium. Fühlen Sie sich wohl in dem Gremium, in dem die meisten Mitglieder mindestens 30 Jahre älter sind als Sie?
Bevor ich an meiner ersten Presbyteriumssitzung teilgenommen habe, habe ich mir natürlich ein paar Gedanken gemacht. Ich dachte, es würde für mich schwer werden Anschluss zu finden und ich hatte auch Bedenken, nicht ernst genommen zu werden. Aber schon vor der Sitzung wurde ich wirklich herzlich empfangen und ich hatte einzelne Gespräche, in denen mir die Strukturen und der aktuelle Stand ausführlich erklärt wurden. Wenn ich Fragen habe, kann ich mich immer bei jemandem melden. Meine Sorgen konnte ich also ziemlich schnell wieder loswerden. Ich habe auch von allen die Rückmeldung bekommen, dass sie sich wirklich freuen, dass ich dabei bin und ich fühle mich auch sehr willkommen. Ein paar aus dem Presbyterium kenne ich tatsächlich auch schon Jahre lang. Dadurch war für mich auch vieles einfacher. Natürlich habe ich schnell gemerkt, dass ich auf manche Dinge eine andere Sichtweise habe und es ist anfangs natürlich auch schwer, mitten in einer Periode Teil eines Gremium zu werden, welches bereits seit einiger Zeit an bestimmten Dingen arbeitet. Dennoch halte ich es für eine große Chance als junges Mitglied dabei zu sein. Gerade im Hinblick auf die Zukunft, habe ich auf Grund des Altersunterschiedes die Möglichkeit eine andere Perspektive einzubringen. Ich muss mich noch an die Arbeit gewöhnen und ich denke, dass das auch noch seine Zeit brauchen wird, aber ich bin sehr positiv gestimmt.


Ihre Berufung zur Presbyterin hat auch mit dem Jugendbeteiligungsgesetzt der Landeskirche zu tun. Das Gesetz fordert Kirchengemeinden auf, junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren in das Leitungsgremium zu berufen, damit die junge Generation bei Entscheidungen auch eine Stimme hat. Braucht es ein Gesetz, um junge Menschen für die Arbeit im Presbyterium zu gewinnen? Oder anders gefragt: Was müsste sich ändern, damit junge Menschen Lust haben, im Presbyterium mitzuarbeiten?
Leider ist es ja so, dass man erst mit 18 ins Presbyterium gewählt werden kann. Für viele junge Menschen verändern sich genau in dieser Zeit die gewohnten Strukturen. So wird es eher schwierig, sich für die Arbeit in einem Gremium aufstellen zu lassen, wenn man sich z.B. dafür entscheidet, an einem anderen Ort zu studieren. Des Weiteren denke ich, dass leider gerade für die Altersspanne von 18-27 Angebote seitens der Kirche fehlen, was ein Grund dafür sein könnte, dass das Interesse sich als junger Mensch im Presbyterium zu engagieren eher gering ausfällt. Viele verlieren genau dann den Bezug zur Kirche. Aber genau aus diesem Grund ist es wichtig, jungen Menschen eine Stimme zu geben, damit sie merken, dass man ihnen diese Möglichkeiten geben möchte. Mittels attraktiver Angebote z.B. in Form von Kochkursen oder Sportangeboten, die gezielt für diese Altersgruppe gemacht werden, fühlen sich junge Menschen angesprochen und wahrgenommen, wodurch das Interesse für die Beteiligung in der Gemeinde gestärkt werden kann. Bewusste Veränderungen könnten also dafür sorgen, dass ein solches Gesetz nicht gebraucht wird, weil der Wunsch in diesem Gremium mitzuarbeiten von alleine ausgelöst werden könnte.


Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen? Wofür möchten Sie sich im Presbyterium einsetzen?
Mir liegen besonders Jugendliche und junge Erwachsene am Herzen. Als ich damals selbst Konfirmandin war, fühlte ich mich in der Evangelischen Jugend Burgsteinfurt (EJB) immer gut aufgehoben. Ich wusste direkt, wenn ich konfirmiert bin, möchte ich daran teilhaben, anderen auch dieses Gefühl zu geben und startete direkt in der Jugendarbeit durch. Ich habe wahnsinnig viel lernen können und möchte mich jetzt sogar beruflich in diese Richtung bewegen. Kirche ist für mich eine Gemeinschaft! Eine Gemeinschaft, in der die Menschen einen Glauben teilen und mit diesem gemeinsam wachsen. Diese Gemeinschaft erlebe ich auf verschiedenste Weise in der EJB. Da es für mich wichtig ist, dass diese Gemeinschaft erhalten bleibt, auch in Zukunft funktioniert und für andere das sein kann, was sie für mich ist, sehe ich eine große Chance darin, ins Presbyterium mitnehmen zu können, wie wichtig die Arbeit mit Jugendlichen und auch mit jungen Erwachsenen ist, um sie für Kirche zu begeistern. Junge Menschen sind die Zukunft der Kirche und sollten auch dementsprechend einbezogen werden. Daher sehe ich es auch als eine Aufgabe von mir mehr Angebote für meine Altersgruppe oder vielleicht sogar mehr altersübergreifende Angebote anzuregen, damit diese Begeisterung die in der Jugend gewonnen wird nicht verloren geht oder neu gewonnen werden kann.

Was wünschen Sie sich von einer Kirche der Zukunft?
Eine moderne Kirche in der alle Menschen die Möglichkeit haben, christliche Werte und Gemeinschaft zu erleben. Bestimmte Prozesse sollten einfacher werden und schneller ablaufen können. Da die Kirche in den nächsten Jahren voraussichtlich immer kleiner wird, sollte man dies nicht nur negativ sehen, sondern auch so, dass sie dadurch familiärer werden und der Fokus mehr auf Begegnungen gelegt werden kann. Bereits vorhandene Angebote könnten mit neuen verknüpft werden, um alle Zielgruppen anzusprechen. Kirche sollte vor allem für junge Menschen attraktiv sein, um sie von dieser zu begeistern und sie in dieser zu halten. Außerdem wünsche ich mir, dass Fehler offen kommuniziert werden, damit diese gemeinsam aufgearbeitet werden können und stetig versucht wird, Verbesserungen zu erzielen. Kirche sollte ein Ort sein, an dem sich jeder wohl fühlt, egal ob jung oder alt.

Sie sind nicht nur Presbyterin, sondern auch in andere Bereichen in der Gemeinde aktiv. Wo engagieren Sie sich genau?
Ich bin seit 14 Jahren Teil des CVJM Spielmannszuges und habe direkt nach meiner Konfirmation (2016) angefangen in der Evangelischen Jugend Burgsteinfurt mitzuwirken und bin also auch hier schon seit sieben Jahren dabei. Ich unterstütze bei Kindersausen, gestalte Jugendgottesdienste mit, fahre dieses Jahr zum vierten Mal als Teamerin zur Kinderfreizeit und bin auch in der Konfirmanden-Arbeit aktiv. Vor ein paar Jahren habe ich auch in unserer Gemeinde die Jugendgruppe, den TREFFPUNKT übernommen. Hier treffen wir uns jeden Dienstagabend mit den Konfirmanden und allen die Lust haben, um gemeinsam Spiele zu spielen, Filme zu gucken, zu kochen und natürlich auch zu essen oder einfach nur gemütlich zusammen zu sitzen und zu quatschen. Zusätzlich bin ich seit einigen Jahren die Vorsitzende des Jugendausschusses unserer Gemeinde.