Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Khotama – der gebückte Markt

Wie Frauen in Simbabwe leben und überleben. Ein Frauenabend mit Nonhlanhla Mathe

Das Vorbereitungsteam v.l.: Simone Erdweg, Kerstin Hemker, Nonhlanhla Mathe, Marie Luise Beidenhauser-Wansorra und Heike Bergmann. Foto: privat

„Frauen in Simbabwe müssen ihr Leben zwischen Tradition und Moderne gestalten. Manchmal können die Traditionen wie Lobola – eine Art Brautpreis für die Eltern der Braut – sich für die Frauen nachteilig auswirken. In der Regel wird der letzte Teil von Lobola an die Eltern erst gezahlt, wenn aus der Ehe ein Kind hervorgegangen ist. Es kann sein, dass die junge Ehefrau zu den Eltern zurückgeschickt wird, wenn sie keine Kinder bekommen kann“, erklärte die simbabwische Malerin Nonhlanhla Mathe zu ihren Bildern, die junge Frauen mit einem Baby im Arm zeigen.

Viele Informationen über das Leben in Simbabwe erhielten die Besucherinnen und zwei Besucher des Begegnungsabends mit „Nonny“ Mathe in der Villa van Delden in Ahaus, zu dem Pfarrerin Heike Bergmann aus dem Frauenreferat eingeladen hatte. Noch bis zum 2. Juli sind in der Villa die Bilder der Malerin zu sehen, die das Themenbild zum Weltgebetstag 2020 aus Simbabwe gestaltet hatte. Die Ausstellung „ Ikhotha eyikhothayo. Nonhlanhla Mathe – Frauen in Simbabwe aus Sicht der Malerin. Zeitgenössische Malerei und Steinskulpturen“ wurde anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Partnerschaft des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken mit der evangelisch lutherischen Kirche von Simbabwe in der Kooperation mit der Deutsch-Simbabwischen Gesellschaft e.V. und der Stadt Ahaus gestaltet.

Im ersten Teil des Abends führte die Künstlerin die Gruppe durch die Ausstellung und gab zu ausgewählten Exponaten ihre Erläuterungen . „Khotama – der gebückte Markt“ zeigt Frauengruppen, die in gebückter Haltung in Bergen von Kleidung wühlen. „Händlerinnen fahren nach Mutare und kaufen dort große Mengen an Second Hand Kleidung ein, die aus Europa nach Simbabwe kommt. Sie legen ihre Waren dann auf der Erde in meiner Stadt Bulawayo aus und fast alles für unser Leben kaufen wir Second Hand auf der Straße. Immer mehr Läden schließen, weil die Waren dort einfach viel billiger sind,“ erklärte Nonny.
„Dieses Bild zeigt für mich die vielfache Ausbeutung und Benachteiligung von Frauen in der Weltwirtschaft. Zunächst erhalten simbabwische Frauen als Baumwollpflückerinnen Hungerlöhne, in der Weiterverarbeitung zu Kleidung werden oftmals die Frauen in Asien als Näherinnen ausgebeutet. Im Rahmen von Fast Fashion werden die Kleidungsstücke nach kurzem Tragen nach Afrika gebracht. Dort vernichten sie Arbeitsplätze von Frauen, denen eine Ausbildung als Näherin ermöglich wurde“, informierte Pastorin i.R. Kerstin Hemker, die sowohl ehrenamtlich als Botschafterin für Brot die Welt tätig ist und stellvertretende Vorsitzende des kreiskirchlichen Partnerschaftskomitees.

Im zweiten Teil des Abends zeigten Nonny Mathe und Kerstin Hemker mit zahlreichen persönlichen Bildern Lebenssituationen von Frauen in Simbabwe auf.
Durch Covid und die derzeit wachsende Armut müssen mehr Mädchen als Jungen die Schulen verlassen, wenn die Eltern nicht mehr das Schulgeld aufbringen können. Auch die Verheiratung sehr jungen Mädchen ist oft auf Armut zurückzuführen: Die Familie erwartet dann Lobola.
Gerade jungen Frauen sind sowohl ihrer Herkunftsfamilie wie auch der Familie ihres Mannes verpflichtet. Das zeigt sich z.B. darin, dass die junge Frau mit Respekt ihre Knie beugt, wenn sie den Schwiegereltern Essen serviert.

„Ein falscher Eindruck entstünde, wenn nicht die vielfältigen Schritte von Frauen erwähnt würden, die ihr Leben aktiv gestalten und auch manche Tradition in Frage stellen. Ein gutes Beispiel ist der Bau der Sekundarschule in Gurungweni. Dort hat die Frauenarbeit unserer Partnerkirche eine Schule mit unserer Hilfe errichtet, damit Mädchen nicht mehr einen gefährlichen Schulweg entlang einer Hauptstraße laufen müssen. Immer wieder kam es dort zu Belästigungen durch LKW-Fahrer“, ergänzte Marie Luise Beidenhauser-Wansorra, die sich in der Partnerschaftsarbeit und der Frauenhilfe engagiert.
Gemeinsam freute sich das gestaltende Team über einen gelungenen Abschluss des Besuches von „Nonny“, die von allen ins Herz geschlossen wurde. „Wir freuen uns auf den Besuch der Delegation unserer Partner vom 7.-20. September in unserem Kirchenkreis. Wir werden die Fäden des heutigen Abends dort wieder aufnehmen“ so das Team.

Die Finissage findet am Sonntag, den 2. Juli 2023 statt. An der Villa zeigt der Bildhauer Richard Mupumha, wie eine Skulptur entsteht. Kerstin Hemker stellt um 14.30 Uhr Simbabwe als Reiseland für eine Studienfahrt 2024 vor.

Kerstin Hemker