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„Inklusion ist Bereicherung und Vielfalt“

Jugendbildungsstätte feiert 40 Jahre EuroContact

Pfarrer Ulf Schlien informiert sich auf dem Jahrmarkt der Länder (Foto: ter)

Wenn etwas über 40 Jahre lang Bestand hat, dann kann auch schon mal groß gefeiert werden. Jedes Jahr im Sommer treffen sich rund 70 Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren aus verschiedenen Ländern zu einem inklusiven Seminar. Seit 20 Jahren findet dieses Treffen in der Evangelischen Jugendbildungsstätte in Nordwalde statt. Dort wurde dann auch am 5. August beim Tag der offenen Tür unter dem Motto „Timetravel – Zeitreise“ gefeiert, mit allem was dazu gehört. Organisiert wird das Seminar von Studierenden der humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln in Zusammenarbeit mit dem Kölner Verein EuroContact.
Nach dem Sektempfang konnten sich die Gäste auf dem Jahrmarkt der Länder umschauen. Jugendliche aus Polen, Ukraine, Russland, Weißrussland, Eritrea, Luxemburg und Deutschland hatten in verschiedenen Workshops Information zu ihren Heimatländern zusammengestellt und präsentierten die Ergebnisse. Ganz offiziell ging es am Nachmittag mit Stellungnahmen von besonderen Ehrengästen weiter. Ein Foto ihrer Wahl und wenige Sätze zum Thema Inklusion hatten die Gäste mitgebracht. Damit jeder Teilnehmer alles verstehen konnte, gab es Übersetzer für Englisch, Russisch und Ungarisch.
Ulf Schlien, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nordwalde-Altenberge, machte den Anfang. „Inklusion ist Bereicherung und Vielfalt, die es zu entdecken gilt“, betonte Schlien. Außerdem sieht er die Frage der Gerechtigkeit als eine Herausforderung. Nordwaldes Bürgermeisterin Sonja Schemmann erklärte Inklusion mit einem mathematischen Begriff aus der Mengenlehre. „Jeder ist Bestandteil der Schnittmenge“, so Schemmann.
Ein weiterer Ehrengast war Karl Schiewerling (MdB). Er definierte Inklusion als „Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ein gemeinsames Maß an Normalität bedeutet Inklusion“. Ein Foto aus einem Kindergarten sollte zeigen, dass bei Kindern das unkomplizierte Zusammenleben funktioniert. Maria Klein-Schmeink (MdB) forderte, dass alle Menschen ohne Hürden am Leben teilnehmen sollen und dabei entsprechend Unterstützung erhalten.
Schließlich erklärten noch Elisabeth Veldhues, Beauftragte der Landesregierung für die Menschen mit Behinderung in NRW, und Landesjugendpfarrer Udo Bußmann was der Begriff Inklusion für sie bedeutet. „Versuchen Sie mal, mit Rollstuhl in einen Nahverkehrszug hinein zu kommen“, nannte Veldhues als Beispiel. Den Mond habe der Mensch bereits 1969 betreten, aber in einen Zug käme kein Rollifahrer ohne Probleme hinein. Gleichberechtigte Teilhabe am Leben fordere sie mit der Beharrlichkeit eines Terriers, unterstrich Veldhues. Für Landesjugendpfarrer Bußmann war klar, dass jeder Mensch irgendwelche Macken hat. „Und es ist völlig egal welche“, so Bußmann.
Nach dem offiziellen Programmteil wurde das Jubiläum mit der Schlacht an der Kuchentheke, einem leckeren Abendbuffett und einer großen Party am Abend gebührend gefeiert.