Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

In 170 Jahren vom Wartesaal zur Kirche

Die Evangelische Kirchengemeinde Ochtrup-Metelen feiert 100-jähriges Kirchenjubiläum – Präses Dr. h.c. Alfred Buß hielt Festpredigt am 2. Advent.

Pfarrerin Imke Philipps (3.v.l.), Präses Dr. h.c. Alfred Buß (Mitte) sowie Pfarrer Albrecht Philipps (3.v.r.) mit Presbyterinnen und Presbytern vor dem Geburtstagskirche.

Präses Dr. h.c. Alfred Buß predigt zum Kirchen-Geburtstag in Ochtrup.

Eng, laut und ungemütlich wird es gewesen sein im Wartesaal des kleinen Bahnhofgebäudes im westfälischen Ochtrup. Doch das schreckte die wenigen evangelischen Christen Mitte des 19. Jahrhunderts nicht ab. Weil es den Protestanten im katholisch geprägten Münsterland in der einstigen preußischen Provinz Westfalen an eigenen Kirchbauten fehlte, feierten sie lange Zeit ihren Gottesdienst an der Bahntrasse Münster-Gronau. Doch durch den Zuzug evangelischer Arbeiter in die aufstrebende Textilstadt wuchs die Gemeinde. 

Nach der Loslösung der Kirchengemeinde vom Gronauer Pfarramt 1897 musste ein eigenes Gotteshaus her. So entstand 1911 die heutige Evangelische Kirche an der Professor-Gärtner-Straße. Heute leben in der Kirchengemeinde Ochtrup-Metelen nahezu 3.000 Evangelische. Gemeinsam feierten sie am 2. Advent die Grundsteinlegung des Kirchenbauwerks am 3. Dezember 1911. Zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten predigte Präses Dr. h.c. Alfred Buß in der voll besetzten Kirche.

Mit einem bewegten, emotionalen Kantatengottesdienst trafen die Ochtruper zum Kirchengeburtstag sogleich den richtigen Ton. Mit Stücken von Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel oder Felix Mendelssohn-Bartholdy würdigten die Mitglieder des Symphonieorchesters Enschede gemeinsam mit dem Gronauer Vokalensemble und dem Projektchor des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken unter Leitung von Kreiskantor Dr. Tamás Szőcs sowie der Christliche Posaunenchor Ochtrup unter Leitung von Horst Rapp die 2006 renovierte Evangelische Kirche. 

„Freuet Euch“, bezog denn auch Alfred Buß, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, seine Predigt auf das Kirchenjubiläum. In der Nähe zu Gott habe der Kirchenbau den Menschen über 100 Jahre Raum geboten für Freude, Leichtigkeit, aber auch Trauer und Anteilnahme. 

„Einen Gottesdienst mit Strahlkraft, bei dem einem das Herz aufgeht“, erlebte auch Joachim Anicker vom Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. Der Superintendent überbrachte während des anschließenden Empfangs im evangelischen Gemeindehaus seine Glückwünsche. Dem Superintendenten schlossen sich die Gratulationswünsche zahlreicher Gäste und Vereine an, darunter Ochtrups Bürgermeister Kai Hutzenlaub, der Heimatverein, eine Abordnung der 15 Schützenvereine der Stadt sowie der katholische Frauenbund. Zudem gratulierten der ehemalige Gemeindepfarrer Ernst-Peter Treichel sowie Nachbarn, Schulen und politische Parteien.

„Wir freuen uns über die zahlreichen Gäste am heutigen Kirchengeburtstag“, begrüßten Pfarrer Imke und Albrecht Philipps die Festgemeinschaft im benachbarten Gemeindehaus. Beteiligten sich nach Angaben des Ochtruper Anzeigers vom 5. Dezember 1911 bereits über 150 Menschen an der feierlichen Grundsteinlegung, so folgten einhundert Jahre und ein Tag später noch einmal weitaus mehr Ochtruper der Einladung der Kirchengemeinde. „Dass wir hier zusammen feiern mit so vielen Vereinen, Einrichtungen und Nachbarn ist auch ein Stück gelebte Ökumene“, findet denn auch Pfarrerin Philipps. 

Zum Abschluss des Kirchengeburtstags am 2. Advent warf Presbyter Hans Grote einen Blick zurück in 100 Jahre evangelische Kirchengeschichte in Ochtrup. Im Rahmen einer Festschrift, die im nächsten Jahr erscheinen soll, sucht der Pädagoge unter seinen Mitbürgern nach alten Geschichten und Erzählungen rund um den Kirchenbau an der Professor-Gärtner-Straße.


Das Veranstaltungsprogramm zum 100. Kirchengeburtstag im Überblick

Zahlreiche Veranstaltungen plant die Evangelische Kirchengemeinde Ochtrup-Meleten anlässlich des 100. Geburtstags ihrer Kirche. Hier ein Vorgeschmack:

5. Februar (Sonntag), 17 Uhr: Konzert der Kammerphilharmonie Köln, Werke von Bach, Händel, Mozart, Tschaikowsky und Vivaldi.

24. Februar (Freitag), 20 Uhr: Kirchenkabarett von Martin Funda.

4. März (Sonntag), 17 Uhr:
 Orgelkonzert von Bernd Nagel mit Texten gelesen von Hans Hermann Grote.

17. März (Samstag), 17 Uhr: 
Gesangvortrag von „DivaVokal“ (Organisation evangelische Frauenhilfe).

27. März (Dienstag), 19 Uhr: 
Vortrag von Dr. Henning Scherf, Bremen.

16. Mai (Mittwoch), 15 Uhr, sowie 20. Mai (Sonntag), 19 Uhr: „Vier Jahreszeiten, ein Leben in vier Akten“, Aufführungen im Gemeindehaus oder der Kirche.

12. Juni (Dienstag), 19.30 Uhr: Organspende aus medizinischer und theologischer Sicht, in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein Ochtrup e.V.

9. September (Sonntag): Gemeindefest.

14. September (Freitag), 19 Uhr: „Kirche und Kultur“, Vortrag von Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow, Bielefeld.

26. Oktober (Freitag), 19 Uhr: „Im Schnittfeld von Kirche und Politik“, Vortrag von Kirchenrat Rolf Krebs, Düsseldorf.