Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Es geht auch ohne

Fastenzeit lädt zu Verzicht und Besinnung ein

Am 6. März beginnt in den christlichen Kirchen die Fastenzeit. Viele Menschen nehmen die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern zum Anlass, auf liebgewonnene Lebens- und Genussmittel zu verzichten. „In der Fastenzeit geht es aber nicht nur um Verzicht, sondern darum, über die eigene Existenz nachzudenken und bewusster zu leben, letztlich um das Zurückgewinnen von Freiheit“, macht Superintendent Joachim Anicker deutlich. Oft genüge schon ein kleiner Schritt zur Seite, um etwas Neues, Unerwartetes, lange Übersehenes in den Blick bringen, ist der leitende Theologe des Ev. Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken überzeugt. „Probehalber etwas anders zu machen als sonst kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es anders besser sein könnte.“

Auf etwas verzichten möchte Moritz Gräper, Vikar in der Ev. Kirchengemeinde Burgsteinfurt. „Für mich sind die Wochen vor Ostern ein guter Anlass, etwas bewusster zu leben“, so Gräper, der sieben Wochen lang auf Alkohol und auf Fleisch verzichten möchte. In welchem Überfluss wir als westliche und reiche Gesellschaft leben, ist ihm auf einer Studienreise in Afrika vor wenigen Wochen bewusst geworden. „Fasten verändert nicht die Welt, aber es macht mir bewusst, dass es auch „ohne“ und mit „weniger“ geht“.

Gudrun Janßen, Leiterin der sozialen Dienste des Diakonischen Werks im Kirchenkreis, möchte nicht auf bestimmte Genussmittel verzichten, denn „der Begriff des Fastens wird heute inflationär im Bezug zur Gewichtsabnahme genutzt und verliert in der Öffentlichkeit seine Spiritualität“. Sie begeistert sich für die Fastenaktion „Sieben Wochen ohne Lügen“ der Ev. Kirche, die Anregung zur Beschäftigung mit sich selbst gebe. „Fasten bedeutet für mich innere Einkehr und Konzentration auf meine Seele. Ich verzichte nicht auf etwas, sondern gebe Raum“, so Janßen.

Auch Pfarrer Markus Totzeck, der seinen Probedienst in den Kirchengemeinden Borken und Rhede absolviert, beteiligt sich an der Fastenaktion der Evangelischen Kirche. „Lügen können einem manchmal schneller über die Lippen kommen als man denkt“ so der 34-Jährige. „Notlügen“ seien ein ethisch gar nicht so leichtes Thema. Er möchte die Aktion nutzen, um mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen.

Prädikant und Presbyter Jens Neuhaus aus Suderwick fastet mehrfach im Jahr, immer dann, „wenn ich persönlich eine Notwendigkeit verspüre oder wenn ich für ein wichtiges Anliegen verstärkt beten möchte“. Er verzichtet dann komplett auf feste Nahrung. Für ihn hat das Fasten einen positiven Einfluss auf das Gebet: „Es hilft mir dabei, mich mehr auf Gott und seine Kraft zu konzentrieren.“

Heike Geisler, Leiterin des Ev. Kindergartens Arche Noah in Vreden, verzichtet in der Fastenzeit komplett auf Fernsehen. Stattdessen möchte sie die gewonnene Zeit aktiver nutzen, draußen sein, walken und ein gutes Buch lesen. „Ich möchte mich intensiv damit auseinandersetzen, womit ich meine Zeit verbringe“, erläutert sie ihre Motivation. Der Verzicht vermittle eine andere Sicht auf den Wert der Dinge, ist sie überzeugt: „Die Alternativen erlebe ich dann viel bewusster“. Bewusst verzichten, aber auch Raum und Zeit für Anderes und auch für Gott schaffen – das bedeutet Fasten für sie.

Für Anika Prüßing, Vikarin in der Ev. Kirchengemeinde Dülmen, ist die Fastenzeit eine Zeit der Besinnung – Besinnung auf das Leiden und Sterben Jesu Christi, aber auch eine Besinnung auf das eigene Tun und Handeln in Bezug auf ihre Mitmenschen. Aus diesem Grund hat sie sich vorgenommen, bewusst an Menschen zu denken, die ihr nahe stehen und die sie in ihrem Leben begleiten. „In der Fastenzeit werde ich jeden Tag eine Postkarte an Menschen schicken, zu denen der Kontakt etwas vernachlässigt wurde“, so die junge Vikarin, „beim Schreiben der Postkarten werde ich in Gedanken bei ihnen sein“.