Ja, es war so etwas Ähnliches wie eine digitale Schrecksekunde, die Kreiskantor Dr. Tamás Szőcs und seine Mitstreiter bei der jüngsten geistlichen Abendmusik aus der Evangelischen Stadtkirche in Gronau überstehen mussten. In einer Online-Übertragung sollten Epiphanias-Choräle für Orgel und Trompete „live“ im Internet via „YouTube“ erklingen und auf diesem Weg die Gemeindeglieder und interessierte Hörer*innen erreichen. Neben dem Kreiskantor an der relativ neu installierten Wilhelm-Sauer-Orgel hatte André Sander, Leiter des Posaunenchores der Erlöserkirche, die Parts für Trompete und Flügelhorn übernommen.
Technisch war alles in Bild und Ton mit Unterstützung von Ute und Ulf Butke bestens vorbereitet. Der Organist machte noch einige Fingerübungen, sein Blasinstrument-Mitstreiter die letzten Atem- und Dehnübungen und dann startete Szőcs den Videokanal, setzte sich an den Spieltisch und lächelte in die Kamera.
Genau in diesem Moment schaltete die programmierte Kirchenlichtschaltuhr alle Lampen aus. Bis auf die kleinen akkubetriebenen Notenpultstrahler herrschte stimmungsvolle Stille – und Dunkel. Das war das Zeichen für den Kreiskantor, forcierten Schrittes die Wendeltreppen von der Orgelbühne abwärts zu laufen, das Kirchenschiff zu durcheilen und in der Sakristei für erneute Strahlkraft zu sorgen. Nach wenigen Augenblicken war alles wieder ins rechte Licht gesetzt und die Übertragung konnte – etwas zeitverzögert zwar – aber sehr engagiert und schön musiziert beginnen.
Das Thema Licht stand inhaltlich und irgendwie bezeichnenderweise im Mittelpunkt dieser geistlichen Abendmusik in der Nachweihnachtszeit unter dem Titel „Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern“. Neben Liedern aus dem evangelischen Einheitsgesangbuch zur Epiphanie und der Erscheinung des Herrn mit dem Besuch der Weisen aus dem Morgenland („orientalische Strophe“) erklang mit „only heavenly music“ von Karl Jenkins, eine eher zeitgenössische Komposition. Tamás Szőcs hatte das von Improvisationen, Gesang und angenehmen Blasinstrumentenklängen gestaltete Programm als Versuch einer „musikalischen Predigt“ bezeichnet. Die Life-Übertragung per Video-/Audio-Stream wurde durch visuelle Eindrücke aus dem Kirchenraum, Fotos vom Aufbau der Orgel und durch Einblendung der Liedtexte in jeder Form bereichert. Gut 115 Seher*innen und Hörer*innen („Aus Nah und Fern“) waren direkt dabei und höchst angetan, wie man den unmittelbaren schriftlichen Kommentaren entnehmen konnte („eine wunderbare Art zu beten“).
► Auch im Nachgang ist das Online-Konzert auf YouTube abrufbar. Als „Eintritt“ wird um eine kleine Spende gebeten.
Martin Fahlbusch