April 2023 Für Dich

Der Impuls für April stammt von Friedrich Gregory, Ahaus

Osterkarte – Weg zum Grab – Meditation

Ein Bild veranschaulicht einen Moment in der Ostergeschichte.

IN DIESEM Moment wissen die drei Frauen, die auf das Grab zugehen, noch nichts von einer Auferstehung, von einer frohen Botschaft.

Es ist sehr widersprüchlich:
Aus dem Grab – aus dem Dunkelsten scheint es am Hellsten?!
Diese extreme Polarität könnte Ostern sein!?

Sie sind von vielen Gefühlen begleitet, der Trauer um den Verlust ihres Rabbi, die Unsicherheit gegenüber der Zukunft, Orientierungslosigkeit, Angst vor den römischen Soldaten, die am Grab Wache stehen, vielleicht auch Verzweiflung und Wut wegen der Ungerechtigkeit und Grausamkeit dieser Kreuzigung. Sie sind von schwarzer Dunkelheit umgeben, etwas Violett und dunkle Erdtöne begleiten die Düsternis.

In der Ferne erkennen sie Golgatha, den Schreckensort der Kreuzigung - vor einer Helligkeit des frühen Tagesanbruchs. Aber der Blick wird entschieden angezogen von einem Licht, das aus dem Grab scheint. – Es ist sehr widersprüchlich: Aus dem Grab – aus dem Dunkelsten scheint es am Hellsten?! Diese extreme Polarität könnte Ostern sein!?

Gehen wir dem innerlich nach: Der Tod ist schwarz, vollkommene Dunkelheit, der Leib ist entseelt, tot. Die Lebenden haben stets Farben – auch wenn die Hände vor den geschlossenen Augen gehalten werden, sehen wir farbige Strukturen, keine völlige Schwärze. Im Gegensatz dazu ist das Sonnenlicht vollkommen weiß – es ist gefährlich, ungeschützt in dieser weiße Helligkeit zu schauen, das Auge verletzt sich dabei. Das Leben hält dieses Maß an Helligkeit nicht aus, ohne Schaden zu nehmen, es ist unerträglich.

Diese Dimensionen sind wohl nicht darstellbar, nur vorstellbar. Wir betrachtenden Lebenden sehen Farben, aber wir haben konkrete Vorstellungen von Schwarz und Weiß: Vielleicht ist ein abstraktes Bild denkbar, das Ostern einfach so mit diesen beiden Seiten darstellt.

Wenn wir trotzdem diesen dunklen Weg gehen und einem Ziel näher kommen, spüren wir, dass unser Weg ins Licht führt.

Aber diese Darstellung wäre nur abstrakt – Glaube macht nur lebendig Sinn: Gehen wir der Farbigkeit nach: In der Passionszeit spüren wir dem Leiden Jesu nach, seinen dramatischen Gefühlen in Erwartung eines Kreuzestodes und erleben dabei aber auch sein Überzeugt-Sein auf seinem Wege, der trotz Allem dem Liebesgebot folgt und konsequent bis zum Ende geht.
Ist dies die Kraft Gottes, des Schöpfers, der die Schöpfung liebt, so dass dieser Weg aus dieser Kraft heraus für Jesus gangbar ist?
Wie schwach fühle ich mich bei der Vorstellung dieses schweren Weges – und doch bleibt mein Wunsch, dem Liebesgebot so stark wie bin in meinem Leben zu folgen.
Ich bitte um Kraft für meinen Weg: Ich möchte dem Frieden dienen, nicht auf Kosten anderer leben, meine Feinde lieben, nachhaltig und verantwortlich gegenüber der Schöpfung handeln… Je mehr ich mir Aspekte dieses Weges Jesu bewusst mache, desto schwächer fühle ich mich (Oft verdränge ich diese guten Ziele, um nicht das Scheitern so schmerzlich zu spüren.).

Die drei Frauen gehen ihren Weg zum Grab – trotzdem, auch wenn Jesus tot ist. Vielleicht wären sie für sich allein zu ängstlich und hoffnungslos, aber in der Gemeinschaft spüren sie ihre Einigkeit, die sie persönlich stärkt. Sie haben den Mut auf das Grab zuzugehen: Wir haben gelesen, das Grab ist leer, sie begegnen hellem Licht – einem Engel?

Ein Engel ist hier vielleicht Ausdruck einer höchsten Erleuchtung, Erfüllung, eine Begegnung mit Göttlichem.
In unserem Leben gehen wir manche Wege schweren Herzens, aber auch wir können uns von dem Liebesgebot leiten lassen. Wenn wir trotzdem diesen dunklen Weg gehen und einem Ziel näher kommen, spüren wir, dass unser Weg ins Licht führt.