Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Virtueller Rundgang durch die "Heilige Stadt"

Annika Freyhoff berichtete in ihrem Vortrag über die Einzigartigkeit Jerusalems

Annika Freyhoff (Foto: privat).

Als Annika Freyhoff und Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder, Erwachsenenbildungsreferentin im Ev. Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, den Termin für den digitalen Vortrag zum Thema „Jerusalem im Status quo“ geplant hatten, konnten sie sich selbst noch nicht vorstellen, was für einen tragischen Anlass es geben würde, um über die Situation in Israel und insbesondere in der „Heiligen Stadt“ zu sprechen.

Terminiert war die digitale Veranstaltung einen Tag nach dem „Jerusalemtag“ am 10. Mai, an dem die israelische Regierung an die Einnahme Ostjerusalems im Sechstagekrieg 1967 erinnert. Für die insbesondere im östlichen Teil der Stadt lebende arabische Bevölkerung stellt der Feiertag jedoch eine Provokation dar, da sie Ostjerusalem als ihre Hauptstadt verstehen. Die Annexion Ost-Jerusalems ist zudem international nicht anerkannt. 

In diesem Jahr war der Tag ein zusätzlicher Faktor, der mit dem Ende des Ramdan und der Ankündigung der Räumung palästinensischen Wohn- und Lebensraumes dazu führte, dass die Gewalt im Nahen Osten, um den es in der jüngeren Vergangenheit etwas ruhiger geworden war, zurückkehrte. Meldungen von Raketen- und Luftangriffen im Gazastreifen und weiten Teilen des Landes mit vielen Toten und Verletzten dominieren nun auch in Deutschland wieder die Nachrichten. 

Dennoch, oder gerade deshalb, hatte sich Annika Freyhoff dazu entschieden, in ihrem Vortrag nicht die Gewaltausbrüche und Konflikte, die die Bevölkerung des Landes seit Jahren austrägt, in den Mittelpunkt zu rücken. Vielmehr nahm sie die Zuhörer*innen – unterstützt durch zahlreiche Fotos – mit auf eine Reise in eine Stadt, die – wie sie es selbst formulierte – „einen unglaublichen Bann ausstrahlt“. 

Knapp ein Jahr lang hat die Theologiestudentin im Zuge des deutschsprachigen ökumenischen Studienprgramms an der Jerusalemer Dormition Abbey studiert und ist seitdem in verschiedenen friedenspolitischen Initiativen immer wieder dort gewesen. In besonderer Weise erwähnte sie den "Tent of Nations", die Schmidtschule und das "Jerusalem Intercultural Center". 

Ausgehend von ihrem früheren Studienort ging es auf einem Rundgang vorbei an den wichtigsten Orten der Stadt, die für Juden, Christen und Muslimen eine besondere Bedeutung haben. Vorbei an der Westmauer, dem Tempelberg, der Grabeskirche und schließlich dem Damaskustor. „Dabei ist man sich nicht sicher, ob es sich wirklich um die richtigen Orte handelt, da dort keine archäologischen Ausgrabungen stattfinden dürfen“, so Freyhoff.

Immer wieder erzählte die Referentin bei ihrem Vortrag kleine Anekdoten, die deutlich machten, welche Bedeutung die Stadt für viele Gläubigen hat und woher die zahlreichen Kontroversen und Konflikte rühren. Auch ließ sie die Zuhörer*innen teilhaben an ihren persönlichen Erfahrungen und Gesprächen, die sie während ihrer Aufenthalte geführt hat.

Die zahlreichen Zuhörer*innen, von denen viele selbst bereits in Jerusalem gewesen waren, beteiligten sich im Anschluss engagiert an einer Diskussion, in der auch die aktuelle Konfliktlage immer wieder zur Sprache kam. Und trotzdem blieb dank des leidenschaftlichen Vortrags der Referentin vor allem das Bild hängen von einer vielfältigen, spannenden und in mehrfacher Weise beeindruckenden Stadt, die es sich zu bereisen lohnt. 

Maximilian Stascheit