Martin Luther – gefeiert, vermarktet, verkannt: Anlässlich des bevorstehenden Reformationsjubiläums 2017 ist der aufmüpfige Mönch aus Wittenberg erneut kräftig in die Schlagzeilen geraten. Inmitten der Vorbereitungen zahlreicher Feste und Veranstaltungen auch im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken gab es jetzt die Gelegenheit, sich noch einmal genauer mit den unterschiedlichen Bildern Luthers zu befassen. In einer Pfarrkonferenz unter der Leitung von Superintendent Joachim Anicker referierte der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Albrecht Beutel von der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster zum Thema „Unser Luther?- Unsere Lutherbilder!“ Die umstrittene Figur Luthers gelte es nicht anachronistisch für sich zu vereinnahmen, meinte Beutel: „Das Etikett „Unser Luther“ darf getrost ins Museum gegeben werden.“ Luther wird und wurde in der Geschichte wechselweise als Kirchengründer, als Nationalheld und als Freiheitskämpfer gefeiert. Diese Titulierungen entlarvte Beutel als populäre Zerrbilder und plädierte seinerseits für eine konsequente Historisierung des Reformators mit gleichwohl unverkennbaren „Fernwirkungen“ seines Schaffens im Bereich der Religion, der Kultur, der Ethik und Lebenskunst bis in unsere heutige Zeit hinein. Pfarrerinnen und Pfarrer sowie kirchengeschichtlich interessierte Emeriti und Prädikanten ergriffen im Anschluss an Beutels anregenden Vortrag die Gelegenheit, über Luthers Wirken und über den eigenen Umgang mit der mächtigen Symbolfigur zum Reformationsfest 2017 ins Gespräch zu kommen.