Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Liebe bedeutet, zusammen sein zu wollen

„Kultur trifft Kirche“ thematisierte eines der wichtigsten Themen menschlichen Daseins

Diskutierten über Liebe und Partnerschaft: v.l.: Reidar Jensen, Annette Braune, Axel Engels, Dr. med Ester Sühling und Frederic Schröder. Foto: nix.

Die Liebe – sie ist oft besungen, von Anbeginn der Dichtkunst werden Gedichte geschrieben und die Anzahl der Geschichten, Romane und Filme zu diesem Thema ist unüberschaubar. Auch beim zweiten Teil der Veranstaltungsreihe „Kultur trifft Kirche“ war die Liebe das große Thema. In der Martin-Luther-Kirche Emsdetten bildeten Lieder des Singer-Songwriters Reidar Jensen die Basis für tiefgreifende Reflexionen. Was bleibt vom Zauber einer jungen Liebe, wenn die Jahre ins Land ziehen? Unter Moderation des Journalisten, Fotografen und Musikers Axel Engels diskutierten die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Esther Sühling, Annette Braune von der Psychologischen Familienberatungsstelle der Diakonie in Gronau und Frederic Schröder, Lichtkünstler, Jungunternehmer und seit mehr als zehn Jahren in der Jugendarbeit aktiv. Pfarrer Rainer Schröder brachte sich in den organisatorischen Ablauf ein.

Die Kompositionen des gebürtigen Norwegers Reidar Jensen bewegen sich musikalisch und textlich zwischen Dylan und Donovan. Mit dem Song „My Destiny Is Clear“ – „Mein Schicksal ist klar“, das Jensen zur Gitarre auf Englisch sang, nahm das Gespräch Fahrt auf. Das Lied berichtet davon, wie alles, was früher wichtig war, an Bedeutung verliert, nachdem das erzählende Ich seine große Liebe traf. Die Schatten der Vergangenheit verschwinden, man nimmt die Dinge anders wahr, schöpft Hoffnung und freut sich auf die Zukunft. Weitere Songs auf der Setlist waren „Your Innocence“, „What You Are“ und „For Her“, in denen es unter anderem um den Wendepunkt in Beziehungen und den wichtigsten Menschen im Leben geht.

Wie läuft das heute bei jungen Menschen? Dazu wusste Schröder als Vertreter der jüngeren Generation etwas zu sagen. „Es gibt mehr Möglichkeiten der Kontaktaufnahme“, sagte er, „unter anderem in Form von Chats und Dating-Plattformen“. Darüber hinaus werden mehr Lebensmodelle akzeptiert. Früher gab es den gesellschaftlichen Konsens, dass die Ehe zwischen Mann und Frau mit anschließender Familiengründung Standard war. „Allerdings herrscht auch ein größerer Druck, etwas aus dem selbst gewählten Konzept zu machen“, so der Jungunternehmer. Braune bekräftigte, dass die Vielfalt der Möglichkeiten von Sex vor der Ehe über homosexuelle Partnerschaften bis hin zu asexueller Lebensweise enorm zugenommen hat. „Es ist viel mehr gesellschaftlich legitimiert als in früheren Zeiten.“ Allerdings könne dies auch zur Orientierungslosigkeit führen. „Vieles ist offener, aber auch diffuser.“ Die Kraft, die eine neue Liebe gibt, sich aus alten Strukturen zu lösen, ist schon enorm“, so Sühling. Dabei spiele auch der Glaube eine Rolle. Doch was geschieht, wenn eine Beziehung in die Krise gerät? „Die generell größere Freiheit bedeutet auch Freiheit, sich zu trennen“, so Sühling, „doch Liebe bedeute grundsätzlich, zusammen sein zu wollen.“

Wie kann Liebe existieren und wachsen? „Ganz wichtig ist das Gespräch“, so Braune, „wobei der Partner spüren muss, dass sich der andere wirklich für ihn interessiert.“ Das Spannende ist, den Dialog mit Interesse und Liebe zu führen. „Man muss über Bedürfnisse reden und auch Kritik üben dürfen“, betonte Frederic Schröder. Erwartungen sollten formuliert und abgeglichen werden. „Es ist allerdings auch gut, außer gemeinsamen Interessen etwas „Drittes“, ein eigenes Interesse, zu haben“, sagte Sühling. 

„Ein Lied sagt mehr als 1000 Worte“, kommentierte Engels den Song „What You Are“, den Jensen für seine Frau schrieb. Das Lied mache klar, dass ein:e Partner:in etwas ganz Besonderes ist: „Ich habe ihr dieses Lied gewidmet“, so der Komponist, „in tiefer Dankbarkeit und Liebe.“ Sie ist für ihn alles, was das Leben so lebenswert macht, sagt Jensen. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe ist gewachsen“, so Frederic Schröder. Junge Menschen würden oft mit „Netflix“-Serien aufwachsen und seien daher häufig „sehr romantisch gepolt.“ 

Nix