Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Appel für eine weltweite Ökumene

Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder referierte im Dorothee-Sölle-Haus Ahaus

Referentin Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder (Foto: Elvira Meisel-Kemper)

Schon in seiner Begrüßung machte Pfarrer Olaf Goos deutlich, dass die Referentin des Abends in den vergangenen Monaten nicht zu beneiden gewesen sei: „Sie wurden durch Corona ausgebremst – dabei hatten Sie so viel geplant“, sagte er in Richtung der katholischen Theologin, die seit März als Bildungsreferentin beim Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken tätig ist. Für diesen Abend hatte sie unter dem Titel „Zwei Milliarden Christen, 42.000 Konfessionen – alle einer in Christus: das große Plus der weltweiten christlichen Ökumene“ einen spannenden Vortrag vorbereitet.

 „2021 wartet mit dem Ökumenischen Kirchentag ein Großereignis auf uns. Deshalb habe ich dieses Thema vorbereitet“, leitete Brünenberg-Bußwolder ihren Vortrag ein, in den sie die Besucher*innen immer wieder interaktiv einbezog.  „Auf engstem Raum gibt es auch in Ihrer Umgebung unterschiedliche Konfessionen. Als Kirche sollten wir immer mehr zusammenwachsen“, so die Referentin.

Das Wort Ökumene komme aus dem Griechischen „Oikein“ und bedeute „Wohnen“. Damit sei die „ganze bewohnte Erde“ gemeint. Allerdings würden nicht alle christlichen Konfessionen sich an der Ökumene beteiligen.

1910 fand in Edinburgh die Weltmissionskonferenz statt, an der 1335 Christen aus ganz unterschiedlichen Konfessionen teilnahmen. „Schmerzlich vermisst wurden die Katholiken und die Orthodoxen“, ergänzte Brünenberg-Bußwolder. Diese Konferenz gelte bis heute dennoch als Geburtsstunde der modernen ökumenischen Bewegung. 1948 wurde in Amsterdam der Ökumenische Rat gegründet. Mitglieder waren 147 Kirchen aus 44 Ländern. Wieder fehlten die katholische und die russisch-orthodoxe Kirche. 

Am Beispiel der Armenisch Apostolischen Kirche, die auch in Deutschland mit 16 Gemeinden vertreten sei, versuchte Brünenberg-Bußwolder einen Einblick zu geben in unterschiedliches Brauchtum der Kirchen. Armenien war das erste Land, in dem kurz nach 300 das Christentum zur Staatsreligion erklärt wurde.

Ein Film über die Nutzung der Grabeskirche in Jerusalem durch verschiedene christliche Konfessionen belegte allerdings die unversöhnliche und unnachgiebige Haltung mancher Konfessionen zu anderen christlichen Kirchen. „325 wurde die Kirche über dem Grab Christi gebaut. Bis heute müssen sich die Konfessionen diese Kirche teilen. Es ist ein Skandal, wenn am Grab Christi Vorherrschaften ausgetragen werden“, bemängelte die Referentin. In der Karwoche könne keine Einigung unter den sechs Konfessionen erzielt werden, wer wann die Auferstehungsfeier feiern könne. Jede Konfession behaupte, im Besitz der einzigen Heilswahrheit zu sein. Auch das betrachtet Brünenberg-Bußwolder äußerst kritisch. Sie sieht darin einen Hemmschuh für die tatsächliche weltweite Ökumene.

Elvira Meisel-Kemper