Viele andere Katastrophen auf dieser Welt drängen das Thema „Klimapolitik“ in den Hintergrund. Wie wichtig es für unsere gesicherte Zukunft ist, machte Dr. Sven Rudolph beim Männerfrühstück des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken im Gemeindehaus in Vreden deutlich.
Rudolph, Referent für Sozial- und Klimapolitik am Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen, orientierte sich dabei an der aktuellen Entwicklung in Deutschland mit Blick auf die Zukunft.
Rudolph ging in seinem Vortrag, der viel Raum für Diskussionen mit den Männern ließ, auf die aktuelle politische Entwicklung des Umgangs mit dem Klimawandel ein. „Das Heizungsthema ist durch. Die 60 Milliarden, die das Bundesverfassungsgericht für den Klimaschutz verweigert hat, fehlen jetzt.“ Dazu zitierte er UN-Generalsekretär António Guterres: „Wir sind auf dem Highway in die Klimahölle.“
Wenn nichts Entscheidendes dagegen unternommen würde, hätten wir im Jahr 2100 eine Erhöhung der Temperatur um 4,5 Grad. „Wir ändern das Klima in nur 200 Jahren. Vorher hat es 500 Jahre gebraucht für den Klimawandel, den es immer schon gab seit der letzten Eiszeit. Wir lösen damit Prozesse aus, die nicht mehr umkehrbar sind“, so Rudolph.
Im globalen Süden konzentrierten sich die Hitzeperioden und der Anstieg des Meeresspiegels stärker als im Norden der Welt.
„Wenn wir so weiter machen, wird es dazu kommen, dass wir das ganze Jahr über wegen der großen Hitze nicht ungeschützt ins Freie gehen können“, warnte Rudolph. Das Pariser Klimaabkommen sei völkerrechtlich verbindlich. „Aber wer setzt das um? Es gibt keinen Staat, der das erfüllt. Deutschland gehört zu den besseren Staaten, aber wir müssen mehr machen“, so Rudolph, und meinte damit vor allem den Emissionsausstoß.
Doch es gebe Möglichkeiten, die fehlenden 60 Milliarden für den Klimaschutz zu ersetzen. „Emmissionsminderung kann durch Geld über unser Portemonnaie erfolgen. Wenn gewisse Dinge teurer werden, wird weniger verbraucht“, so Rudolph. Der Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker habe von Preisen gesprochen, die der „ökologischen Wahrheit“ entsprechen müssten. „Das Flugticket ist nicht so teuer, wie die tatsächlichen Kosten des Fluges. Ein T-Shirt, das bei uns 4 Euro kostet, hat viel mehr gekostet bei der Herstellung. Wir brauchen die volle Preiswahrheit“, so Rudolph.
Auch das sorgte für Diskussionsstoff unter den überwiegend älteren Besuchern, denn die Rentenanpassung halte ja nicht Schritt mit der allgemeinen Inflation. Im Koalitionsvertrag sei das Klimageld fixiert, das finanzschwächeren Haushalten die Mehrkosten ersetzen sollte, reagierte Rudolph. „Man muss eine Infrastruktur schaffen, um Einsparungen tätigen zu können“, war ebenso eine Kernbotschaft von Rudolph, die ebenso intensiv diskutiert wurde.
Text: Elvira Meisel-Kemper