„Dass ich sogar für meine berufliche Ausbildung etwas lernen würde, hatte ich nicht erwartet“, fasst Humphrey Shoko, 23 jähriger Student der Elektrotechnik aus Simbabwe, begeistert die Erfahrungen seines Aufenthaltes in Deutschland zusammen. Besonderen Eindruck hinterließ der Vortrag des Leiters des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Kreises Steinfurt, Ulrich Ahlke, über die Chancen der Nutzung von Solar- und Windenergie bei den 3 Gästen aus Simbabwe. „Ich werde an der Universität in Harare darüber Vorträge halten.“
Auf Einladung des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, der eine kreiskirchliche Partnerschaft mit der Evangelischen Kirche in Simbabwe eingegangen ist, waren Humphrey Shoko, Martha Mtungwizo und Terence Zhou für vier Wochen Gäste des Kirchenkreises, um den Partnerkirchenkreis und seine gesellschaftliche Einbettung kennenzulernen. Das Programm „Als Christ Verantwortung in der Welt übernehmen“ wurde von Hannah Tabea Vonderlind aus Horstmar und Clara Brüggemann aus Gescher, die im vergangenen Jahr an einem Workcamp in Simbabwe teilgenommen hatten, und Pfarrerin Kerstin Hemker, Schulreferentin und Afrikaexpertin, gestaltet.
Zunächst stand das Thema „soziale Verantwortung der Kirchen“ im Zentrum. Drei Wochen lang arbeiteten die fünf jungen Erwachsenen in der Behinderteneinrichtung Haus Hall und begleiteten eine Jugendfreizeit in Gescher. In Laer lernten die Gäste den neuen Secondhandladen der Caritas kennen, der Flüchtlinge mit Kleidung und Haushaltsgegenständen unterstützt.
Eine kleine Zeitreise in die deutsche Vergangenheit erlebten die jungen Leute auf ihrem mehrtägigen Ausflug mit einer Gastgeberfamilie nach Eisenach und Weimar. Hier wandelten sie unter anderem auf den Spuren Martin Luthers auf der Wartburg, besichtigten in Weimar das Goethe-Haus und zeigten sich beeindruckt von den vielen originalen Gegenständen aus der früheren Zeit. Bei einem anschließenden Besuch im ehemaligen KZ Buchenwald blieb ihnen schließlich auch die dunkelste Seite der deutschen Geschichte nicht verschlossen.
In der letzten Woche stand u.a. das Thema „Bewahrung der Schöpfung – weltweit“ im Zentrum. Neben dem Besuch des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit wurden unter fachkundiger Führung von Hermann Stubbe, Mitglied im Partnerschaftskomitee des Kirchenkreises, der Bioenergiepark erkundet und der Biohof Büning in Laer besucht. „Ich leite in Simbabwe kirchliche Jugendgruppen und werde unsere Jugendlichen über die Chancen von Solarenergie informieren. Hoffentlich können wir mit unseren deutschen kirchlichen Partnern ganz praktische Schritte in der Umsetzung bei uns in Simbabwe gehen“, wünscht sich Terence Zhou. „Bei uns gibt es oft über mehrere Tage keinen Strom, und auf dem Land haben viele Familien überhaupt keinen Strom. Toll wäre, wenn wir auf unseren Kirchen Photovoltaik hätten wie auf dem Dach der Kirche in Saerbeck.“
„Derartige Austauschprogramme sind für junge Simbabwer und Deutsche eine große Chance“, freut sich der Präsident der Deutsch-Simbabwischen Gesellschaft, Dr. Reinhold Hemker. „Es gibt in Simbabwe und in Deutschland viele Vorurteile gegeneinander. Nur im gemeinsamen Gespräch können Verständnis und Bereitschaft, demokratische Prozesse auf allen Ebenen der Gesellschaft einzuleiten, wachsen.“