Frauenreferentin Heike Bergmann stellte in einem Kurzreferat die Entwicklung des „typisch deutschen“ Mutterbildes dar. „Verzichten können, die Familie lieben und Opfer bringen muss eine Mutter. Wie kam es zu diesem Bild?“, fragte Bergmann. Schaue man sich in der Natur um, so gäben Tiermütter oder auch Väter ihren Jungen zwar eine gute Starthilfe, dann müssten diese aber alleine zurecht kommen. Bei einigen Naturvölkern würden die Kinder von der gesamtem Gemeinde aufgezogen.

„Unser Bild von der Mutterrolle ist ein kulturhistorisch bedingtes“, erklärte Bergmann. „Meine Frau muss nicht arbeiten“ sei eine Erfindung des Bürgertums im 18./19. Jahrhundert gewesen. Der Pädagoge Pestalozzi habe mit seinem idealisierten Mutterbild dazu beigetragen, dass Frauen in unterbezahlte soziale oder pädagogische Berufe gingen, wenn sie denn arbeiteten.

Im Wohlstand des Nachkriegsdeutschland sei noch hinzu gekommen, dass sich die BRD gegen die DDR abgrenzen musste. Dort gingen Mütter zur Arbeit und die Kinder in die Krippe, hier hätten Mütter dieses nicht nötig gehabt, sei die Auffassung gewesen. „Schaut man nach Frankreich oder Skandinavien, die keine Abgrenzung ausbildeten, so ist dort frühkindliche Erziehung viel weiter entwickelt“, betonte Bergmann.

Nach dem Referat berichteten noch eine Kindergartenleiterin eine Alleinerziehende, eine Vollzeit-, eine berufstätige Mutter und ein Vollzeitvater aus ihren Leben mit Kindern. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Beschlossen wurde die Veranstaltung mit der Märchenerzählerin Edith Schwager. Auch in Märchen spielen Mütter verschiedene Rollen.

Sigrid Terstegge