Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Wider die Logik des „Immerstark“

Zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft diskutieren auf dem Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Inklusion in Bildung und Erziehung.

Fachleute und Experten diskutierten anlässlich des Neujahrsempfangs das Thema Inklusion: Eva Jürriens, Klemens Löchte, Moderatorin Andrea Lanwers, Ingo Tawidde, Diplom-Pädagogin Eva Beeres-Fischer, Pfarrer Peter Zarmann, Lisa Panknin sowie Herbert Krause.

Politische Gäste in der Jugendbildungsstätte: Volker Rotthauwe, Leiter der Evangelischen Jugendbildungsstätte neben dem CDU-Bundestagsabgeordneten Karl Schiewerling, Superintendent Joachim Anicker, der SPD-Landtagsabgeordneten Elisabeth Veldhues sowie dem CDU-Bundestagsabgeordneten Dieter Jasper.

Superintendent Joachim Anicker begrüßt zum Neujahrsempfang

Organisatoren Kerstin Hemker und Volker Rotthauwe

Experte Klemens Löchte aus dem Kreis Coesfeld

Moderatorin Andrea Lanwers und Diplom-Pädagogin Eva Beeres-Fischer

Den musikalischen Rahmen lieferte die Marimba-Band von der Schule am Bango in Steinfurt

Zahlreiche Gäste folgten der Einladung des Evangelischen Kirchenkreises

Unter der Überschrift „All inclusive – Inklusion in Kirche, Gesellschaft und Bildung“ widmet sich der traditionelle Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken (www.der-kirchenkreis.de) am heutigen Sonntag, 22. Januar, dem Thema Inklusion. Zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Kirche folgten der Einladung von Superintendent Joachim Anicker in die Evangelische Jugendbildungsstätte nach Nordwalde und diskutierten die Wertschätzung von Vielfältigkeit in Bildung und Erziehung. Gleichsam bildet der Empfang den Auftakt für das Leitthema „Gerechtigkeit und Teilhabe“, dem sich der flächengrößte Kirchenkreis auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen in diesem Jahr mit zahlreichen Angeboten und Veranstaltungen widmet. In dem Leitthema spiegelt sich die Jahreslosung der evangelischen und katholischen Kirchen in Deutschland wider: „Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“.

„Für Pauschaltouristen hat ‚all inclusive’ einen richtig guten Klang, denn unter dieser Überschrift weiß ich: im Reisepreis ist alles enthalten“, begrüßt Joachim Anicker die rund 120 Gäste in Nordwalde, darunter die CDU-Bundestagsabgeordneten Dieter Jasper und Karl Schiewerling, Elisabeth Velthues, nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete und Geschäftsführerin der SPD-Fraktion in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, den stellvertretenden Landrat des Kreises Steinfurt Jürgen Coße sowie Nordwaldes Bürgermeisterin Sonja Schemmann. Wie sei das aber, wenn ‚all inclusive’ sich auf die Teilhabe von Menschen am gesellschaftlichen Leben und an Bildungsprozessen beziehe, fragt der Superintendent nach. „Kommen da alle auf ihre Kosten?“

Seit der Inklusionsansatz 2008 Eingang fand in die UN-Konvention „Über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“, werde der Umgang mit Vielfältigkeit und Unterschieden inner- wie außerhalb des Bildungssystems diskutiert. Daran knüpften zahlreiche Impulse und Gespräche mit Experten und Fachleuten aus dem Evangelischen Kirchenkreis unter Federführung des Fachbereichs Bildung und Erziehung sowie unter Mithilfe des Evangelischen Trägerverbunds der Kindertageseinrichtungen in der Region an. Unter dem Dach des Fachbereichs bündelt der Evangelische Kirchenkreis im Westmünsterland vielfältige Angebote zu den Themen Jugend-, Familien- und Erwachsenenbildung, Schule, Weiterbildung, Männer- und Frauenarbeit sowie Freizeit- und Lernmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Für die musikalische Untermalung der Gespräche sorgt die Marimba Band der Hauptschule am Bagno in Burgsteinfurt.

Superintendent hinterfragt geltende gesellschaftliche Leitbilder

Nicht zuletzt in Anlehnung an die aktuelle Jahreslosung der christlichen Kirchen in Deutschland („Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ – 2. Korinther, 12,9) sieht der Superintendent auch die Christen in der Verantwortung, das Thema Inklusion voranzutreiben: „Das Leitbild unserer Gesellschaft ist die starke, selbstbestimmte, leistungs- und durchsetzungsfähige Persönlichkeit“, meint der Theologe. Die Jahresbotschaft, ein biblisches Wort, das von einer ökumenischen Arbeitsgemeinschaft jährlich ausgewählt wird, helfe dagegen, die unerbittliche Logik des „Immerstark“ zu durchbrechen. „Wir können den Versuch aufgeben, eine Grenzlinie zu ziehen zwischen stark und schwach, zwischen normal und behindert, zwischen belastbar und eingeschränkt“, so Anicker weiter. Die Grenzlinie verlaufe vielmehr mitten durch jeden Menschen sowie durch die Gesellschaft. Vielfalt und Unterschiedlichkeit auch in Stärken und Schwächen von Menschen sollten als Reichtum und Gestaltungsaufgabe verstanden und nutzbar gemacht werden. Vorherrschende gesellschaftliche Leitbilder wolle Anicker daher hinterfragen.

Die Jahreslosung gibt über den Neujahrsempfang hinaus im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken den Anstoß, die Frage nach Gerechtigkeit und Teilhabe in Kirche und Gesellschaft zu einem Leitthema in diesem Jahr zu machen. Zahlreiche Veranstaltungen, Andachten und Angebote thematisieren das christliche Gebot der Nächstenliebe und seine Bedeutung in der heutigen Gesellschaft.