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Was macht Angst, woraus nähren sich Hoffnung und Zuversicht?

Diskussionsreihe „Kultur trifft Kirche“ macht Mut auf eine bessere Zukunft

v.l. Reidar Jensen, Pfarrerin Janine Veit, Moderator Axel Engels und Psychologe Tobias Bendfeld diskutierten engagiert in der Martin-Luther-Kirche. Foto: R. Nix

Im Februar 2022 war die Corona-Pandemie weitgehend überstanden, doch dann überfiel Wladimir Putin die Ukraine. Vor wenigen Wochen flammte in Nahost ein neuer Krieg auf, der sich offenbar ebenso fortsetzt wie die russische Invasion. Wo bleibt noch Platz für Hoffnung, dass letztlich alles wieder gut wird? Katastrophen scheinen zurzeit das Geschehen rund um die Welt zu bestimmen.

Und doch gibt es Grund, den Mut nicht sinken zu lassen. Darum stand der aktuelle Gesprächsabend der Veranstaltungsreihe „Kultur trifft Kirche“ in der Martin-Luther-Kirche Emsdetten unter dem Titel „Geruch der Angst – Duft der Hoffnung.“ Der Singer/Songwriter und Wahl-Emsdettener Reidar Jensen gab mit diversen Songs Impulse. Erkennungsmelodie der Diskussionsabende ist „Take A Look Around“, ein Appell an alle Menschen, genauer hinzuschauen und wahrzunehmen, was eigentlich genau passiert. Der Song „Smell Of Fear“ erzählt von einem Mann, der durch den Lockdown alles verlor. Doch der Sänger, der sich selbst auf der akustischen Gitarre begleitete, appelliert, Aufzustehen, zu Streiten und zu Beten, damit die Angst keine Chance hat, das Leben zu bestimmen. „Resignieren ist keine Option“, daran glaubt der gebürtige Norweger ganz fest.

Gemeinsam mit dem Journalisten und Musiker Axel Engels sowie Pfarrer Rainer Schröder hat Jensen das Veranstaltungsformat ins Leben gerufen. Gesprächspartner an diesem Abend waren Janine Veit, Pfarrerin der Kirchengemeinde Nordwalde-Altenberge, und Psychologe Tobias Bendfeld, unter anderem Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Diakonie in Burgsteinfurt. Engels moderierte.

Seelsorger und psychologische Berater werden oftmals mit den Ängsten der Mitmenschen konfrontiert. „Grundsätzlich ist zu beobachten, dass Angst Menschen entweder zum Rückzug in die Innerlichkeit oder zu offener Aggression motiviert“, so Veit. Einsamkeit wie in der Pandemie-Phase machte Angst, Hoffnung keimte auf, sobald es wenigstens eine Person gab, mit der man sich während der Lockdowns austauschen konnte. Allerdings, so eine weitere Stimme aus dem Publikum, habe Covid 19 auch dazu geführt, den Nächsten wieder stärker wahrzunehmen. „Ich gewöhnte mir an, alle Menschen zu grüßen, die mir mit Maske entgegenkamen“, berichtete die Frau. Sie konnte es zwar nicht sehen, ist aber davon überzeugt, dass die Gegrüßten lächelten.

Kriege wie aktuell in der Ukraine und im Nahen Osten ängstigen mehr oder weniger Jeden. Besonders verunsichert den Einzelnen, dass er solche Situationen nicht beeinflussen und schon gar nicht steuern kann. Eine Besucherin der Diskussionsrunde formulierte es so: „Viele Menschen beten seit Jahren für Frieden, doch es nützt nichts.“ Darüber hinaus machen sich Bedenken breit, dass staatliche Regeln im eigenen Land nichts mehr gelten.

Psychologe Bendfeld sieht Angst als einen Zustand, bei dem Menschen die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren und dies schürt das Unbehagen nur noch mehr. Angst ist eine beunruhigende, rasch auftretende Reaktion, die sich der Kontrolle entziehe. Das Schlimmste ist, sich ihr auszuliefern. Es ist wichtig, sie wahrzunehmen, aber nicht zu verharren, sondern zu reagieren. Für Reidar Jensen ist der Glaube ein Bollwerk gegen die Angst, aber ebenso der Austausch mit lieben Menschen und das Musizieren. „Wichtig ist mit Leuten darüber zu sprechen, was sie bewegt.“

„Angst ist ein Gefühl, das zum Leben dazu gehört“, so Sendfeld, „sie darf uns aber nicht auffressen.“ Nicht zuletzt könne Angst möglicherweise durch Fakten relativiert werden. Die zahlreichen Fake-News aus dem Internet verunsichern. Wer sich durch seriöse Quellen informiert, kann die Spreu vom Weizen besser trennen. „Gott liebt uns und ist für uns da, in der Bibel steht `Fürchte dich nicht`, sagt Janine Veit. So gebe es Vieles, das uns Hoffnung vermittle. „Es ist wichtig, der Angst Vertrauen und Hoffnung entgegenzusetzen“, bekräftigte Pfarrer Rainer Schröder, „Vernunft, Glaube und Widerstandsfähigkeit helfen“. Ältere Menschen, sagte Bendfeld, hätten oft zahlreiche Krisen in ihrem Leben überstanden. Für sie sei es oft leichter, in bedrohlichen Situationen nicht den Mut zu verlieren. Religion kann helfen, wenn sie eine stützende, nicht strafende Idee des Glaubens vermittelt. Gläubige können nicht selten besser mit Krisensituationen umgehen, selbst wenn auch sie Angst empfinden.

Text: R. Nix