Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Voneinander hören und lernen

Gäste aus Simbabwe und Pfarrer:innen aus dem Kirchenkreis tauschten sich aus

Zehn Jahre Partnerschaft mit Simbabwe – das ist der Anlass des Besuchs von Victor Maramwidze, Stewart Hove, Regai Mratu, Elvis Baloy und Tadiwanashe Kusikwenyu im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. Das vielfältige Programm der Delegation aus der Ost-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe (ELCZ) sah auch ein Zusammentreffen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern des Kirchenkreises vor.
Im Rahmen einer Pfarrkonferenz in Ahaus tauschten sich die fünf Gäste mit Superintendentin Susanne Falcke und den Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Kirchenkreis über kirchliche Strukturen sowie Jugend- und Frauenarbeit aus, mit dem Ziel, voneinander zu hören und zu lernen.

Bevor Pastorin i.R. Kerstin Hemker, zweite Vorsitzende des kreiskirchlichen Partnerschaftskomitees informierte, feierten die Anwesenden eine gemeinsame Andacht mit einer Kurzpredigt von Victor Maramwize, der Gemeindepfarrer in der Simabwischen Hauptstadt Harare ist. Er sprach über die Bedeutung des Hirtenamtes für die Gemeinde. Anschließend berichtete von seiner eigenen Gemeinde, die 500 Mitglieder hat und derzeit eine neue Kirche baut. Anders als in Deutschland, ist die Beziehung zwischen Gemeindemitgliedern und Pfarrer viel enger und damit auch zeitintensiver. Bezahlt wird Maramwize von den Gemeindegliedern, die ein Zehntel ihrer Einkünfte an die Kirche spenden.

„Wir schauen zurück auf zehn Jahre erfolgreiche Partnerschaft“ begann Hemker ihre Ausführungen. Sie berichtete vom ersten Besuch in Simbabwe 2013, als eine Delegation aus dem Kirchenkreis die Partnerschaft offiziell besiegelte. Die Unterschiede zwischen beiden Ländern machte sie deutlich: Simbabwe ist ähnlich groß wie Deutschland, hat aber nur 19 Millionen Einwohner. Viele junge und gut ausgebildete Menschen verlassen das Land, denn die Arbeitslosenquote ist mit 95% sehr hoch. Viele Familien seien zerrissen, weil die Männer im Ausland arbeiteten. Die hohe Inflation (2022: 104,71%) mache die Menschen immer ärmer, viele können nur durch Geldtransfers aus dem Ausland überleben.
Klimawandel, Dürre und Überschwemmung treffen Simbabwe sehr stark, auch weil es keine Versicherungen gibt, die Schäden kompensieren können. Auch die Corona-Pandemie habe Spuren hinterlassen, so Hemker: „die Schulen waren fast zwei Jahre geschlossen, Onlineunterricht gab es nicht, die Märkte waren zu, es gab keine finanzielle Unterstützung der Regierung.“

Superintendent Stewart Hove berichtete, dass die Ausbildung des Pfarrpersonals in der Hauptstadt Harare erfolge: „Drei Jahre Studium am theologischen College und danach ein praktisches Jahr in einer Gemeinde“, erläuterte er die Ausbildung. Nachwuchssorgen habe man nicht, aber die meisten Studierenden seien Männer: „Wir wollen mehr Frauen für den Pfarrberuf gewinnen.“
Ein Problem seien die wachsenden Freikirchen, erläuterte Hove. Sie erlauben Männern mehrere Ehefrauen und eine Vermählung von Kindern ab zehn Jahren, obwohl in Simbabwe das offizielle Alter für Eheschließungen, wie in Deutschland, bei achtzehn liege. „Die Freikirchen bieten den Menschen vermeintlich einfache Lösungen für ihre Probleme“, so Hove.

Elvis Baloy, Schulleiter der weiterführenden Schule in Gurungweni, berichtet von langen und gefährlichen Schulwegen, die die Schüler:innen zurücklegen mussten, bevor die Schule 2019 mit Unterstützung verschiedener Partner, darunter auch des Kirchenkreis, errichtet werden konnte. Eine der Initiatorinnen für den Bau der Schule war Regai Mratu, eine „Vashandiri“, so nennt man die Aktiven in der kirchlichen Frauenhilfe in Simbabwe. Gemeinsam mit anderen Frauen sammelte sie Spenden für den Bau der Schule.