Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Synodale diskutieren Einsparszenarien

Mit Einsparungen in Höhe von rund 250.000 Euro im Jahr bereitet sich der Evangelische Kirchenkreis auf rückläufige Gemeindegliederzahlen vor.

Superintendent Joachim Anicker (li.) und Assessor Ulf Schlien informierten in den zurückliegenden Tagen gemeinsam mit den Mitgliedern des Kreissynodalvorstandes die kreiskirchlichen Mitarbeitenden, die Gemeindeglieder und Ehrenamtlichen über den Reformprozess „Kirchenkreis 2017“.

Rund drei Monate vor der nächsten Kreissynode setzt der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken den im Juni 2013 beschlossenen Reformprozess „Kirchenkreis 2017“ fort. Angesichts langfristig rückläufiger Gemeindegliederzahlen, sinkender Kirchensteuereinnahmen und steigender Personalkosten gerate die Finanzierung der so genannten Synodalen Dienste im Kirchenkreis in den kommenden vier bis sechs Jahren an Grenzen, teilte jetzt Superintendent Joachim Anicker mit. Der Kreissynodalvorstand (KSV), das Leitungsgremium des Kirchenkreises, legt den Kirchengemeinden und kreiskirchlichen Mitarbeitenden daher jetzt drei Handlungsoptionen vor. Mit allen drei Szenarien werde das Ziel von jährlichen Einsparungen in Höhe von rund 250.000 Euro auf der Ebene der kreiskirchlichen Dienste erreicht. Auf der nächster Kreissynode in Velen-Ramsdorf (25.6.) werden rund 100 stimmberechtigte Delegierte der kreiskirchlichen Ämter, Dienste und Werke sowie der 20 Kirchengemeinden im Westmünsterland die Sparvorschläge diskutieren. Spätestens bis Sommer 2015 muss die Kreissynode dann über die vorliegenden Optionen endgültig beschlossen haben.

„Angesichts schwindender Ressourcen werden wir unsere Angebote und Dienste im Kirchenkreis in den kommenden Jahren nicht mehr in dem gewohnten Maße aufrechterhalten können“, sagt Joachim Anicker. Die Evangelische Kirche im Westmünsterland stehe vor der Herausforderung, sich angesichts des demografischen Wandels langfristig kleiner zu setzen, ohne den eigenen Mitgestaltungsanspruch in der Gesellschaft aufzugeben. „Wir müssen sparen. Diese Einschnitte fallen uns gewiss nicht leicht“, so der Superintendent des flächengrößten Kirchenkreises auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen weiter. Die momentan günstige Kirchensteuerentwicklung erlaube es, sich in Ruhe und realistisch für die Zukunft vorzubereiten. Das Ziel sei es, auch in den kommenden 15 bis 20 Jahren verlässlich haushalten zu können auf der Ebene des Kirchenkreises.

Die jetzt vorgelegten Handlungsoptionen sehen Einsparungen in der diakonischen Arbeit sowie beim Bildungs- und Tagungsstätten-Angebot des Kirchenkreises vor. Sollten bei einem weitreichenden Umbau einzelne Arbeitsfelder aufgegeben werden, schließt der Kreissynodalvorstand auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Außerdem schlägt das Leitungsgremium der Kreissynode eine neue Finanzsystematik zwischen Kirchenkreis und Kirchengemeinden vor. Gegenwärtig werden die Kirchensteuermittel im Westmünsterland nach einem festen Schlüssel auf Kirchengemeinden (68 Prozent) und Kirchenkreis (32 Prozent) verteilt.

„Die jetzt entwickelten Handlungsoptionen gehen auf eine breite Kirchbildentwicklung zurück, die uns in den vergangenen Monaten beschäftigte“, berichtet Synodalassessor Ulf Schlien. „Wir möchten auch weiterhin Kirche für die Menschen sein, tragen die Botschaft von der freien Gnade Gottes in die Region und wollen keine Vereinskirche werden, die sich auf einen inneren Kern zurückzieht“, so Schlien weiter. Die vom KSV erarbeiteten Vorschläge reichen von einer Zentralisierung kreiskirchlicher Dienste bis zu der Idee von Regionalbüros. „Eine in zwei Szenarien anvisierte Stärkung unserer regionalen Jugend- und Bildungsarbeit an vier Standorten im Kirchenkreis würde allerdings bedeuten, dass wir uns mittelfristig als Träger von unserer Tagungsstätte in Nordwalde trennen müssten.“ Allen drei Szenarien ist ein jährliches Einsparungsziel in Höhe von 250.000 Euro eigen, rund zehn Prozent des heute eingesetzten Kirchensteueraufkommens für die synodalen Dienste im Kirchenkreis. Der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken finanziert im Westmünsterland heute aus Kirchensteuermitteln unter anderem diakonische Beratungsangebote, evangelische Kinder- und Jugendarbeit, spezielle Angebote für Männer, Frauen und Erwachsene, die kreiskirchliche Verwaltung und einen Trägerverbund mit 19 Kindertagesstätten.

In den kommenden Monaten diskutieren die Delegierten aller Gemeinden, Fachbereiche und kirchlichen Einrichtungen, die gemeinsam die Kreissynode bilden, die vorliegenden Handlungsoptionen. Im Sommer 2015 entscheiden die Synodalen dann über die anvisierten Einsparungen. In der presbyterial-synodalen Grundordnung baut sich die Evangelische Kirche von den Kirchengemeinden her auf. Entscheidungen treffen damit stets gewählte Vertreterinnen und Vertreter, mehrheitlich Nicht-Theologen. Die Delegierten kommen zweimal jährlich zur Kreissynode zusammen. Zwischen den Synoden führt der von der Synode gewählte Kreissynodalvorstand mit dem Superintendenten als Vorsitzenden die Geschäfte des Kirchenkreises.