Seit nunmehr zwölf Jahren öffnet sie zu jedem Osterfest ihre Tore für eine deutsch-niederländische (Kirchen-) Gartensaison, die sich bis zum Erntedankfest erstreckt: die Oase in Gronau. Ein kleines Fleckchen Erde auf dem ehemaligen LAGA-Gelände, keine hundert Meter von der niederländischen Grenze entfernt. So versteckt liegt das grüne Kleinod zwischen hohen Hecken und Schilfgras am Grenzfluss Dinkel, dass man es gar nicht so leicht findet, wenn man es nicht kennt. Schließlich führt auch keine offizielle Straße zu dem deutsch-niederländischen Kirchengarten – das Auto muss man ein paar Hundert Meter vorher stehen lassen, – sondern lediglich der idyllische Dinkel-Radweg, der sich über das LAGA-Gelände hinzieht. So entdeckt ganz zufällig schon mal der eine oder andere Fahrrad-Passant diese außergewöhnliche „Radwegekirche“ unter freiem Himmel – und darf gern einkehren.
Was ihm von außen vielleicht zunächst wie ein Gartencafé mit Kinderspielplatz erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine ökumenisch und international zusammengesetzte Christengemeinschaft, die sich hier jeden Sonntag zwischen 11 Uhr und 18 Uhr findet, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Andacht zu feiern, zu singen und zu beten. Dafür versammeln sich die Gläubigen am späteren Nachmittag an der Bühne „unterm Regenbogen“, der mittlerweile zum Wahrzeichen der Oase geworden ist. Hier, unterm Regenbogen, ist auch Raum für Konzerte und Podiumsveranstaltungen verschiedenster Art.
Wer indes nicht an der sonntäglichen Andacht teilnehmen möchte, darf selbstverständlich auf Abstand bleiben, weiter seinen Kaffee genießen oder an den Spielgeräten toben: Der Kirchengarten ist groß genug für viele unterschiedliche Interessen. Das Programm der Oase ist dabei ebenso verlässlich wie offen: An jedem zweiten Freitag wird um 19 Uhr das sogenannte „Oase-Feuer“ entzündet und der Abend in unterschiedlicher Leitung mal mit thematischen Schwerpunkten, mal mit Spielen und Liedern bei Brot und Wein gestaltet. Sonntags stehen die Pforten des Kirchengartens zum Kommen und Gehen durchgehend offen. Besondere Fixpunkte im Jahr sind die Osternacht zu Saisonbeginn, der Eine-Welt-Tag an Trinitatis, die sommerlichen Kinderferienspiele und das „Früchtefest“ an Erntedank zum Abschluss der Oase-Saison. Organisiert und verantwortet wird das ökumenische Kirchenprojekt vom Verein Ökumenischer Kirchengarten OASE – Christenen aan de grens e.V., dessen Vorstand sich zu gleichen Teilen aus niederländischen und deutschen Mitgliedern zusammensetzt.
„Besonders gefällt mir hier das selbstverständliche Miteinander von deutschen und niederländischen Gemeinden“, sagt Pfarrerin Heike Bergmann vom Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, die das länderübergreifende Projekt von deutscher Seite theologisch begleitet. Nicht jeder Besucher ist in beiden Sprachen gleichermaßen firm, aber in pfingstlichem Vertrauen wird die Andacht mal auf Niederländisch, mal auf Deutsch gehalten – und im Wesentlichen versteht man einander. „Auf die einzelne Landessprache kommt es gar nicht so an.“
Das Kirchengarten-Projekt hat Verbindungen über die Grenze hinweg geschaffen, die es vorher gar nicht hätte geben können, erzählt Bergmann. Zum Beispiel: Am 5. Mai feiert man in den Niederlanden mit dem “Bevrijdingsdag“ das Ende der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg in enger Verbindung mit dem vorherigen nationalen Totengedenktag. Früher war es nicht üblich, Deutsche dazu einzuladen; über die guten Kontakte der Oase-Gemeinschaft ist es jedoch in Losser mittlerweile zur guten Tradition geworden, dass deutsche Vertreter bei der Gedenkfeier anwesend sind. Zweifellos Grund genug für eine Würdigung mit dem People-to-People-EUREGIO-Preis für besondere Verdienste in der deutsch-niederländischen Freundschaft und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, den die Oase im Jahr 2011 entgegennehmen durfte. Kaum drei Jahre später wurde sie überdies mit dem landeskirchlichen „Salzkorn“-Preis ausgezeichnet, der Gruppen und Initiativen in der EKvW würdigt, die sich ehrenamtlich in beispielhafter Weise für Gerechtigkeit, Frieden und den Schutz der Umwelt einsetzen. Sie sind es schließlich, die dem kirchlichen und gesellschaftlichen Leben – als „Salzkörner“ – die richtige Würze geben.
Die folgenden bislang bekannten Termine werden in diesem Sinne die Abende am Oase-Feuer in dieser Saison „würzen“:
15. Mai: Referat zum Jahresthema mit dem Pfarrer der Gronauer Mennonitengemeinde Jan Lüken Schmid
29. Mai: Oasefeuer mit dem thematischen Schwerpunkt zum Eine-Welt-Tag (31.5.)
12. Juni: Referat zu den Zehn Geboten mit Greet Nijmeijer, Pfarrerin der Reformierten Gemeinde Overdinkel
26. Juni: Referent Hoffstee, Mönch aus Enschede, zum Thema. „Mit Bibelworten Stille erfahren“
10. Juli: Spieleabend auf der Oase
Alle Termine und weitere Informationen finden sich auch auf der Homepage www.oase-gronau-losser.org/de/