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Seelenwanderungen

Das Angebot von Frauenreferentin Heike Bergmann stößt auf viel Zuspruch. Ein Interview

Heike Bergmann. Foto: privat

Das Konzept der „Wanderungen für die Seele“ ist schnell erklärt: Am dritten Sonntag im Monat treffen sich Frauen auf Einladung von Frauenreferentin Pfarrerin Heike Bergmann und Mitarbeiterin Renate Duesmann an einem Parkplatz im Westmünsterland, wandern rund 6 Kilometer, beschäftigen sich dabei mit Versen aus einem Psalm, tauschen sich aus oder wandern in Stille. Die Veranstaltung endet bei Kaffee und Kuchen in einer Gaststätte.

Dass dieses Format viele Frauen ansprechen würde, hatte Heike Bergmann gehofft, aber nicht erwartet. Rund 30 Frauen meldeten sich im Schnitt zu den einzelnen Wanderungen an.


Mit den „Wanderungen für die Seele“ hast du einen Nerv getroffen. Was glaubst du, warum so viele Frauen das Angebot wahrgenommen haben?
Da gibt es sicher unterschiedliche Gründe. Zum einen spricht das Angebot am Sonntagnachmittag alleinlebende oder verwitwete Frauen an. Ich selbst weiß aus eigener Erfahrung, dass der Sonntagnachmittag schon mal lang werden kann, wenn ich keine Verabredung habe. Aber auch Frauen mit Familie oder Partnern sind dabei. Alle sagen, dass sie die Niedrigschwelligkeit anspricht. Für drei Stunden nachmittags in der Natur mit anderen unterwegs zu sein, erfordert keinen großen Aufwand. Aber viele würden sich eben nicht allein aufmachen. Zudem bekomme ich gute Rückmeldungen zu dem methodischen Wechsel aus persönlichem Gespräch, Schweigen und einfachen Liedern wie Taizégesängen, die die Impulse aus den Psalmversen aufnehmen.

Wer hat an den Wanderungen teilgenommen?
Es ist eine bunte Mischung: es gibt das „klassische“ Klientel der kirchlichen Frauenarbeit aus Frauen 60plus. Daneben die Frauen, die in dem Alter sind, in dem die Kinder noch zuhause leben, aber ihre eigenen Wege gehen. Die Wanderinnen sind berufstätig oder im Ruhestand. Und wir sind ökumenisch unterwegs: viele sind kirchenverbunden, katholisch oder evangelisch geprägt; manche aber finden in ihren Gemeinden keine wirkliche Heimat mehr. So bekomme ich immer wieder die Rückmeldung, dass sie hier bei den Wanderungen eine neue Form von Kirche erleben: Es finden Begegnungen und Gespräche auf dem Weg statt, eigene Geschichten können erzählt und Erfahrungen geteilt werden. Dabei helfen die Psalmverse mir ihrer zutiefst menschlichen Sprache. Deren Themen wie Sehnsucht nach Freiheit und Geborgenheit, Erfahrungen von Trauer und Angst, Hoffnung und Freude kennen alle aus dem eigenen Leben. Worte und Lieder von Gott und seinem/ihrem Wirken mitten hinein in diese Erfahrungen kann zum Trost oder zur Stärkung auf dem eigenen Lebensweg werden.

Denkst du, dass das Format auch deshalb so gut ankommt, weil es sich ausschließlich an Frauen richtet?
Ich glaube, die Chance eines Angebotes nur für Frauen liegt in der stärkeren Intensität des persönlichen Austausches. Ich leite die Wanderungen zwar immer damit ein, dass jede nur so viel von sich erzählen möge, wie es für sie gut ist. Jede hat da andere Bedürfnisse und Grenzen. Dennoch besteht oft eine erstaunliche Offenheit im Austausch Vielleicht ist es das „Setting“, dieser geschützte Rahmen, der das möglich macht. Von ähnlichen Erfahrungen berichten auch die Kolleg*innen, die Pilgerangebote machen.

Was war für dich persönlich das schönste Erlebnis bzw. die schönste Begegnung?
Ich weiß gar nicht, ob ich da eins herausfiltern kann. Es ist so, dass wir die Wanderungen zu zweit begleiten: Ich gehe vorneweg und Renate Duesmann macht den Abschluss. So können wir auf Tempo und Zusammenbleiben der Gruppe achten. Und ich bin immer wieder beglückt, wenn ich hinter mich schaue und sehe, wie die Frauen in Gespräche vertieft sind. Und es ist wunderbar auf den Wegstrecken an besonderen Orten Rast machen zu können. Bei der letzten Wanderung war das die Waldkapelle in Reken. Eine Wallfahrtskapelle mitten im Wald. Hier zu singen und sich von Gottes Wort berühren zu lassen war ein besonderer Moment. Diese Momente blitzen auf den Wegen immer wieder auf, das erfüllt mich.

Finden die Wanderungen auch im zweiten Halbjahr statt? An welchen Orten?
Ja, auf jeden Fall sollen diese Sonntage zu einem festen Bestandteil der Angebote des Frauenreferates werden. Ab dem nächsten Termin werden wir immer um 13.30 Uhr starten.

Sonntag, 20.08., Rund um das Bagno in Burgsteinfurt
Start: Parkplatz am Bagno, 48565 Steinfurt

Sonntag, 15.10., Rund um die Bruder Klaus Kapelle
Start: Parkplatz Hotel Haus Teitekerl, Lasbeck 43,48329 Havixbeck

Sonntag, 19.11., Rund um das Kloster Bentlage
Start: Parkplatz an der Saline, 48432 Rheine


Anmeldung bis eine Woche vorher bei Lisa Aufenberg, E-Mail: elisabeth.aufenberg@ekvw.de

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