Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Rückkehr zur Theologie

In Gronau führen Superintendent Joachim Anicker und die Evangelische Kirchengemeinde KSV-Mitglied und Presbyter Gerd Ludewig in das Amt des Prädikanten ein.

Zahlreiche Wegbegleiter teilten mit Prädikant Gerd Ludewig (5.v.re.) die Einführung in das neue Amt (Foto: Elvira Meisel-Kemper).

Gerd Ludewig (re.) neben Superintendent Joachim Anicker (Foto: Elvira Meisel-Kemper).

Voll war es in der Evangelischen Stadtkirche in Gronau. Ein festlicher Gottesdienst zur Einführung von Presbyter Gerd Ludewig, Mitglied des Kreissynodalvorstands im Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, in das Amt des Prädikanten hatte zahlreiche Gemeindeglieder, Wegbegleiter und Freunde jetzt nach Gronau gelockt.

„Es gibt Worte, die entfalten ihre Wirkung erst im Laufe der Zeit. Gerd Ludewig hat zur Konfirmation ein Wort mit Langzeitwirkung erhalten“, so Anicker zur Einführung. Es waren die Worte Jesu, die in Johannes 12, Vers 26, zu lesen sind: „Wer mir dienen will, der folge mir nach, und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“

Ludewig habe Ende der 1960er Jahre einige Semester evangelische Theologie studiert, als „so manche Autorität entthront wurde“, so Anicker. Es folgte eine Krise und die Abwendung von der reinen Theologie zum Studium der Sozialkunde, der Politikwissenschaft und der Kunstgeschichte. Ludewig unterrichtete diese Fächer anschließlend als Realschullehrer. „Pfarrer sollte es nicht sein, aber der Lehrerberuf“, so Anicker. Dennoch gab es einen Weg zurück. Ludewig wurde Mitglied der evangelischen Michaelbruderschaft, engagiert sich seit elf Jahren als Presbyter und seit neun Jahren als Mitglied des Kreissynodalvorstandes, des Leitungsgremiums des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. „Der Draht nach oben muss wohl auf Standby gestanden haben. Gott hat sie nie aus den Augen gelassen“, begründete Anicker diese Fügung. 

Ludewig behaupte, er sei da „hineingerutscht“, obwohl sich die meisten Berufungsgeschichten schleichend entwickelten. Umso mehr freute sich Anicker, dass Ludewig sich entschlossen habe, ehrenamtlicher Prädikant in der Evangelischen Kirchengemeinde Gronau zu werden. „Der Dienst der Prädikanten tut uns gut in der Evangelischen Kirche“, bestätigte Anicker nicht nur als Entlastung für die hauptamtlichen Pfarrer, sondern auch als Stimme der Gemeinde. Prädikanten, auch Laienprediger genannt, übernehmen den Dienst an Wort und Sakrament in der Evangelischen Kirche - ehrenamtlich.

Nach der Einführung in das Prädikantenamt hielt Ludewig seine erste Predigt, die dem Hebräerbrief folgte, von dem ein Auszug auch auf dem Chorbogen der Evangelischen Kirche in Gronau lesbar sei. „Ich glaube nur, was ich sehe. Wirklich?“, eröffnete Ludewig seine Ausführungen von der Kanzel. Touristen, die am Groß Glockner bei Nebel nichts von der Schönheit des Berges sehen können, glauben an das, was ihnen andere erzählen. „Wie oft vertrauen wir in gutem Glauben, ohne etwas zu sehen“, so Ludewig. Abraham habe im Hebräerbrief auf Gottes Wort vertraut und zog aus in ein Land, dass er erben würde. „Bewunderer des Groß Glockner vertrauen dem österreichischen Alpenverein, Abraham vertraute dem Wort Gottes“, zog Ludewig die Verbindungslinie zwischen der biblischen Geschichte des Christentums und der profanen Gegenwart.