Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Reise in die Glaubenswelt des Judentums

Rabbiner Efraim Yehoud-Desel war zu Gast im Dorothee-Sölle-Haus Ahaus

Rabbiner Efraim Yehoud-Desel (Foto: Elvira Meisel-Kemper).

Den vielzitierten jüdischen Humor zelebrierte Rabbiner Efraim Yehoud-Desel bei seinem Besuch im Dorothee-Sölle-Haus in Ahaus ausgiebig. Groß war der Andrang zu seinem Vortrag „Frag mal den Rabbi!“, den Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder, Bildungsreferentin des Ev. Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, organisiert hatte. 

Yehoud-Desel wurde 1952 in Israel geboren. 1973 nahm er als Soldat am Jom-Kippur-Krieg teil. Seitdem sei „Frieden“ der wichtigste Begriff in seinem Wortschatz. In Israel hatte er Design studiert und dort seine Frau kennen gelernt. Mit einem Patent für Puma war er nach Deutschland gekommen. Sein Vater war in Israel Vorbeter. „Als Kind bin ich mit meinem Vater im schönen weißen Hemd in die Synagoge gegangen“, erinnerte er sich. Heute ist er der erste ordinierte Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Münster nach der Shoa und Religionslehrer im Regierungsbezirk Münster.

Schritt für Schritt nahm er die Zuhörer*innen mit in die Glaubenswelt des Judentums. „Die größte Weisheit der Menschheit ist in uns. Weisheit bedeutet: Finde dich selbst“, so Yehoud-Desel. In der Thora schreibe Gott, dass wir glücklich werden sollten, sonst würden wir bestraft. Anhand des Psalms 34, den er im Laufe des Abends mit den Besucher*innen sang, sollten wir glücklich leben, niemanden betrügen und immer ehrlich sein. 

Auch die vier Säulen des Judentums stellte er vor. Gott als Schöpfer, der die Welt in sieben Tagen erschuf, finde sich im siebenarmigen Leuchter wieder. Wir sollen die innere Ruhe in uns selbst finden als zweite Säule. Gott sei der Gute, der uns liebt und alles gut macht. Gott sei kein Zufall, denn wir sind von Gott umgeben.

„Im Talmud gibt es eine Erzählung von einem Engel, der Grashalme schleppt. Und wir sind die Grashalme. Und da steht auch, dass wir Vater und Mutter ehren sollen. Wie können wir das machen?“, fragte Yehoud-Desel die Zuhörer*innen. Ein Besucher fasste die Antwort so zusammen: „Wenn man sich um die Eltern sorgt, so wie sie sich gesorgt haben, als wir Kinder waren.“ 

Erst wenn Frieden auf Erden herrsche, würde das die Ankunft des Messias ermöglichen, benannte der Rabbiner ein weiteres wichtiges Kriterium des Judentums in vereinfachter Form.

Das Wichtigste aber sei Dankbarkeit, dass man lebe. „Nichts in unserem Leben ist selbstverständlich. Eines der wichtigsten Worte aus der Thora ist Bescheidenheit“, ergänzte Yehoud-Desel.

Elvira Meisel-Kemper