Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Predigt-Slam und Stille

Seit rund einhundert Tagen arbeitet Pfarrerin Dagmar Spelsberg jetzt als theologische Referentin des Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe. Wie gefällt der Steinfurter Theologin der neuen Wirkungskreis?

Pfarrerin Dagmar Spelsberg

Als Beauftragte für Spiritualität und geistliches Leben füllte Dagmar Spelsberg im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken lange eine Nische aus. Mit ihrem Programm ging die Theologin aus Burgsteinfurt spirituellen Sinnfragen nach und öffnete Kirche damit einmal mehr für Menschen auf der Suche. Diese Nische hat die Pfarrerin mit ihren Schwerpunkten für meditative und spirituelle Angebote, Gesundheitsbildung und Pilgern jetzt auch im Bildungswerk gefunden und ist damit sehr zufrieden: „Es macht total Spaß!“ Auch wenn ihre Arbeit nun mehr aus Schreibtischarbeit, Vernetzung und Organisation bestehe.

Zu den neuen Aufgaben gehört die Organisation des Pilgerbüros. Spelsbergs Vorgänger Dr. Gerald Wagner begann es vor rund drei Jahren aufzubauen, „Pilgern im Pott“ hieß das Motto, eine Sehenswürdigkeitstour durch das Ruhrgebiet. Doch der Weg stellte sich für viele immer mehr in den Mittelpunkt, so dass die Westfälische Landeskirche nun einige gemeinsame Strecken, genaugenommen die schönsten Pilgerwege für Westfalen und Lippe, zusammengestellt hat. Das Pilgerbüro bietet zum Beispiel spezielle Touren für Männer und Trauernde an. Spelsberg selbst ist bei der Pilgerroute „Pilgern in den Weltreligionen!“ mit von der Partie. Einen Tag lang geht es durchs Sauerland und der Weg endet in einer Ausstellung zum Pilgern der Christen, Juden und Muslime. „Was kann man von welcher Religion lernen und den eigenen Glauben befruchten?“, fragen sich Spelsberg und die Teilnehmenden.

Zur Organisation des Pilgerbüros gehört auch die Pilgerbibliothek. Dort können sich alle Pilger und diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, informieren.
Zu ihren weiteren neuen Aufgaben zählt die Vernetzung von Spiritualität und Tourismus. Das geschieht vor allem mit einem „Riesenprojekt“, wie sie es nennt: „Wege zum Leben“. Dabei werden besondere Konzerte oder auch die Nacht der Kirchen angeboten, vielfältige Möglichkeiten für Menschen, die auf der Sinnsuche sind. „Abschalten und die Natur genießen boomt“, erklärt Spelsberg, „Das hat auch der Tourismus erkannt.“ Deswegen bietet das Erwachsenenbildungswerk auch Workshops für Leute an, die Touristen bzw. Pilger beherbergen wollen. Welche Spiritualität gehört zu welchem Tourismus? „Dudelnde Musik im Frühstücksraum ist nichts für jemanden, der auf der Suche nach Stille ist“, erklärt die Steinfurter Theologin.

Neben der Sparte „Tourismus und Spiritualität“ entwickelt sie auch Konzepte für „Glaube und Gesundheit“ und kümmert sich um einzelne Großveranstaltungen: Von Einkehrwochenenden über Meditationsleiterausbildungen bis hin zum Pilgertag der UK am 2. Juni 2013 ist alles mit dabei. Dagmar Spelsberg hat auch schon ein paar Schulungen hinter sich für alle, die Erwachsenenbildung machen. Vor allem die Frage, wie soziale Netzwerke ihre Arbeit beeinflussen, fand sie sehr spannend. Heutzutage kämen viele schon mit Vorwissen aus dem Internet in einen Kurs – meistens müsse man dieses Wissen selektieren und die Teilnehmenden zum Erfahrungsaustausch bringen, so Spelsberg. Und nicht klassisch, wie früher, Wissen vermitteln. „Was mich reizt: Was brauchen die Leute und wie lebt man heute adäquat seinen Glauben?“, fragt sie sich und thematisiert die Predigt im Gottesdienst, die eigentlich auch eine Wissensvermittlung sei: „Das passt nicht mehr in die Zeit, eigentlich müsste ein Gottesdienst dialogischer sein!“ Mit dem „Predigt Slam“, eine Abwandlung des „Poetry Slam“, könnte eine neue Form des Austauschs geschaffen werden. Zumindest sind die Versuche da. „Es macht mir Spaß zu gucken, mit welchen Formen glaubenssuchende Menschen angesprochen werden können.“

Ihre neue Arbeit in Dortmund bezeichnet Dagmar Spelsberg als eine Umsortierung. „Früher hatte ich eine Mischung aus Arbeit und Leben – das ist jetzt nicht mehr so“, erklärt sie. Ihr gefalle das neue Arbeitsumfeld, aber sie vermisse die persönlichen Gespräche und das Predigen. Momentan sei sie mehr am telefonieren und halte manchmal Andachten in Dortmund. Dabei ist die Theologin aus dem Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken verschwunden: Ihre Stelle als Beauftragte für Spiritualität und Geistliches Leben bleibt erhalten und auch das Steinfurter Symposium für 2014 steckt mitten in der Planung.

Text: Theresa Gerks 

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