Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Näher denn je

Borken und Gemen feierten eine Woche lang ein Ökumenisches Kirchenfest

Ballonwettbewerb und Abendsegen beim Familienfest

Was verbindet uns? Was trennt uns? Diesen Fragen gingen evangelische und katholische Christen eine Woche lang beim Ökumenischen Kirchenfest „Näher denn je“ im Oktober nach. Mit im Boot saßen sieben Gemeinden: die Evangelischen Kirchengemeinden Borken und Gemen, die Katholischen Gemeinden St. Remigius Borken und Christus-König Gemen, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Borken, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Assyrische Kirche des Ostens „Mart Mariam“ der Gemeinde Borken.

Der Höhepunkt der Festwoche war gleichzeitig auch Abschluss der vielen Aktivitäten: Die Mensa der Jodokus-Nünning-Gesamtschule in Gemen war bis zum letzten Platz besetzt, als Brot und Wein gesegnet und geteilt wurden und in die Agape-Feier, das Liebesmahl der Urchristen, mündete. „Wir sind auf einem richtig guten ökumenischen Weg. Was wir vor fünf oder zehn Jahren noch nicht miteinander machen konnten, das können wir jetzt“, meinte Organisator Josef Baumeister bei der Begrüßung. Das kam der gemeinsamen Feier von Abendmahl und Eucharistie schon ziemlich nahe. In der Feier wurde zunächst Wasser gesegnet, mit dem sich die Teilnehmer gegenseitig mit dem Kreuz bezeichneten. Das Gebet über Brot und Wein wurde in Form der „Didaché“ nach einer Kirchenordnung aus dem 1. Jahrhundert gesprochen.

Vorausgegangen war eine Woche mit ökumenischen Veranstaltungen. Einer der größten Projektchöre eröffnete das Fest am 8. Oktober mit einem Evensong in der St. Remigius-Kirche in Borken. Etwa 200 Sängerinnen und Sänger sangen das Lob Gottes und dankten für den zu Ende gehenden Tag. In das Lob stimmten ein: der Evangelische Kirchenchor Borken, der Evangelisch-Gemischte Chor Gemen, der Propsteichor, die Kammerchöre der Mädchen- und Knabenkantorei Borken, der Emmaus-Chor und der Assisi-Chor.
Nach diesem großartigen Einstieg wurden an zwei Abenden zwei Fragen diskutiert: „Wie ist es mit dem Leben in ökumenischer Partnerschaft?“ und „Wie sind die ökumenischen Perspektiven zu Eucharistie und Abendmahl?“ Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Zum Thema „Konfessionsverbundene Ehen“ referierte Dr. Markus Wonka, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster.

Es mag manche Zuhörer in der Martin-Luther-Kirche erstaunt haben, was Frau Professor Dr. Dorothea Sattler, Direktorin des Ökumenischen Instituts der Theologischen Fakultät an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, zum Thema „Eucharistie und Abendmahl“ zu sagen hatte: Das gemeinsame Abendmahl dürfe heute eigentlich kein Trennungsgrund mehr sein. Problem sei das Amtsverständnis der katholischen Kirchenleitung. Die halte an der Apostolischen Sukzession fest, das heißt daran, dass von den Aposteln bis heute das Bischofsamt durch Handauflegung ununterbrochen weitergegeben wird. Das sei nach heutigen Erkenntnissen nicht zu belegen. Petrus habe gewiss niemandem als Nachfolger die Hände aufgelegt. Wenn das nicht so sei, könne das Weiheamt nicht Voraussetzung für eine gültige Wandlung der Gaben sein. „Der Geist wandelt die Gaben, nicht der Leiter des Gottesdienstes“, so Dr. Sattler. Dass die Basis in den Gemeinden da schon weiter als die Kirchenleitung in Rom ist, war den Diskussionsbeiträgen zu entnehmen.

Unterhaltsames erlebten am vorletzten Tag Kinder und Erwachsene beim Familienfest. Viele Spiele und Mitmachaktionen lockten bei strahlendem Sonnenschein, es gab Kirchenführungen und gemeinsames Singen, ein Gewinnspiel und einen Luftballonwettbewerb.
„Hier stehe ich! Ich kann auch anders!“, was auf den ersten Blick an Martin Luther erinnert, war der Titel eines Kabarettabends mit Ulrike Böhmer in der Montessorischule in Gemen. Witzig und pointiert nahm sie die kleinen und größeren Missstände in beiden Kirchen aufs Korn.

Karl-Heinz Andresen, Gemeindemitglied der Evangelischen Gemeinde Gemen fasst seine Eindrücke wie folgt zusammen: „Ich habe in der Woche die Erkenntnis gewonnen, dass unser Motto „Näher denn je“ nicht übertrieben ist. Auch glaube ich, dass die Menschen im Glauben sehr dicht und vertrauensvoll beieinander stehen. Dieses gilt es zu pflegen und zu fördern. Das Zarte Pflänzchen Ökumene von einst ist in die Pubertät gekommen, das zeigen doch die hohen Besucherzahlen bei den Veranstaltungen. Ich bin Optimist.“