Im rappelvollen Theater- und Konzertsaal in Gescher stellte Steffi Neu, beliebte WDR-Radiojournalistin, ihr Buch „Meine Mutmacher – Wahre Geschichten übers Straucheln und wieder Halt finden“ vor. Sie las nicht daraus vor, sondern sie erzählte die Mutmacher-Geschichten live.
So wie sie im Radio spricht, kam sie auch live in Gescher rüber. Auch die Texte im Buch sind absolut identisch mit der Persönlichkeit dieser Frau. Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder (Referat für Erwachsenenbildung des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken), Petra Heermann (Ihr Buchladen) und Rüdiger Lerche (Stadtbücherei St. Pankratius Gescher) hatten sie für diesen Auftritt gewinnen können.
Humorvoll, schlagfertig, nie pessimistisch, immer optimistisch und lebensbejahend, so kannte sie das Publikum aus dem WDR 2 und so präsentierte sie sich an diesem Abend auch live. Morgens hatte sie noch im Studio gestanden und über die drohende Schnee- und Glättegefahr geredet. „Und dann bin ich nach Feierabend um 13 Uhr direkt ins Auto gestiegen und bin losgefahren. Für vier Stunden hatte ich mir vorsichtshalber ein Zimmer in Gescher gebucht. Ich habe längst schon wieder ausgecheckt“, provozierte sie in ihrer direkten Art den ersten Lacherfolg, dem noch viele folgen sollten.
Sie begann in der Corona-Zeit mit Podcasts, in denen sie Menschen vorstellte, die Schlimmes erlebt haben, aber sich dennoch aus dieser Krise herausgearbeitet haben. 10 Geschichten von Mutmachern hat sie in dem Buch vereint. Neu fuhr immer zu den Protagonisten hin, tauchte in deren Schicksal ein und brachte es dann – immer mit Einverständnis der Betroffenen - in ihre Podcasts ein und in dieses Buch, immer mit viel Humor, dem Respekt vor den Menschen und der nötigen Ernsthaftigkeit.
Es waren Geschichten von Menschen wie Willibert Pauels, besser bekannt als der „bergische Jung“ im rheinländischen Karneval, der offen über seine Depression sprach. „Psychische Erkrankungen werden immer noch stigmatisiert“, so Neu.
Und dann holte sie Sandra und André auf die Bühne. Das Paar ist seit 20 Jahren verheiratet und hat lange um eigenen Nachwuchs gekämpft. Nach vielen medizinischen Versuchen waren sie „nicht schwanger, aber pleite und mit den Nerven am Ende“, so schrieb Sandra in dem Brief an Neu. André brachte die Idee ein, Pflegekinder aufzunehmen. Seitdem führten sie ein glückliches Familienleben. Auch das war eine wahre Mutmacher-Geschichte.
Die wahre Geschichte von Heike, die durch einen Heiratsschwindler alles verlor und dennoch wieder auf die Beine kam, einer Alkoholikerin, die dem Alkohol abschwor und offen mit dieser Geschichte umging, und einer Frau, die mit 50 Jahren dement wurde. Sie alle gehörten zu den Mutmachern, aus denen Neu ein Fazit für sich selbst zog und das auch dem Publikum nahelegte: „Ich bin sehr gläubig. Wichtig ist der Glaube, die Familie und Freunde, die Hoffnung und ganz wichtig der Humor.“
Text: E. Meisel-Kemper