Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

„Machen Sie den Mund auf!“

Das dritte Symposium „Unendliches Bewusstsein?“ des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken fragt nach Nahtoderfahrungen.

Dr. Pim van Lommel, Prof. Dr. Sabine Bobert, Sabine Mehne und Marion Küstenmacher (v.r.) diskutierten über die Vereinbarkeit von Christentum und Transzendenz im Alltag. Gesamtorganisatorin Dagmar Spelsberg (l.) leitete die Diskussion, in der auch Fragen der Symposiumteilnehmer beantwortet wurden.

Mit einem Zuschauer- und Teilnehmerrekord startete jetzt Ende März das regionale Symposium „Unendliches Bewusstsein?“ des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und seiner Partner in die dritte Runde. Zum dritten Mal bereits hatte Organisatorin Dagmar Spelsberg, Pfarrerin für Spiritualität und geistliches Leben im Kirchenkreis, zu dem Diskurs nach Steinfurt eingeladen. Rund 220 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet ließen sich auf die spannende Diskussion zwischen Christentum, Spiritualität und Bewusstseinsfragen ein. Zahlreiche Workshops, Vorträge und eine Podiumsdiskussion eröffneten den Teilnehmenden Wege in das Thema von Nahtoderlebnissen, Bewusstseinsformen und christlichem Auferstehungsglaube.

„Es muss heißen: Ich habe einen Körper. Ich bin Bewusstsein“, machte sich Dr. Pim van Lommel am Samstag des dreitätigen Symposiums für ein allumfassendes außerhalb von Raum und Zeit existierendes Bewusstsein stark. „Das persönliche, wache Bewusstsein ist nur ein Teil des endlosen oder nicht-lokalen Bewusstseins.“ Der Kardiologe hat seit 1986 Kennzeichen in Nahtoderlebnissen untersucht, wie den ehrfürchtigen Tunnel, Farben, Musik, Leichtigkeit, Einheit, Frieden, Harmonie – und ein allumfassendes Licht mit allgegenwärtiger Liebe. Es fasziniert den Arzt, dass nach diesen Nahtoderfahrungen – die die „beschenkten“ Menschen allesamt bei sehr klarem Bewusstsein durchlebt haben, obwohl sie als klinisch tot galten – viele ihr Leben fundamental umkrempeln. Sie wenden ihren Blick auf Kernpunkte in ihrem Leben, haben keine Angst vor dem Tod. Sie müssen nicht mehr glauben – sie wissen. Van Lommel entwickelte daraus im Zusammenhang mit neurologischen Untersuchungen die These, dass das Gehirn als Empfänger dieses unendlichen Bewusstseins fungiere, und nicht als sein Produzent.

Ehrfürchtige Tunnel, Farben, Musik, Leichtigkeit, Einheit, Frieden, Harmonie
Wissen statt glauben – so geht es auch Sabine Mehne. Die Vorsitzende des „Netzwerks Nahtoderfahrung“ erzählte von ihrer persönlichen Begegnung mit dem „Licht“. Das eigentliche Aus-dem-Körper-Gleiten ging „ganz schnell und ganz einfach – als wäre es das Normalste von der Welt“. Und dann wurde sie weg von ihrem Körper gesogen: „Ich bin sehr, sehr schnell in diesem Licht gelandet. Und alles andere war irgendwie nicht mehr wichtig.“ Mehne beschreibt Klänge und Melodien, einen intensiven Lebensrückblick, das Gefühl von Heimkommen, Verschmelzung, Frieden, Freiheit. Es wird schnell klar: Für das, was ihr widerfahren und „das größte Erlebnis meines Lebens“ ist, gibt es keine Worte. Aber dafür eine stetige Sehnsucht nach diesem erlebten Urvertrauen und eine gewisse Sicherheit, hier zurück im Leben.

Am Nachmittag diskutierten van Lommel und Mehne mit Marion Küstenmacher und Prof. Dr. Sabine Bobert, evangelische Theologin und Professorin für praktische Theologie in Kiel, wie man das Transzendente und das Christliche vereinen könne – auch vor Ort im Gottesdienst. Nahtoderlebnisse als Beweis für die Unsterblichkeit der Seele habe schon die Frühkirche erkannt, so Bobert. Alles, was wir in dieser Welt erfahren, sei Produkt unseres Bewusstseins, erklärte van Lommel aus der wissenschaftlichen Perspektive. Doch nicht nur im Christentum lasse sich diese Auffassung finden, sondern quer in allen Kulturen und Religionen. „Machen Sie den Mund auf – verlangen Sie, dass darüber gesprochen wird! Es ist Ihre Kirche“, appellierte Küstenmacher an die rund 220 Teilnehmenden des Symposiums, dem dritten regionalen Symposium des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und seiner Partner. Dem schloss sich auch Mehne an: „Wir leben im 21. Jahrhundert. Wir sind so frei wie nie. Offenheit würde ich sehr begrüßen.“ Und ist zusammen mit solch einem Symposium wie am vergangenen Märzwochenende ein wichtiger Schritt in eine vereinende Richtung.  

Weitere Informationen über das Symposium finden Sie hier >>>