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Kreiskirchlicher Frauentag blickt 40 Jahren zurück

Der kreiskirchliche Frauentag in Steinfurt geht der Frage nach der Rolle evangelischer Pfarrerinnen in den zurückliegenden 40 Jahren nach.

Foto: Katrin Kuhn

Foto: Katrin Kuhn

Einen spannenden Einblick in das Leben und Wirken von vier Pfarrerinnen aus vier Generationen ermöglichte jetzt der kreiskirchliche Frauentag in Steinfurt. Auf Einladung von Pfarrerin Heike Bergmann, Frauenreferentin im Kirchenkreis, erlebten über 60 Frauen Ende Mai eine spannende Zeitreise von der Gleichstellung evangelischer Pfarrerinnen 1974 bis heute. Ein Kunst-Stück von und über Erich Kästner rundete den gelungenen Tag ab.

„Man studiert doch nicht für einen Beruf, den es gar nicht gibt!“ Diesem Kommentar des Vaters zu ihrem Studienwunsch hatte Pfarrerin i.R. Gisela Winkhaus, Jahrgang 1926, wenig entgegenzusetzen. Denn als sie 1947 ihr Theologiestudium antrat, gab es den Beruf der evangelischen Pfarrerin noch nicht. Indessen blieb Winkhaus entschlossen auf ihrem Weg, der eigentlich noch keiner war – und erlebte dabei, wie er sich ganz allmählich unter ihren Füßen ebnete: der lange Weg bis hin zur rechtlichen Gleichstellung der Pfarrerinnen in der westfälischen Landeskirche vor 40 Jahren.

„Unsere Kirche hat sich gewaltig verändert dank unserer streitbaren Schwestern“, so Superintendent Joachim Anicker zu Beginn vor den zahlreichen Besucherinnen aus unterschiedlichen Gemeinden. „Ein guter Grund, Rückblick zu halten.“ Das wurde auf vielfältige Weise von Heike Bergmann, Pfarrerin Christa Liedtke sowie zahlreichen Helferinnen getan: im feierlichen Gottesdienst zum Auftakt, in der Wanderausstellung über die Geschichte der Theologinnen in Westfalen (UK berichtete) und in einem anregenden Podiumsgespräch, zu dem vier Theologinnen aus verschiedenen Generationen auf das „rote Sofa“ eingeladen waren. Dort erzählte Winkhaus als „Pfarrerin der ersten Stunde“, wie sie die Gesetzesänderungen am eigenen Leibe erfahren hat – nämlich, indem sie ab 1956 einen Talar als Amtskleidung anlegen durfte. Aber die endgültige Gleichstellung von Männern und Frauen ließ noch weitere zehn Jahre auf sich warten.

Als Pfarrerin i.R. Ingrid Stübecke während ihres Theologiestudiums 1973 ihren Mann kennenlernte, galt zum Beispiel noch die Zölibatsklausel für evangelische Pfarrerinnen. Dank des Gleichstellungsgesetzes wurde Ingrid Stübecke dann aber sowohl Pfarrerin als auch Ehefrau und Mutter – und zugleich Kollegin ihres Mannes, mit dem sie fast 30 Jahre die Gemeinde in Nottuln geleitet hat.
Pfarrerin Imke Philipps, die sich in Ochtrup mit ihrem Mann die Pfarrstelle und die Erziehung der vier Kinder teilt, kann immerhin schon auf ein weibliches Vorbild zurückblicken: „Eine junge Pfarrerin in meiner Heimatgemeinde – damals die einzige weit und breit – hat mich als Jugendliche ermutigt, den Schritt zum Theologiestudium zu wagen.“ Während ihrer Ausbildung in den 1980er und 1990er Jahren wendete sich das Blatt allmählich. Die Zahl der weiblichen Theologinnen wuchs beständig.

Insofern gehörte die Jüngste des „theologischen Quartetts“, Angela Bohdálková, zu keinem Zeitpunkt mehr einer weiblichen Minderheit an. Vor kurzem hat sie ihr Studium erfolgreich abgeschlossen und blickt nun optimistisch und voller Elan ihrem zweiten Ausbildungsabschnitt, dem Vikariat, entgegen. Mit Spannung verfolgten die Besucherinnen die Schilderungen aus vier Generationen, die den langen, manchmal steinigen, aber auch hoffnungsvollen Weg der evangelischen Theologinnen lebendig widerspiegelten. 

„Zart – zornig – zickig“: Die Überschrift des szenisch-musikalischen Kästner-Abends, der den kreiskirchlichen Frauentag abrundete, hätte kaum besser zum Thema passen können. Kästners schonungsloser Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, sein satirisches Porträt der Beziehung zwischen den Geschlechtern, zwischen den Mächtigen und den „kleinen Leuten“, wurde von den zwei Künstlerinnen Anna Barbara Hagin (Rezitation) und Irmgard Himstedt (Querflöte) brillant in Szene gesetzt.