Eine insgesamt positive Bilanz der Beratungsarbeit des Diakonischen Werks in Gronau zieht Ingo Stein, Leiter der Beratungsstellen im Zentrum (BiZ): „Wir können feststellen, dass unsere langjährige Arbeit mit Familienzentren, Kitas und Schulen zu verlässlichen Kooperationen und zu einer Verstärkung der Netzwerkarbeit vor Ort geführt haben.“ 501 Beratungsfälle in der Familien- und in der Schwangerenberatung zählte die Psychologische Familienberatungsstelle in diesem Jahr und stellt damit einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (495 Fälle) fest. In der Psychologischen Familienberatung waren es in der vertraulichen anonymen Fallberatung und in der Präventionsarbeit 250 (236) abgeschlossene Fälle.
Zu den neuen innovativen Projekten mit Kindern und Jugendlichen gehörten das Sozialkompetenztraining „Ich-Du-Wir“ im Vorschulbereich und das neue Projekt „Elternschaft auf Probe mit dem Real-Care-Baby“. Annette Braune, Familienberaterin und Diakonin im Team, erklärt: „Besonders gern denken wir an den regionalen Aktionstag für Jugendliche ‚Handicap mit Spider-App’ zurück, der in der Gronauer Stadtkirche in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Jugend und den Kirchengemeinden in der Region stattfand. Dabei setzten sich über 100 Jugendliche mit den Themen ‚Behinderungen – Lebenskrisen und Lebenschancen’ auseinander und entdeckten Unterstützungsmöglichkeiten durch die Beratungsdienste der Diakonie. Das war sicher eines der Highlights des Jahres“.
In seiner Bilanzierung benennt Stein auch schwierige Punkte in der Beratungsarbeit: „Die wirtschaftlichen Mehrbelastungen vieler Familien werden insbesondere in unserer Allgemeinen Sozialberatung und in der Schuldner- und Insolvenzberatung sichtbar, während wir in der Psychologischen Familienberatung die Folgen erleben, die dies für die körperliche und seelische Gesundheit von Einzelnen, für Paarbeziehungen und für Familien mit Kindern hat“. Die Diplom-Psychologin Sandra Schlein erläutert: „Dabei fällt uns eine Zunahme von komplexer gewordenen Beratungssituationen auf. Dazu gehören neu zusammengesetzte Zweit- oder Dritt-Familien, sogenannte Patchworkfamilien, Eltern, deren Kinder in Obhut genommen wurden oder hochstrittige Paare, die wegen ungelöster Umgangskonflikte an uns verwiesen wurden. Gestiegene Beratungsbedarfe einerseits und knappere Ressourcen andererseits befinden sich in einem Spannungsverhältnis, das eine immer größere Herausforderung für unsere Arbeit darstellt“.
Am Beispiel der Sozialberatung wurde sichtbar, so die Fachleute der Diakonie, wie sich ausgefallene öffentliche Mittel, da sie nicht mehr aufgefangen werden können, auf den Umfang der Unterstützungsangebote auswirken: So habe der Träger im letzten Jahr schweren Herzens die gut frequentierten Offenen Sprechstundenzeiten deutlich reduzieren müssen. „Die verbliebenen Sprechstunden platzen aus allen Nähten, besonders, seitdem in den letzten Monaten auch vermehrt Ratsuchende mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund zu uns kommen“, stellt Stein fest. „Hier sind inzwischen neue gesellschaftliche Herausforderungen gewachsen. Allein ist das nicht zu schaffen. Zum einen wird es darauf ankommen, dass wir unsere Anstrengungen noch stärker mit den sozialen Diensten anderer Träger, den Anlaufstellen und Unterstützungseinrichtungen der Stadt und ehrenamtlichen Initiativen vernetzen. Zum anderen werden wir ohne ein Mindestmaß an professioneller Hilfe nicht auskommen und müssen dies in Gesprächen mit Verantwortungsträgern immer wieder verdeutlichen. Zum Glück können wir feststellen: Da, wo die Not steigt, wächst auch die Bereitschaft, genauer hinzusehen und anderen zur Seite zu stehen da, wo Hilfe gebraucht wird. Immer wieder machen wir die Erfahrung: Auf die Menschen im Münsterland kann man sich letztlich immer verlassen!“
Informationen: Beratung im Zentrum (BiZ), Psychologische Familienberatungsstelle, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, Sozialberatung, Schuldner- und Insolvenzberatung, Hörster Str.5, 48599 Gronau, Tel. 02562 – 70 111-0.
http://www.dw-st.de/beratungsangebote/psychologische-familienberatung.html