Bei eisigen Temperaturen folgten rund sieben Prozent der evangelischen Christen im Westmünsterland am Sonntag, 5. Februar, dem Wahlaufruf des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken (www.der-kirchenkreis.de) und seiner 21 Kirchengemeinden. In ganz Nordrhein-Westfalen waren die Gemeindeglieder unter dem Motto „Aufkreuzen für die Gemeinde“ eingeladen, eine neue Kirchenleitung zu wählen. Alle vier Jahre bestimmen die evangelischen Christen aus ihren Reihen in direkter, geheimer Abstimmung das so genannte Presbyterium. Alleine im Westmünsterland konnten rund 25.000 Menschen in 9 von 29 Wahlbezirken in Ahaus, Bocholt, Borghorst-Horstmar, Emsdetten, Gemen, Nordwalde-Altenberge und Nottuln ihre Stimme abgeben, um eine neue Kirchenleitung zu bestimmen. Weil die Zahl der Kandidatinnen und Kandidaten die Anzahl der zu besetzenden Presbyteriumsplätze nicht überstieg, stand die Zusammensetzung der Leitungsgremien in zwölf weiteren Kirchengemeinden und 20 Wahlbezirken des Kirchenkreises bereits im Vorfeld fest.

„Im Gegensatz zu manch politischer Wahl geht es bei der Kirchenwahl oft nicht um kontroverse, gegensätzliche Positionen“, erklärt Reinhard Müller die geringe Wahlbeteiligung. Vielmehr sprächen die Menschen den ehrenamtlich Engagierten auf diese Weise ihr Vertrauen aus, die Geschicke der Gemeinde zu verantworten. Der ehemalige Presbyter engagierte sich in diesem Jahr als Wahlhelfer in der Friedenskirche in Altenberge. Die geringe Beteiligung der evangelischen Bürgerinnen und Bürger an der Kirchenwahl stimmt das aktive Gemeindeglied nachdenklich. Schließlich eröffne die demokratische Kirchenwahl den evangelischen Christen in der Region die Gelegenheit, aktiv und unmittelbar Einfluss zu nehmen auf die Leitung der eigenen Kirchengemeinde.

Auch Superintendent Joachim Anicker sieht in den Presbyteriumswahlen ein evangelisches Markenzeichen. „Unsere Kirche – auch unser Kirchenkreis – baut sich von den Kirchengemeinden her auf und wird von diesen getragen“, so der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises. Im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken engagieren sich 212 Presbyterinnen und Presbyter ehrenamtlich für ihre Kirchengemeinde. Als ein positives Zeichen wertet Anicker, dass sich einmal mehr in den Kirchengemeinden des westlichen Münsterlandes zahlreiche Menschen bereit erklärt haben, Verantwortung zu übernehmen für ein aktives Zusammenleben. Das Presbyterium wird für die Dauer von vier Jahren gewählt und ist verantwortlich für die Gestaltung des Gemeindelebens. Es vertritt die evangelischen Christen am Ort zudem im rechtlichen Sinne, trägt also auch Verantwortung für den Haushalt und als Arbeitgeber. In zahlreichen Kirchengemeinden konstituieren sich nun die neu zusammengesetzten Kirchenleitungen. Von Gronau bis Nottuln und Emsdetten bis Werth werden ab Sonntag, 26. Februar, die neu gewählten Presbyterinnen und Presbyter im Rahmen von feierlichen Gottesdiensten im ganzen Kirchenkreis in ihr Amt eingeführt. Lediglich in den Kirchengemeinden in Oeding und Vreden-Stadtlohn üben sich die Gemeindeglieder noch in Geduld. Weil die Kirchengemeinden im Sommer 2012 einer Vereinigung entgegensehen, findet die Presbyteriumswahl in der dann neu konstituierten Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden erst in den Herbstmonaten statt.