Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Kirchengemeinde auf vielen Schultern

Kreiskirchliche Visitation beleuchtet evangelisches Gemeindeleben – Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken besucht Gemeinde in Rhede.

Presbyterin Christine Maiwald-Nickoleit (v.li.) neben Superintendent Joachim Anicker und Pfarrer Michael Bruch.

Superintendent Joachim Anicker zum Auftakt der Visitation in der Evangelischen Kirche in Rhede.

Pfarrer Bruch (re.) während einer Taufe im Visitations-Gottesdienst.

Die Presbyterinnen Eva Bennemann (li.) und Astrid Pleines im Familienzentrum "Unterm Regenbogen".

„Wir waren sehr gespannt auf den Besuch des Kirchenkreises und haben uns gefreut auf den Blick von außen auf unsere Gemeinde“, meint Pfarrer Michael Bruch von der Evangelischen Kirchengemeinde Rhede. Nach der turnusmäßigen Visitation des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken in Rhede zieht der Theologe ein positives Fazit. Unter Leitung von Superintendent Joachim Anicker verschaffte sich ein 21-köpfiges Visitationsteam in der Zeit vom 15. bis 18. September ein umfassendes Bild der vielfältigen evangelischen Aktivitäten und Angebote der Gemeinde. Alle acht bis zwölf Jahre schreibt die Kirchenordnung einen solchen „dienstlichen Besuch“ durch den Kirchenkreis in jeder Gemeinde vor. In Rhede erfolgte eine Visitation zuletzt 1999.

„Mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden aus dem gesamten Kirchenkreis besuchen wir die Gemeinde, schauen genau hin, fragen kritisch nach, würdigen gelungene Projekte und ermutigen das Presbyterium, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen“, erklärt Superintendent Joachim Anicker die Idee der kreiskirchlichen Visitation. In zweiter Linie erfülle dieser „dienstliche Besuch“ nach der evangelischen Kirchenordnung auch eine geistliche Ordnungs- und Aufsichtsfunktion. Während der zahlreichen Begegnungen beleuchteten die Beteiligten die gegenwärtige Gemeindesituation und diskutierten Herausforderungen und künftige Entwicklungen für die rund 1.900 Gemeindeglieder zählende Kirchengemeinde.

Zahlreiche Ehrenamtliche ermöglichen ein buntes Gemeindeleben

„Das Gemeindeleben – von der Gottesdienstgestaltung über die Frauenhilfe bis zum Kinderkleiderbasar – ruht in Rhede auf zahlreichen, engagierten Schultern“, lobt Anicker. „Das Presbyterium als Leitungsgremium arbeitet äußerst strukturiert auf Augenhöhe mit dem Pfarrer zusammen und stellt sich in beeindruckender Weise den aktuellen Herausforderungen – das kann man sich kaum besser vorstellen.“ Für den leitenden Theologen des flächengrößten Kirchenkreises auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen bedeutete die viertägige Visitation zugleich einen Blick in die eigene Vergangenheit. So wirkte Anicker von 1987 bis 2005 als Gemeindepfarrer in Rhede. „Ich fühle mich bei Ihnen heute wie ein Besucher, der nach Hause kommt“, sagte Anicker während des Eröffnungsgottesdienstes am vergangenen Sonntag. Seit acht Jahren begleitet nun schon Michael Bruch die evangelischen Christen in Rhede als Seelsorger.

Über 20 Visitationstermine an vier Tagen absolvierte das Visitatorenteam. Bei Gesprächen mit Bürgermeister Lothar Mittag, mit Vertretern der Grund- und weiterführenden Schulen oder mit dem katholischen Pastoralteam und Vertretern des Pfarrgemeinderats der Großgemeinde St. Gudula wurden auch die gesellschaftlichen Kontaktflächen der Kirchengemeinde in den Blick genommen. Zum Abschluss zog das Visitationsteam ein positives Fazit, das sich in einem Visitationsbericht niederschlagen wird. Nach den Worten des Superintendenten habe das Besucherteam des Kirchenkreises erfahren, dass sich in Rhede zahlreiche Menschen in hervorragender Weise für das Gemeindeleben engagieren. Neben einer beeindruckenden Kirchenmusik und lebendigen Gottesdiensten bringen sich zahlreiche aktive Gemeindeglieder in die Arbeit der Gemeindebücherei ein, in die Kinder- und Jugendarbeit oder in den Besuchsdienst für Ältere. Die Visitatoren warfen zudem einen Blick in das evangelische Familienzentrum „Unterm Regenbogen“ oder in das von der Caritas getragene Beratungsbüro Offenes Ohr und lernten die Arbeit der Evangelischen Frauenhilfe kennen.

www.ev-kirche-rhede.de

 

Was ist eine „Visitation“?

Eine Visitation (von lateinisch visitare – besuchen) ist in der evangelischen Kirche das ordnungsgemäße Verfahren, um die Arbeit und die allgemeine Situation in einer Kirchengemeinde regelmäßig alle acht bis zwölf Jahre auf den Prüfstand zu stellen. Die Visitation wird immer von der jeweils höheren kirchlichen Ebene durchgeführt, im Falle einer Gemeinde ist dies der Kirchenkreis mit seinem Leitungsgremium, dem Kreissynodalvorstand (KSV).

Es ist gute Tradition in der evangelischen Kirche, dass eine Visitation dennoch nicht „von oben herab“ durchgeführt wird, sondern in enger Abstimmung mit der besuchten Gemeinde. Das Verfahren der Visitation sieht vor, dass nach Abschluss der Gespräche ein Bericht von den Visitatoren verfasst wird, der dem Presbyterium vorgelegt wird. Das Presbyterium kann dann entscheiden, wo Ergänzungen nötig sind und welche Aufgaben aus den Beobachtungen der Delegation es besonders berücksichtigen will. Beides – der Bericht und die Ergänzungen – gehen dann zusammen an die Landeskirche und Präses Alfred Buß. Nach etwa einem halben Jahr besucht der Superintendent noch einmal das Presbyterium und erkundigt sich, was sich nach der Visitation in der Gemeinde entwickelt und verändert hat. Präses Buß wird dem Presbyterium abschließend ebenfalls eine Rückmeldung zu dem Bericht schicken.

In den Leitlinien zur Visitation (§ 1  Wesen und Aufgaben der Visitation) heißt es dazu:

  1. „In der Visitation nimmt die Kirche ihre Verantwortung für die schriftgemäße Verkündigung des Wortes Gottes und für die rechte Verwaltung der Sakramente sowie für den gesamten kirchlichen Dienst wahr“ (§1 Kirchengesetz zur Durchführung der Visitation der Kirchengemeinden). Die Visitation ist also einerseits ein Ordnungs- und Leitungsinstrument mit kirchenaufsichtlicher Funktion.
  2. Die Visitation soll andererseits helfen, die Verbindung zwischen den Gemeinden und Diensten des Kirchenkreises zu vertiefen und Zeugnis und Dienst im Kirchenkreis zu fördern. Sie dient insofern der Ermutigung der verantwortlich handelnden Personen und gibt ihnen konstruktive Anregungen für ihre Weiterarbeit.
  3. Ziel jeder Visitation ist es, die konkrete Gemeindesituation aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen, Bedürfnisse zu artikulieren und zu erfragen, Herausforderungen wahrzunehmen und Zielvereinbarungen für die künftige Entwicklung zu treffen.