Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

„In Krisensituationen ist Kirche gefragt“

Susanne Falcke ist seit 100 Tagen Superintendentin des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken

Susanne Falcke vor ihrem Dienstsitz, dem Haus der Kirche und Diakonie in Steinfurt.

Susanne Falcke leitet seit Anfang des Jahres den Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. Die 47-jährige Theologin wurde von der Kreissynode für acht Jahre in dieses Amt gewählt.

Am 10. April sind Sie genau 100 Tage im Amt. Fühlen Sie sich wohl in der neuen Rolle?
Inzwischen habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Ich habe aber tatsächlich einige Wochen gebraucht, um nach und nach festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Wie würden Sie die ersten Wochen als leitende Theologin des Kirchenkreises zusammenfassen?

Es war ein Zurechtfinden im Klein-Klein, ein Hineingeworfen-Sein in die großen Themen und ein Konfrontiert-Sein mit deutlichen Erwartungen. Es waren aber auch viele nette Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen.

Was sind die großen Themen, mit denen Sie sich konfrontiert sehen?

Strukturveränderungsprozesse, Klimaschutz und die Frage, wie wir mit dem Kulturwandel, mit der Tatsache, dass Kirche deutlich an Relevanz verliert, gut umgehen und dabei zuversichtlich bleiben.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Womit verbringen Sie die meiste Zeit?
Die meiste Zeit habe ich in den letzten Wochen am PC gesessen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich mich in viele Sachen reinfinden musste. Ich hoffe, das wird in Zukunft ein bisschen weniger. In Kontakt sein mit Menschen wird hoffentlich immer eine wichtige Rolle spielen.

Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Spaß macht mir, wenn ich in Gesprächen mit Menschen auf gute Gedanken komme und wir an guten Ideen spinnen können.

In die ersten 100 Tage Ihrer Amtszeit fällt der Beginn des Krieges in der Ukraine. Welchen Beitrag kann Kirche in dieser Situation leisten?
Wir spüren alle eine große Fassungslosigkeit und wenn Menschen fassungslos sind, brauchen sie Kontexte, die sie bergen. In dieser Situation sind wir als Kirche gefragt und werden als Kirche gebraucht. Das kann man zum Beispiel bei den Friedensgebeten erleben, an denen die Menschen in großer Zahl teilnehmen. Dort können Menschen ihre Ratlosigkeit vor Gott bringen und Stärkung erfahren.
Es ist auch kein Zufall, dass sich auch jetzt wieder Kirchengemeinden organisieren, um Menschen in der Ukraine und den Geflüchteten hier vor Ort zu helfen. Bereits 2015 lag ein Großteil der Flüchtlingsarbeit in den Händen der evangelischen und katholischen Kirche. Ich sehe, dass das jetzt wieder ähnlich läuft. Es sind nicht nur die Kirchen aber die Kirchen sind ganz wesentlich daran beteiligt, zu helfen und werden in dieser Rolle auch in Anspruch genommen.

Bei Ihrer Vorstellung als Kandidatin für das Amt der Superintendentin im vergangene Jahr sagten Sie: „Mir ist es wichtig, dass wir im Kirchenkreis miteinander in den Flow kommen“. Konnten Sie von diesem „Flow“ in den ersten 100 Tagen schon etwas spüren?
Ja. Viele im Kirchenkreis haben ein Bewusstsein dafür, dass wir Dinge ändern sollten und müssen und in den Gesprächen, bei denen es darum ging, wie es in Zukunft mit Kirche und bei uns im Kirchenkreis weitergehen kann, habe ich ganz viel Flow erlebt.

Die Synode hat Sie für 8 Jahren in das Amt der Superintendentin gewählt. Welche Themen werden für den Kirchenkreis in diesem Zeitraum besonders wichtig sein?
Die wichtigste innerkirchliche Aufgabe wird sein, dass wir verstärkt in Nachbarschaften denken und arbeiten, ohne dabei die Bedeutung der einzelnen Kirchengemeinden zu schmälern. Wir müssen brauchbare Strukturen schaffen, damit wir gut für die Menschen, die uns brauchen, da sein können. Die nachbarschaftliche Ebene wird dabei immer wichtiger werden. Wir müssen den Spagat schaffen, dass wir dabei die Gemeinden nicht aushöhlen.
Klimaschutz, Fundraising und Digitalisierung sind weitere Themen, die zunehmend eine Rolle spielen werden. Außerdem müssen wir schauen, dass wir die jungen Menschen im Blick behalten und uns so aufstellen, dass wir auch diese Zielgruppe ansprechen.

Sie waren in den ersten 100 Tagen schon viel unterwegs, haben Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden gefeiert. Wie ist Ihr Eindruck vom Kirchenkreis?
Ich bin gerade sehr viel im Auto unterwegs und finde unseren Kirchenkreis landschaftlich wunderschön. Das ist wirklich eine Traumlandschaft. Und es gibt wunderschöne Kirchen und wir haben hochmotivierte Menschen vor Ort, die Lust dran haben, Kirche zu leben, mit an der Kirche der Zukunft zu bauen. Das ist wunderbar!