Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Großes Interesse an "Gotteserfahrungen - und Alltag"

In Bocholt ging jetzt das regionale Symposium "Gotteserfahrungen - und Alltag" erfolgreich über die Bühne. Ein Labyrinth-Konzert in der Christuskirche zog viele Besucher an.

Es ist verschlungen, birgt viele Überraschungen und führt am Ende doch zum Ziel. Wohl gerade deshalb ist das Labyrinth in der hochgotischen Kathedrale von Chartres für Helge Burggrabe ein „Tanzplatz des Lebens“, ein sinngebender Begegnungsort von Jung und Alt.

„Das Leben wird vorwärts gelebt, kann aber nur rückwärts verstanden werden“, war für den Referenten beim Bocholter Symposium „Gotteserfahrungen – und Alltag“ eines der zentralen Erkenntnisse. Das gilt auch für Burggrabes eigenes Leben, welches mit dem zwölf Meter Durchmesser zählenden Labyrinth in der Kathedrale von Chartres so viel gemein hat.

Während seine ersten Lebensjahre vom Buddhismus geprägt wurden, gab ihm die Begegnung mit der nahe Paris gelegenen Kathedrale starke Impulse, sich intensiv mit dem Christentum zu beschäftigen. Der Reiz des Buddhismus aber hat sich bis heute nicht gelegt.

Ausgehend von dem dortigen Labyrinth, welches mit seinen elf konzentrischen Kreisen und 34 Kehren allgemein als „Höhepunkt der Labyrinthformen“ gilt, entdeckte Burggrabe, dass Labyrinthe seit etwa vier Jahrzehnten allgemein wieder an Bedeutung gewinnen. „Die Freiheit nimmt zu – wir werden autark“, versuchte er eine Erklärung. Das Labyrinth würde dabei die große Sehnsucht nach einer geordneten Welt verkörpern, die Suche nach der Mitte im Leben. „Diese Sehnsucht ist dabei der Motor für den spirituellen Weg.“

Auch der Niedersachse Burggrabe hat sich intensiv mit dieser Sehnsucht nach dem Roten Faden des Lebens beschäftigt. Wie intensiv er dies aber tat, war beim Bocholter Symposium des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und seiner Partner sogar in doppelter Hinsicht zu erleben. Neben seinem Vortrag gab Burggrabe, der zugleich Komponist und Flötist ist, in der Bocholter Christuskirche und begleitet von Christof Frankhauser am Klavier ein musikalisch-literarisches „Labyrinthkonzert“.

Im Zentrum dieses Abendkonzerts standen die vier Stationen „Aufbruch“, „Unterwegs“, „Umkehrpunkte“ sowie „Ankommen“. Was bei diesem Konzert die über 120 Konzertbesucher aber Innehalten ließ, nicht wenige schlossen die Augen und genossen so dieses ungewohnte Zusammenspiel von Lyrik und Musik, war die ungeheure musikalische wie literarische Bandbreite.

Wurde mit jeder Station eine Kerze angezündet, so erklangen dabei auch Texte und Gedichte von Marie Luise Kaschnitz, Thich Nath Hanh, Peter Handke oder Karl Rahner. In Verbindung mit dem vielstimmigen Flötenspiel von Burggrabe machten sie dessen Labyrintherfahrungen beinahe nacherlebbar und ließen tief eintauchen in die Erlebniswelt zwischen Aufbruch und Ankunft.

„Mit diesen Punkten werden zentrale Lebenserfahrungen im Labyrinth des Lebens widergespiegelt“, so Burggrabe. „Doch im Labyrint geht es immer weiter, so dass jeder genau weiß, dass er eines Tages ankommen wird.“
Der Vortrag und das Konzert mit Referent Burggrabe war Teil eines dreitägigen ökumenischen Symposiums des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und seiner Partner. Zahlreiche Workshops, Mitmach-Angebote, Vorträge und Diskussionen führten über 200 Teilnehmende von Freitag bis Sonntag an die Überschrift „Gotteserfahrungen – und Alltag“ heran. 

Text/Fotos: Thomas Hacker