Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Frauentag zeigt familiäre Vielfalt auf

Einen Eindruck von den vielfältigen Formen und Ausdrücken von Familie heute ermöglichte jetzt der Frauentag des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken im Walter-Thiemann-Haus in Gronau.

Pfarrerin Heike Bergmann während des Frauentages in Gronau (Foto: Elvira Meisel-Kemper).

Land auf, Land ab diskutieren zahlreiche Kirchengemeinden in Westfalen derzeit den Begriff der Familie. Den Anstoß liefert das Impulspapier "Familien heute" der westfälischen Landeskirche. Einen ganz praktischen, direkten Zugang, was Familie bedeuten kann, ermöglichte jetzt der kreiskirchliche Frauentag in Gronau.

In einem Gottesdienst zum Auftakt des Thementages führte Pfarrerin Heike Bergmann, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Kirchenkreises, vor über 60 Besucherinnen auf die verschiedenen Gesprächskreise hin. „Von normaler Familie ist in der Bibel weniger zu hören. Wer gehört für uns zur Familie?“, stellte Bergmann heraus. Melanie und Bianca Meyer stellten sich mit ihren beiden Kindern als Regenbogenfamilie vor. Seit 1999 sind sie ein Paar mit eingetragener Lebensgemeinschaft. „Wir sind zusammen in Ochtrup aufgewachsen. Wir kennen uns seit 25 Jahren“, berichtete Melanie Meyer. „Wir sind beste Freundinnen. Oft denken wir dasselbe“, erzählte Bianca Meyer weiter. Beide Frauen haben kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern, seitdem sie ein Paar sind. „Mein Vater hat das lässig aufgenommen, weil meine Schwester auch lesbisch ist“, erzählte Melanie Meyer, welche die Kinder geboren hat. „Für meine Eltern sind das nicht ihre Enkel“, bedauerte Bianca Meyer. 

Der Gesprächskreis von Heidi Schuh „Ohne Partner leben – und trotzdem nicht allein?!“ weckte ebenfalls großes, sehr persönliches Interesse. „Ich mache bald meine erste Reise allein. Ich fürchte mich ein bisschen davor“, gestand eine Frau, deren Mann plötzlich verstarb. Erfahrungsberichte anderer Witwen oder alleinlebender Frauen gaben ihr die nötige Zuversicht.
Weitere Themen waren das Leben von Frauen in der aramäischen Gemeinde in Gronau und der Bericht der Mutter eines Kindes mit Behinderung. Im Gesprächskreis „Was brauchen Familien heute“ mit Annett Bretall, tätig in der ambulanten Erziehungshilfe und Kindertagespflege des Diakonischen Werkes, wurden Fragen des Wandels der Familien aus der Praxis erläutert. Als Bretall vor 25 Jahren anfing, ging sie nicht in Familien mit Alkohol- und Drogenproblemen. „Seit zehn Jahren ist das anders. Wir erhalten häufig vom Jugendamt den Kontrollauftrag in die Familien zu gehen“, so Bretall. Heute wechselten die Partner schneller. „In vielen Familien gibt es keinen Esstisch mehr. Es wird nicht mehr zusammen gegessen“, bedauerte Bretall.

Jutta Werges, Kita-Leiterin der „Arche Noah“ in Gronau, und Pfarrerin Christa Liedtke, Synodalbeauftragte für Kindertagesstätten im Kirchenkreis, bestätigten diesen Eindruck. „Der wirtschaftliche Druck der Mütter, arbeiten zu müssen, ist enorm groß“, so Werges, die deshalb die Kita über 45 Stunden pro Woche geöffnet hat. „Es ist besser, wenn das Kind 45 Stunden pro Woche in der Kita gut versorgt wird, damit Mütter und Väter nach der erledigten Arbeit auch Zeit haben für ihr Kind“, ergänzte Liedtke.

Text: Elvira Meisel-Kemper