Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Flüchtlinge nicht aus den Augen verlieren

Gemeinsam mit Vertretern der Katholischen Kirche besucht Superintendent Joachim Anicker die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Schöppingen.

Superintendent Joachim Anicker (re.) und Weihbischof Dr. Christoph Hegge – hier beim Kickerspiel mit Kindern aus Afghanistan – verschafften sich in Schöppingen einen Eindruck von den Unterbringungsbedingungen der Flüchtlinge.

Superintendent Joachim Anicker (li.) im Gespräch mit Einrichtungsleiter Ingo Ochtrup.

Einrichtungsleiter Ingo Ochtrup (v.re.) neben Weihbischof Dr. Christoph Hegge und Superintendent Joachim Anicker im Kindergarten der Schöppinger Einrichtung.

„Das Christfest fordert uns auf, genau hinzusehen, mitzufühlen und unsere nahen und fernen Mitmenschen – gerade Flüchtlinge und Schutzsuchende – nicht aus den Augen zu verlieren“, so Superintendent Joachim Anicker nach einem Besuch der Zentralen Unterbringungseinrichtung für die Erstaufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen, kurz ZUE, in Schöppingen (Kreis Borken). Gemeinsam mit Vertretern der Katholischen Kirche, des Kreises Borken sowie der Kommune Schöppingen, darunter Weihbischof Dr. Christoph Hegge, Kreisdechant Josef Leenders, Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster und Bürgermeister Josef Niehoff sowie Mitarbeitenden der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender verschaffte sich der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken einen Eindruck von der 1992 eröffneten Einrichtung.

„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ – aus diesem Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium (Kap. 25) leiten Christen ihre elementare Aufgabe ab, für verfolgte und gefährdete Menschen einzutreten. „Das nahende Weihnachtsfest mit seiner Zusage Gottes an jeden einzelnen lädt uns ein, für das uns Gegebene zu danken und an unsere Mitmenschen zu denken“, meint Anicker. Auch Weihbischof Hegge fordert zur Mitmenschlichkeit auf: „Wir können uns nicht vor die Krippe stellen und nicht die Not der Menschen sehen, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf der Flucht sind.“ Zugleich forderten die Vertreter der Evangelischen und Katholischen Kirche zuverlässige Rahmenbedingungen ein, um Flüchtlinge angemessen unterbringen und betreuen zu können. Eine „klare Positionierung der Politik“ sei unerlässlich.

Gemeinsamen Dialog am Ort und in der Region fortführen

Während eines Rundganges durch die ursprünglich als niederländische Kaserne errichtete Einrichtung informierte Ingo Ochtrup vom Dienstleistungsanbieter „European Homecare“ die Besucher über die Situation in Schöppingen, die seit nunmehr 23 Jahren als Zwischenunterbringung für Flüchtlinge dient. Der Betreuungsleiter erläuterte dabei die schwierige finanzielle, personelle und organisatorische Situation für die rund 60 Mitarbeitenden, die sich zeitweilig um mehr als 600 Flüchtlinge kümmerten. Gegenwärtig betreuten Mitarbeitende, vom Sozialarbeiter über Psychologen bis zu Küchenpersonal und Krankenschwestern, etwa 450 Menschen, viele von ihnen aus dem Kosovo, aus Afghanistan und Syrien.

Auf dem Gelände der Einrichtung, die getragen wird durch die Bezirksregierung Arnsberg, sind die Flüchtlinge in sechs Wohnkomplexen untergebracht. Es existieren zudem ein Kindergartenangebot, medizinische Einrichtungen oder eine Sporthalle. „In unserem Haus der Begegnung haben wir außerdem einen Kirchraum und eine Moschee eingerichtet“, berichtet Ochtrup. An zahlreichen Stellen zeigte sich den Besuchern aber auch die Notwendigkeit für bauliche Sanierungsarbeiten.

„Ein zentrales Problem ist die kurze Verweildauer der Flüchtlinge“, erklärt Ochtrup. „Jeden Tag kommen mehrere Busse, bringen Menschen und nehmen andere mit.“ Durchschnittlich bliebe ein Flüchtling lediglich 10 bis 14 Tage in Schöppingen, bevor er an seinen vorerst endgültigen Aufenthaltsort komme. „In dieser Zeit ist es kaum möglich, den Menschen die wichtigste Grundversorgung zukommen zu lassen.“ Umso mehr begrüßte der Einrichtungsleiter von „European Homecare“ den Austausch mit den christlichen Kirchen. „Wir müssen vor Ort und in der Region miteinander im Gespräch bleiben und Herausforderungen gemeinsam meistern“, so Ochtrup weiter.

Superintendent Anicker sowie Ortspfarrer Olaf Goos, Pfarrer Manfred Stübecke, kreiskirchlicher Beauftragter für Flüchtlingsfragen im Kirchenkreis sowie Pfarrer Helge Hohmann, Beauftragter für Zuwanderungsarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen, bekräftigten die Notwendigkeit des Dialogs – nicht zuletzt innerhalb der Gesellschaft. Gleichfalls warnten die Vertreter der Evangelischen Kirche im westlichen Münsterland erneut davor, einzelne Flüchtlingsgruppen, beispielsweise Roma oder aus dem Irak und Syrien stammende Schutzsuchende, in der gesellschaftlichen Debatte gegeneinander auszuspielen. Zuletzt hatte eine Synodaltagung des Evangelischen Kirchenkreises Mitte November zu mehr Engagement für Asylsuchende aufgerufen. 

Aufruf des Ev. Kirchenkreises zu mehr Engagement für Flüchtlinge >>>http://www.der-kirchenkreis.de/aktuell/details.html?tx_ttnews[tt_news]=1322&cHash=ae63714a70991a2f09bc1a1321a6830b