Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Familienmythos auf dem Prüfstand

Anlässlich seines traditionellen Neujahrsempfangs diskutiert der Evangelische Kirchenkreis über gegenwärtige Familienbilder in Kirche und Gesellschaft.

Kreiskantor Tamás Szöcs begleitete den Neujahrsempfang musikalisch.

Joachim Anicker, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken neben Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen und Jugendpfarrer Volker Rotthauwe.

Annette Dellwig, Referentin für Familienbildung, im Gespräch mit Angelika Weigt-Blätgen.

Das Thema "Familien heute" lud zum Gespräch ein.

Sabine Kortas (l.) neben Claudia Brinkmöller und Ulla Nimz.

Beisammensein zum Thema Familie.

Presbyterinnen und Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Suderwick.

Eine kritische Überprüfung christlicher Familienbilder forderte Angelika Weigt-Blätgen, leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, auf dem Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Anstatt an klassischen Vorstellungen von Ehe und Familie festzuhalten, betonte die 57-jährige Referentin am Sonntag, 20. Januar, christliche Nächstenliebe als Maßstab für familiären Zusammenhalt. Die „bürgerliche“ Ehe und Familie ließen sch nach den Worten der Vorsitzenden der Konferenz für Diakonie und Entwicklung nicht so einfach aus der Bibel ableiten. Vielmehr sollten Familien vorrangig für einander einstehen, Verantwortung übernehmen und sich mit Liebe begegnen. Unter der Überschrift „Vielfalt moderner Lebensformen – Reichtum oder Herausforderung?“, informierte Weigt-Blätgen vor rund 100 Gästen des Kirchenkreises aus evangelischen und katholischen Gemeinden, Politik, Kultur und Gesellschaft, über die neue Hauptvorlage der Evangelischen Kirche von Westfalen. Das Anliegen des Impulspapiers „Familien heute“ ist es, Familien zu stärken. Über ein Jahr hinweg diskutieren die Evangelischen Kirchengemeinden und Kirchenkreise in Westfalen gegenwärtige Familienbilder.

Die christliche Botschaft der Nächstenliebe hob auch Superintendent Joachim Anicker in seiner Begrüßung hervor. Zum Jahresauftakt lud der leitende Theologe des flächengrößten Kirchenkreises auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen die Menschen dazu ein, „einfach Mensch zu sein“: Mit einem mitfühlenden Herzen, zugleich mit Sachverstand und Phantasie sollten sie an einer Welt mitbauen, wie sie Gott gefallen würde. In Bezug auf die Hauptvorlage der Landeskirche verwies Anicker auf zahlreiche Expertinnen und Experten in den christlichen Kirchen, welche moderne Familienbilder mit den Menschen lebten und weiterentwickeln könnten. Neben der Arbeit am Mitmenschen in den Gemeinden und kreiskirchlichen Diensten luden Familienzentren, Kindertagesstätten, Jugendarbeit oder Familienangebote zu einer regen Diskussion ein. Auch Referentin Weigt-Blätgen forderte die Evangelische Kirche dazu auf, sich aktiv in der Bildungs- oder Sozialpolitik für Familien einzusetzen. Dabei regte sie eine Offenheit gegenüber „abweichenden Lebensformen“ an. In christlicher Perspektive wichen eben nicht gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Alleinerziehene oder Kinderlose vom Familienbild ab, sondern mangelnde Fürsorge, Missbrauch oder Gewalt.

Die Andacht von Superintendent Joachim Anicker als Download >>>

Mit dem Neujahrsempfang ging der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken im „Jahr der Toleranz“ der Frage nach, welche Bilder von Familie in Kirchengemeinden vorhanden sind und wo es wegen festgelegter Familienbegriffe zu Ausgrenzungen kommt. Die Hauptvorlage der Landeskirche betont die Funktion von Familie und definiert: „Familie ist da, wo Menschen dauerhaft und generationenübergreifend persönlich füreinander einstehen und Verantwortung übernehmen.“ Auf Einladung des Fachbereichs Bildung des Evangelischen Kirchenkreises verfolgten zahlreiche Gäste aus Bundes-, Landes oder Kreisparlamenten, Kommunen oder Kirche die Diskussion.

www.familien-heute.de.


Über die Referentin:

Angelika Weigt-Blätgen ist am 25.7.1955 in Dortmund geboren und dort in einem Arbeiterhaushalt aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie ab 1974 Evangelische Theologie in Bethel, anschließend in Münster. Sie engagierte sich im Vorstand der westfälischen Theologiestudierenden und vertrat die Studierenden in der Landessynode.

Als Vikarin lernte sie in der Schalom-Gemeinde in Dortmund-Scharnhorst praktische Gemeindearbeit. Bei der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. (Soest) arbeitete sie zunächst als theologische Referentin, dann als Mitglied der Geschäftsführung. Seit acht Jahren ist sie leitende Pfarrerin der Frauenhilfe.

Angelika Weigt-Blätgen ist Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und in zahlreichen weiteren kirchlichen Leitungsgremien: Haushaltsausschuss der EKD, Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK), Präsidium der Evangelischen Frauen in Deutschland sowie im diakonischen Bereich in NRW und bundesweit. Sie pflegt zahlreiche ökumenische Kontakte zu Frauenorganisationen in Polen, in den Ländern der Weltgebetstage und zu den Frauenabteilungen der ökumenischen Dachorganisationen.

Angelika Weigt-Blätgen ist geschieden und hat zwei erwachsene Söhne. Sie begeistert sich für moderne Literatur, Rock und Rock-Pop Musik, Fußball (Borussia Dortmund), moderne Kunst und Kino.