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Emmausgang erstmals ökumenisch

Die Borghorster Prinzen Schützen feiern den traditionsreichen Emmausgang am Ostersonntag erstmals seit 1823 mit katholischer und evangelischer Kirche – Ausdruck guter ökumenischer Beziehungen in Steinfurt.

Der König des Jahres 1956, Josef Brands, trägt die Laterne zum Emmausgang.Der Emmausgang (Foto: privat).

Seit 189 Jahren bereits erinnert die „Prinzen Schützengesellschaft von 1490“ in Steinfurt-Borghorst am Ostersonntag mit dem traditionellen Emmausgang an die Auferstehung Jesu. 1823 begründete der evangelische Fürst Alexius zu Bentheim und Steinfurt den christlichen Brauch im Münsterland mit dem Geschenk eines Messingkandelabers an die katholische Schützengesellschaft. Seither trägt der Schützenverein die prächtige Laterne am Osterfest vom Vereinsheim in die katholische Pfarrkirche. Am Ostersonntag, 31. März, feiern die Prinzen-Schützen den Emmausgang jetzt erstmals in ökumenischer Gemeinschaft. So endet der 190. Emmausbrauch in Borghorst mit einer Andacht beider christlicher Konfessionen in der katholischen Kirche St. Nikomedes. Der katholische Pfarrer Heinrich Wernsmann sowie Pfarrer Holger Erdmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Borghorst-Horstmar gestalten die Feier am höchsten christlichen Festtag ab 21.15 Uhr. Zu der Premiere sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen.

Als eine der ältesten ökumenischen Handlungen im Münsterland bezeichnet Pfarrer im Ruhestand Karl Holthaus, Ehrenmitglied der Prinzen-Schützen, die Schenkung des großen Messingkandelabers durch den evangelischen Fürsten an den katholischen Schützenverein in Borghorst. 1823 begründete das ehemalige Grafenhaus damit den Emmausgang in der Nachbarstadt. Der Kandelaber bietet Platz für drei Kerzen, welche die Dreieinigkeit Gottes darstellen. Einem Symbol, betonen die Borghorster Schützen, das evangelische und katholische Christen eint. Umso größer ist im Vorfeld des Osterfestes die Freude über den ersten ökumenischen Emmausgang, der jetzt auf Initiative des Ehremitgliedes Pfarrer Holthaus gefeiert wird.

Der christliche Brauch erinnert vor allem in Süddeutschland und Österreich an den Gang der Jünger Jesu nach Emmaus nahe Jerusalem, denen sich Jesus Christus unerkannt anschließt (Lukas 24, 13-29). In Steinfurt zieht die Schützengesellschaft der Prinzen bei Anbruch der Dunkelheit mit Fackeln und der aus Messing gefertigten Laterne mit österlichen Liedern zur Borghorster Pfarrkirche.

Aus welchem Grund der Anfang des 19. Jahrhunderts in den Fürstenstand erhobene Alexius den katholischen Schützen dieses Geschenk machte, geben weder die Dokumente des fürstlichen Rentamtes noch die Überlieferungen der Schützen Preis. Das ungewöhnliche, kostbare Geschenk des Fürstenhauses beeindruckte den damaligen Schützenvorstand derart, dass sie sich verpflichteten, in jedem Jahr am Ostersonntag bei Einbruch der Dunkelheit unter dem Singen österlicher Lieder vom Vereinslokal zur Borghorster St. Nikomedeskirche zu ziehen. Sollte der Emmausgang einmal nicht durchgeführt werden, so solle er künftig unterbleiben.

Dem Brauch nach entzündet der Schützenhauptmann seit 189 Jahren die drei Kerzen in der Laterne. Der Prinzenoberst und seine Adjudanten setzen sich anschließend an die Spitze des Zuges. Den Schützen und zahlreichen Gästen aus dem öffentlichen Leben der Stadt voran geht die vom amtierende Schützenkönig getragene Emmauslaterne. In der Kirche angekommen, spricht der Schützenkönig im Rahmen der Andacht die traditionellen drei Vater unser, für die Lebenden und Verstorbenen der Steinfurter Schützenvereine, für die Lebenden und Verstorbenen der Prinzen-Schützen und das dritte für ein persönliches Anliegen. Nach der Andacht kehren die Mitglieder zum Vereinslokal zurück und verweilen dort in gemütlicher Runde. Der Vorstand ist verpflichtet, bis zum Verlöschen der letzten Kerze die Stellung zu halten.

Hintergrund: Der Emmausgang in Borghorst
Nicht immer war das Innere der katholischen Nikomedeskirche das Ziel der Prinzen. Im Zuge eines lange schwelenden Streites innerhalb des Vereins kam es 1836 zur Abspaltung und Gründung eines neuen Vereins der Patrioten-Schützen. Im Vorfeld kam es bei Zusammentreffen der Gruppierungen bei den verschiedensten, auch kirchlichen Anlässen, immer wieder zu Feindseligkeiten.

In deren Folge verbot der Bischof zu Münster den Schützenbrüdern die Teilnahme an kirchlichen Anlässen. Die Kirchtüren waren somit auch für den Emmausgang der Prinzen verschlossen. In den darauf folgenden über 120 Jahren endete der Emmausgang daher vor der Kirchentür. Zum 150. Jubiläum 1973 öffneten sie sich wieder und so konnte der Gang der Schützen in seiner ursprünglichen Form wieder durchgeführt werden. Die festliche Andacht nach dem Einzug in die St.Nikomedeskirche ist seitdem wieder ein fester Bestandteil des christlichen Brauchs. Mit der Premiere einer ökumenischen Andacht im Anschluss an den Emmausgang schreiben die Prinzen die Tradition jetzt fort und tragen den guten ökumenischen Beziehungen in Steinfurt Rechnung. 

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