Die evangelische Kirchengemeinde Bocholt hat Seelsorger Andreas Eichler in den Ruhestand verabschiedet. In einem sehr gut besuchten Festgottesdienst am Pfingstsonntag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, den er mit Pfarrer Axel Gehrmann und Pfarrer Christian Wahl gemeinsam gestaltete, erhielt er von Letzterem den Segen.
„Ich habe dich als eine außergewöhnliche Persönlichkeit kennengelernt“, so Christian Wahl in seiner Dankesrede im Namen des Presbyteriums. Andreas Eichlers „tiefe Spiritualität und seine Warmherzigkeit“, hätten ihn tief beeindruckt. Mit seiner einfühlsamen Art hätte er in unzähligen Stunden wertvolle seelsorgerische Arbeit geleistet – nah am Menschen, wertschätzend und jeden Hilfesuchenden auf seine ganz besondere Art annehmend. „Dein Glaube hat uns allen immer wieder Hoffnung gegeben“, betonte Pfarrer Wahl.
„Andreas, du hast mit uns gearbeitet, geglaubt, zugehört, getröstet, hingeschaut und durch viele Besuche im Krankenhaus und in der Gemeinde mit uns gewirkt“, lobte auch Gemeindemitglied und ehemaliger Presbyter Heinz- Geert Thier, der bei der anschließenden Feierstunde ein Grußwort an den Neu-Pensionär richtete.
Eichler selbst hatte als gläubiger Christ in der DDR einst keinen leichten Stand gehabt und seinen Glauben gegenüber dem kirchenfeindlichen System immer wieder verteidigen müssen. „Dem zu vertrauen, der uns bedingungslos annimmt und trotzdem immer der Herr ist, in dessen Hand unser Leben liegt und mit dessen Geboten unser Leben gelingt, gründet in deinen damaligen Erfahrungen“, weiß Gebhart Groth, Mitglied des Presbyteriums, der sich ebenfalls mit persönlichen Worten bei dem 2014 ins Bonhoeffer-Haus gekommenen Andreas Eichler bedankte.
Passend erscheint in diesem Zusammenhang der Abschied an Pfingsten – dem „Geburtstag der Kirche“. Der Heilige Geist, der auf die Jünger herabkam, vereinte die Gläubigen als „Gottesvolk“ und erschuf die Institution Kirche. Auch nach außen hin traten die Gläubigen nun als Einheit auf – mit Gottes Wort als Mission. Dank der Feuerzungen, die zum Pfingstfest auf die Apostel niedergingen, konnten Menschen in allen Sprachen der Welt predigen und universell kommunizieren. Das Feuer steht seither als vielfältiges Symbol. Auf der einen Seite symbolisiert es Wärme, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit unter den Christen – jenseits aller Grenzen. Gleichzeitig löscht es das Böse aus, reinigt und schafft Platz für Neues – für Andreas Eichler in seinem neuen Lebensabschnitt ebenso wie für die evangelische Kirchengemeinde Bocholt. Denn am Standort Bonhoeffer-Haus wird es in Zukunft keinen regulären Gottesdienst und auch keinen Konfirmandenunterricht mehr geben. „Das Bonhoeffer-Haus bleibt aber als Gemeindehaus erhalten“, stellte Christian Wahl klar. Das „Bonne“, wie es intern gerne genannt wird, konzentriere sich nun unter Leitung von Gemeindepädagogin und Diakonin in Ausbildung Sandra Wildgrube-Dieckmann auf die Familienarbeit und auf das durch die Landeskirche geförderte Projekt „Spirit Point“. Ziel ist es auch, das „Bonne“ als Begegnungszentrum und Treffpunkt im Quartier zu etablieren – konfessions- und generationsübergreifend und die pfingstliche Botschaft weiterdenkend.
Text: K. Wiegel