Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Eine Anleitung zum Beten

Pfarrer Stefan Jürgens las in der Kleinen Kirche Burgsteinfurt aus seinem neuen Buch

v.l. Esther Brünenberg-Bußwolder und Stefan Jürgens. Foto: C. Mertins

Eine Anleitung zum Beten? Braucht man das? Ist das nicht eine höchst persönliche und individuelle Angelegenheit?
Pfarrer Stefan Jürgens hat mit seinem neuesten Buch „Auf DU und DU. Wie Beten geht“ tatsächlich eine kleine Gebetsschule entworfen. Aber nicht, weil er Vorschriften bezüglich der Gebetspraxis machen möchte, sondern weil er Hilfestellung auf dem Weg zu einer vertieften Beziehung zu Gott geben möchte. Denn genau das ist Beten in seinen Augen: Beziehungspflege mit Gott.

Der in Borghorst geborene katholische Priester hat die Corona-Pause genutzt, um mehrere Bücher zu schreiben. Auf Einladung der Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, vertreten durch Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder, stellte er dem Publikum in der Kleinen Kirche Burgsteinfurt sein aktuelles Buch vor.

Der Pfarrer erzählte von seinen eigenen Problemen mit dem Beten, von der Erfahrung, dass die Worte fehlen, Gott schweigt oder Bitten scheinbar nicht erhört werden. „Viele Menschen geben das Beten auf, weil es, wie sie sagen, nichts bringt“, so Jürgens. So wird Gott oft wie ein Feuerwehrmann betrachtet, der in der Not ein Problem aus dem Weg räumen soll. Jürgens bezeichnet dieses Gottesverständnis als „magisch“ und „nicht erwachsen“.

„Vielmehr geht es beim Beten um den Beziehungsaspekt zwischen Beter und Gott, auf die Worte kommt es dabei gar nicht so sehr an“, ist Jürgens überzeugt. Jedes Gebet könnte auch ein Liebeslied sein, weil es um Beziehung geht. Dennoch, so Jürgens, solle man sein Beten nicht überfordern oder besondere Gefühle erwarten. Wichtiger ist die Regelmäßigkeit, eine feste Zeit, ein kleines Ritual, um in diesem freien Raum Gottes Gegenwart zu erleben. Dann gelingt auch der Perspektivwechsel bezüglich der Sorgen: „Sage nicht deinem Gott, dass Du ein Problem hast, sondern sage deinem Problem, dass Du einen Gott hast“. Mit solchen prägnanten wie auch erfrischenden Sätzen unterhielt der Medienprofi Jürgens, der langjähriger Sprecher des Wortes zum Sonntag, die Zuhörerinnen und Zuhörer vortrefflich und beschenkte sie darüber hinaus mit exzellentem Klavierspiel und Gesang.
Claudia Mertins