Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Ein Netzwerker, Anwalt und Querdenker

Mit einem denkwürdigen Vortrag des Theologen Traugott Jähnichen verabschieden die drei Kirchenkreise im Münsterland Bernd Müller in den Ruhestand.

Mit einem Ständchen verabschiedeten die Vorsitzenden der Synodalen Ausschüsse für gesellschaftliche Verantwortung im Münsterland (v.li.) Dr. Reinhold Hemker, Edgar Wehmeier und Dr. Jens Dechow sowie Superintendent Joachim Anicker am Piano jetzt Bernd Müller aus dem kirchlichen Dienst

Regionalreferent Bernd Müller.

Als Netzwerker, Anwalt und Querdenker verabschiedet sich jetzt Bernd Müller aus dem aktiven Dienst in der Evangelischen Kirche. Über 41 Jahre hatte der engagierte Christ in der Evangelischen Kirche von Westfalen gearbeitet, zuletzt als Regionalreferent für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt im Institut für Kirche und Gesellschaft mit Sitz in Nordwalde. In der Evangelischen Jugendbildungsstätte verabschiedeten Freunde, Weggefährten sowie Kolleginnen und Kollegen Müller Ende November auf Einladung der drei Synodalen Ausschüsse für gesellschaftliche Verantwortung in den Ruhestand.

„Die Erwartung auf kurzfristige Rendite und Kapitalerträge ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen“, stellte in der Jugendbildungsstätte Prof. Dr. Traugott Jähnichen fest. Ein Vortrag des evangelischen Theologen, der an der Ruhr-Universität Bochum den Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre innehat, zum Thema „Geld regiert die Welt: die Finanzmärkte bändigen und in den Dienst stellen“ bildete den inhaltlichen Rahmen für die Verabschiedung von Bernd Müller.

Der langjährige Kirchenmitarbeiter und einstige Jugendreferent hatte sich bewusst eine „Vertiefung und Fortführung eines Impulses der Sozialinitiative der Kirchen“ gewünscht, dem Jähnichen wortgewandt und fachkundig nachkam. Schließlich sei die Kirche nach einem Wort Dietrich Bonhoeffers nur Kirche, wenn sie für andere da sei, so Müller. Das Bonhoeffer-Zitat charakterisiert denn auch Müller als engagieren, ruhelosen Streiter für die legitimen Interessen kaum gehörter Gruppen und Minderheiten. So setzte sich Müller in den zurückliegenden 15 Jahren als Regionalreferent am IKG im Münsterland für Arbeitslose ein, fragte nach dem Schicksal von Migranten und Schutzlosen oder wirkte an der Weiterentwicklung der Hauptvorlage „Familien heute“ mit.

Kirchen kommt eine Vorreiterrolle auf europäischer Ebene zu

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete dabei der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. In Raesfeld zuhause, arbeitete Müller für das IKG von Nordwalde aus. Zudem engagierte sich der Prädikant von 2004 bis 2012 im Kreissynodalvorstand des flächengrößten Kirchenkreises auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen. Er diente seinen Mitmenschen als Mediator und Konfliktlotse und forderte stets eine gesellschaftlich relevante Kirche ein. „Die gesellschaftliche Verantwortung unserer Kirche und eine ehrliche Frömmigkeit schließen sich nicht aus“, ist sich Müller sicher. Mit seiner kooperativen, zugleich in der Sache hartnäckigen Weise begleitete Müller über die drei Ausschüsse für gesellschaftliche Verantwortung im Gestaltungsraum 1 hinaus den Ökumenischen Runden Tisch Kirche und Landwirtschaft, er hielt stets enge Kontakte zu gewerkschaftlichen Vertretern und wirkte mit im Arbeitskreis Kirche Handwerk. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst koordiniert Müller zukünftig die gemeinsamen Aktivitäten der kreiskirchlichen Ausschüsse für gesellschaftliche Verantwortung im Münsterland. Schließlich machen politische Fragestellungen und gesellschaftliche Themen keinen Halt vor Landes- oder Kirchengrenzen.

Mit dem Referenten Traugott Jähnichen teilte Müller letztlich die Einschätzung, dass den christlichen Kirchen in einem vereinten Europa die Rolle zukomme, enteilte Finanzmärkte und aus dem Ruder gelaufene Wirtschaftsweisen durch eine Renaissance der Politik zu bändigen. „Hier kommt den Kirchen eine Vorreiterrolle zu, beispielsweise in Form der Konferenz Europäischer Kirchen, kurz KEK“, so Jähnichen. Aber auch den Konsumenten beschied der Referent eine aktive Rolle zu. Schließlich könnten sie globalisierte Märkte moralisieren oder aber durch ihr Kaufverhalten bestehende Ungleichheiten zementieren. 

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