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Ein „Fenster zum Himmel“

WDR überträgt Rundfunkgottesdienst aus der Evangelischen Johanneskirche Gemen

An der Schnittstelle von Gottesdienstraum und Rundfunkanstalt (Foto: Thomas Hacker)

Die wohl wichtigste Regel für Radioübertragungen ist zugleich auch die bitterste. „Im Radio sieht man nichts“, wandte sich Petra Schulze, Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, unmittelbar vor Beginn der Live-Übertragung an die Gottesdienstbesucher in der Johanneskirche. Für 58 Minuten war der Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Gemen live an unzähligen Radios der angeschlossenen Radiosender WDR 5, NDR Info und RBB Kultur zu verfolgen.

Unsichtbar für die Radiohörer blieben die schlichte jahrhundertealte Kirche, die Anspannung der Gemeindeglieder und die 15 Mikrophone, die aus allen Winkeln der Kirche den Klang von Kanzel, Chor und Orgel übertrugen. Diese bediente Toningenieur Martin Andrae aus dem nahegelegenen Übertragungswagen, vor ihm ein riesiges Mischpult und ein Bildschirm mit Szenen aus der Kirche. Dabei waren die WDR-Mitarbeiter über die Bedingungen in der Kirche anfangs wenig glücklich. „Vor allem die Außengeräusche haben uns sehr gestört“, meinte Andrae, denn die alte Kirche liegt direkt an zwei Hauptstraßen. 
Am Sonntag allerdings war während des Gottesdienstes davon nichts zu hören. Nachdem zwei Lichter die Gemeinde kurz nach 10 Uhr über den Beginn der Radioübertragung informierten, klappte alles generalstabsmäßig. Dabei war die Generalprobe Tags zuvor noch um Minuten zu lang. Nun aber feierte Pfarrerin Barbara Werschkull mit dem evangelischen gemischten Chor, unterstützt durch Orgel und Saxophon, mit den Gottesdienstbesuchern einen Radiogottesdienst, für den die Pfarrerin anschließend aus der ganzen Republik viel Lob bekam.

Als die WDR-Leute bereits abbauten, stand sie den Radiohörern zwei Stunden lang am Telefon für Lob und Kritik zur Verfügung. Viele erklärten, wie gelungen sie den Gottesdienst fanden. Sogar eine ehemalige Gemenerin rief an, die über die Radiopredigt sehr erfreut war. Werschkulls Predigt zur „Speisung der Fünftausend“ auf der Grundlage des Fensters der Weseler Bäckergilde mit dem Thema „Fenster zum Himmel“ fand besonderen Anklang. 
Monatelange Vorbereitungen waren für die Übertragung nötig. Rundfunkbeauftragte Petra Schulze hatte vorab gemeinsam mit Pfarrerin Werschkull intensiv über die radiokonforme Ausrichtung des Gottesdienstes gesprochen. „Der Anteil von Wort- und Musikbeitrag musste stimmen und der Gottesdienst sollte abwechslungsreich gestaltet sein“, so die Pfarrerin. Der Vorschlag, den Gottesdienst der Gemener Gemeinde live zu übertragen, kam ursprünglich von der Landeskirche. „Wir besuchen gerne lebendige Gemeinden“, so Schulze, und genau von dieser Seite zeigte sich die Gemener Gemeinde während der Übertragung. Dafür wurden alle Beteiligten anschließend mit einem befreienden Applaus belohnt  – nachdem das rote Lämpchen erloschen war.

 

Text: Thomas Hacker