Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

„Dialog ist Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden“

Islam-Beauftragter Ralf Lange-Sonntag besuchte Pfarrkonferenz und gab Praxistipps

Ralf Lange-Sonntag

„Muslime in der kirchlichen Praxis. Wie ist ein christlich-islamischer Dialog möglich? lautete das Thema der Pfarrkonferenz des Ev. Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken im Juni. Zu Gast war der Islam-Beauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ralf Lange-Sonntag.

„Es gibt nicht den Islam“ stellte Lange-Sonntag zu Beginn seines Vortrags klar, „wie im Christentum gibt es auch im Islam unterschiedliche Ausprägungen“. Auch ein zweiter wichtiger Punkt dürfe nicht in Vergessenheit geraten: „Die Identität eines Menschen wird nicht nur durch seine Religion geformt.“ Neben dem Bekenntnis zu einer (oder keiner) Religion, zeichne ein Mensch sich auch durch seine Eigenschaft als Fußballfan, Hobbysportler oder Westfale aus.

Zum Einstieg präsentierte Lange-Sonntag einige Zahlen des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes (REMID). Demnach leben in Deutschland 5,1 Millionen Muslime. Diese Zahl hält Lange-Sonntag für „zu hoch gegriffen“. Da es, anders als in den christlichen Kirchen, keine amtlichen Statistiken gebe und ein Austritt nicht erfasst würde, handele es sich bei den Zahlen um Schätzungen. Der Großteil der in Deutschland lebenden Muslime ist sunnitisch geprägt. In Westfalen leben vor allem türkische Muslime, aber auch solche aus arabischen Ländern und Bosnien.

Die muslimischen Gemeinden in Deutschland sind als Moscheevereine in verschiedenen Verbänden organisiert, der mit Abstand größte und bekannteste ist die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB). Sie umfasst 960 Moscheevereine und hat nach eigenen Angaben rund 150.000 Mitglieder. DITIB ist eng mit dem türkischen Staat verbunden und steht in direkter Abhängigkeit zur türkischen Religionsbehörde Diyanet. Die Imame, die für DITIB in Deutschland tätig sind, sind türkische Beamte.

„Wir sollten mit allen Gruppierungen Gespräche führen“, ermutigte Lange-Sonntag die anwesenden PfarrerInnen, „der Dialog ist ein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden und Ausdruck unseres Einsatzes für die Religionsfreiheit.“ Man dürfe nicht den Fehler begehen, örtliche Moscheevereine mit der türkischen Regierung gleichzusetzen. Gleichwohl sollte man bei gemeinsamen Veranstaltungen Wert auf den religiösen Charakter legen und auf nationale Symbole verzichten. Kritische Themen, wie die Situation der Menschenrechte in der Türkei, können im Gespräch offen angesprochen werden, so Lange-Sonntag: „Moscheevereine sollten ermutigt werden, sich hinter die deutsche Verfassung zu stellen und sich – auch öffentlich – entsprechend zu positionieren.“

Zur Durchführung von Kasualien und offiziellen Anlässe unter Einbeziehung einer muslimischen Gemeinde lautete der Rat des Theologen: „Treffen Sie klare Absprachen und gestalten Sie alles transparent“. Er unterscheide zwischen drei Arten der Gestaltung: dem interreligiösen Gebet, dem multireligiösen Gebet und dem Gottesdienst mit liturgischer Gastfreundschaft. Die Form des Zusammenwirkens müsse bei jedem Anlass genau überlegt und abgesprochen werden. Von der Ev. Kirche gebe es dazu hilfreiche Handreichungen und Modelle.